Einer der besten Hochtöner der Welt

Im Hochtonbereich der phli mini U findet sich ein echtes Schmankerl: Der Air Motion Transformer vom Tessiner Hersteller Precide. Genauer gesagt bezieht Thomas Flammer die gefalteten «Heil A.M.T.»-Membranen und setzt diese in ein eigens von Airplain entwickeltes Hochleistungsmagnetsystem ein. Seine aussergewöhnlich hohe Qualität der Hochtonwiedergabe hat der Original-A.M.T. bereits verschiedentlich unter Beweis gestellt. Es gibt nur wenige Hochtöner, die eine dermassen mühelose Ansprache mit höchster Feinzeichnung anbieten – ohne jeglichen Anflug von Härte bei Fortissimo-Passagen.

Der Hochtöner der phli mini U arbeitet nach dem Prinzip des Air-Motion-Transformers und klingt selbst bei Fortissimo-Passagen völlig unangestrengt.

Martin Dürrenmatt von Precide besitzt jahrzehntelange Erfahrung bei der Fertigung dieses Schallwandlers (genauer gesagt: seit 1990!): Dessen Membrane ist nicht plan, sondern vorhangähnlich gewellt. Die Leiterbahnen verlaufen in den Falten der Kunststofffolie und liegen permanent in einem starken Magnetfeld. Fliesst nun ein Signal in der Form von Wechselstrom durch die Leiter, so werden die Falten im Takt der Musik beim Plussignal zusammen- und beim Minussignal wieder auseinandergedrückt. Dies hat zur Folge, dass das elektrische Signal sehr effektiv in Schall umgesetzt wird: Die Luft wird mit sehr hoher Geschwindigkeit aus den Falten gepresst und wieder «eingesaugt», was zu einer mehr als fünfmal effizienteren Schallerzeugung führt als bei einer flachen Folie gleichen Grundquerschnitts. Aus diesem Grund heisst dieser Schallwandler denn auch treffend «Luft-Bewegungs-Transformator».

Airplain verwendet die originalen Heil-A.M.T.-Folien von Precide und hat dafür ein leistungsstarkes Neodym-Magnetsystem entworfen.

Ein weiterer grosser Vorteil: Die Grundresonanz des Heil A.M.T. liegt prinzipbedingt deutlich tiefer als bei einem vergleichbar grossen Bändchen und ist ausserdem stärker bedämpft. So tritt sie akustisch kaum in Erscheinung, und der A.M.T. überträgt sage und schreibe bis zu 600 Hertz hinunter. Aus Gründen der Belastbarkeit wird er in der phli mini U knapp unter 1000 Hertz abgekoppelt. So werden aber immer noch mehr als vier Oktaven durch einen einzigen Treiber homogen und frei von akustischer Phasendrehung übertragen.

Angetrieben werden die vier Treiber durch ein aktives Dreiwege-Verstärkermodul in stromsparender Class-D-Technik. Üppige 500 Watt stehen für die beiden Tieftöner zur Verfügung, 250 bzw. 150 Watt für den Mittel- und den Hochtöner. Natürlich spricht man hier nicht von Dauerleistung. Vielmehr geht es darum, Impulsspitzen ohne Limitierung in Schall umzusetzen. Ein effizientes Schaltnetzteil sorgt dafür, dass keine Stromengpässe auftreten. Airplain spezifiziert für die phli mini U einen Schalldruck grösser als 105 dB. Wie der Hörtest zeigte, kennt dieser kompakte Lautsprecher in der Praxis kaum Pegelgrenzen. Noch wichtiger: Auch beim Lauthören klingt die phli mini U niemals hart oder angestrengt.

Die Elektronik umfasst ein aktives Dreiwege-Class-D-Verstärkermodul sowie eine aufwändige digitale Signalverarbeitung (DSP).

Handmade in Switzerland

So viel Schallleistung aus dermassen kompakten Abmessungen erfordert ein extrem vibrationsarmes Gehäuse mit einem sehr geringen Verlustfaktor. So setzt Thomas Flammer bei seinen Lautsprechern aufwändig in Handarbeit gefertigte, komplett verschweisste Edelstahlgehäuse ein. Er konnte bei deren Konzeption auf seine eigene berufliche Vergangenheit im Metallbau zurückgreifen und eine einzigartige Zusammenarbeit mit einem Unternehmen im Zürcher Oberland aufbauen.

Die Gehäuse werden innen zusätzlich mit speziellen «Honeycomb»-Platten gedämmt – einer Sandwich-Struktur aus Edelstahl und Aluminium, die auch im Flugzeugbau zum Einsatz kommt. Die beiden seitlichen Gehäusewände sind gegeneinander über sechs Achsen verschraubt, um dem massiven Schalldruck der beiden Tieftöner standzuhalten. Die separaten Innenvolumen für den Mittel- und Hochtonbereich sind mit Schafwolle (ebenfalls aus Schweizer Herkunft) bedämpft.

Die Gehäuse sind innen zusätzlich mit perforierten Honeycomb-Platten in Stahl-/Aluminium-Sandwich-Bauweise belegt.

Rückseitig ist das DSP- und Verstärkerboard eingebaut. Es sitzt abgetrennt (und deshalb akustisch unbeeinträchtigt) in einem eigenen Gehäuseabteil. Punkto Connectivity bietet die phli mini U sowohl einen Digital- wie einen Analogeingang an. Beide sind als XLR-Buchse ausgelegt. Wer die Lautsprecher analog via Cinch oder digital koaxial ansteuern möchte, kann dies mittels Adapterkabel ebenfalls tun. Die digitale Verbindung über AES/EBU hat den Vorteil, dass man auch Kabellängen von über 20 m realisieren kann. Hingegen benötigt man am AES/EBU-Ausgang des Streamers gegebenenfalls einen Splitter, um parallel den linken und den rechten Kanal versorgen zu können. Als Option ist auch eine professionelle Dante-Netzwerkschnittstelle (24/96) erhältlich, sodass die Quelle sich auch an einem weiter entfernten Ort befinden kann.

Die phli mini U kann digital oder analog angesteuert werden. Auch ein optionales Dante-Netzwerk-Modul ist integrierbar.

Die digitale Ansteuerung hat den theoretischen Vorteil, dass eine Analog-Digital-Wandlung entfällt. Die DSP-Einheit in der phli mini U können auch HiRes-Signale in 24 Bit/96 kHz direkt verarbeiten. Da der Aktivlautsprecher keine eigene Lautstärkeregelung anbietet, muss diese beim Quellgerät dann auf digitaler Ebene stattfinden. In unserem ausführlichen Hörtest kamen ein Roon Core als Musikserver im Zusammenspiel mit einem DSP501 von Weiss Engineering zum Einsatz. Letzterer bietet zwei AES/EBU-Ausgänge an. Die Lautstärke wurde innerhalb der Roon-Software vorgenommen. Alternativ kann man die phli mini U ganz «normal» als Aktivlautsprecher über einen analogen Vorverstärker ansteuern.