Canton DM 900 – Klein und sehr fein
Das DM-900-Virtual-Surround-System stammt vom Audiospezialisten Canton und gehört zur Testgruppe der nicht netzwerkfähigen, klanglich hochwertigen Soundbar-Subwoofer-Systeme. Was hier verblüfft, ist die schon fast beängstigend dünne Soundbar, die man liebevoll als "Sound-Spargel" bezeichnen könnte. So wird es hochinteressant zu erfahren, was dieses mit einem Preis von 1190 Franken nicht gerade billige Soundbar-Subwoofer-System klanglich hergeben wird.
Elegant und hochwertig
Diese Soundbar ist nicht nur elegant, sie ist auch tadellos und wertig verarbeitet. Da kommt, trotz der Tatsache, dass hier HDMI-Anschlüsse fehlen, echte Freude auf. Vorhanden sind je ein optischer und ein koaxialer Digitaleingang sowie ein Analog-Eingang mit Cinch-Buchsen. Weshalb da noch ein Subwoofer-Ausgang vorhanden ist, leuchtet zunächst nicht ganz ein. Der zu diesem System gehörige Subwoofer erhält seine Signale ja per Bluetooth.
Die mitgelieferte Fernbedienung ist recht gross und liegt gut in der Hand. Doch die wichtigsten Funktionen kann auch die TV-Fernbedienung übernehmen. Zu loben ist die Bass/Treble-Klangregelung, mit der das Klangbild den persönlichen Wünschen in einem weiten Bereich angepasst werden kann.
Punkto Raumempfinden gibt es zwei Möglichkeiten: normales Stereo oder Virtual Surround Sound. Schon fast überflüssig zu erwähnen, dass auch dieses Soundbar-Subwoofer-System über Bluetooth mit aptX Verbindung zu Smartphones aufnehmen kann. Dass der Ton absolut synchron mit dem Bild verläuft, garantiert die eingebaute LipSync-Funktion.
Für unterschiedliche Platzierungen gibt es drei Voreinstellungen: Flat-TV / vor Flat-TV / in Rack oder Regal. Obwohl das Display der Soundbar unter einem Lochgitter versteckt wurde, ist es gut ablesbar. Das Gehäuse dieser Soundbar besteht aus resonanzarmem HDF (Hochdichte Faserplatte) und ist mit 4 Mitteltönern mit 5 cm Durchmesser und zwei 19-mm-Gewebekalotten bestückt.
Qualität vor Quantität
Ebenfalls einen Topeindruck hinterlässt der Subwoofer. Er sieht mit seinen eleganten Alufüsschen aus wie ein echtes High-End-Gerät. Und auch seine Unterseite bietet einen erhebenden Anblick. Das hochwertige 22 cm grosse Langhub-Chassis ist eine wahre Augenweide. Es besitzt eine bemerkenswert grosse Gummi-Umrandung, welche die grossen Auslenkungen der Membran erst ermöglicht.
Eine Bassreflexöffnung, welche die Potenz im Bass verstärken, aber das Impulsverhalten nicht unbedingt verbessern würde, fehlt hier. Canton setzt hier ganz audiophil auf ein geschlossenes Gehäuse und entzerrt den Bass elektronisch. Dies bedeutet Qualität vor Quantität. Der Subwoofer verbindet sich automatisch per Bluetooth mit der Soundbar, lässt sich aber auch per Kabel verbinden.
Messungen
Beim Betrachten der Frequenzschriebe fällt hier auf, dass der Verlauf insgesamt frei von Resonanzen und sehr ausgewogen ist. Zu bemerken ist allerdings eine kleine Betonung des Frequenzbereichs um 800 Hz. Dies ist jedoch ganz und gar nicht klangschädigend und kann einem derart kompakten System zu mehr "Brust" verhelfen.
Der Bass ist in weitem Bereich regelbar und reicht nicht ganz so tief hinunter wie bei anderen Bassreflex-Systemen. Doch weiss man, dass geschlossene Bassgehäuse zwar einen nicht ganz so pegelstarken Bass wie solche mit Bassreflex bieten, dafür impulstreuer klingen. Die Wirkung der Klangregler ist absolut ausreichend. Gerade im Hochtonbereich kann das Klangbild von hell bis dunkel eingestellt werden. Insgesamt tadellose Messresultate, die einiges an Klangqualität erwarten lassen.
Musik, voluminös und angenehm
Das DM-900-System bietet ganz und gar nicht das aufgrund der extrem schlanken Soundbar vermutete, eher mickrige Klangbild. Ganz im Gegenteil, was da die Canton-Klang-Ingenieure geleistet haben, ist absolut erstaunlich. So erscheinen auch die tiefen Streichinstrumente bei klassischer Musik voluminös und sehr angenehm.
Die so heiklen Violinen sind frei von Verfärbungen und gut definiert. Wie diese Sound-Spargel, nicht zuletzt dank der Ergänzung durch den Basswürfel, auch einen grossen Konzertflügel in den Abhörraum zaubern kann, ist doch recht erstaunlich.
Bei grossorchestralen Aufnahmen ist die Klangbühne natürlich nicht sehr breit. Da liegt die Versuchung nahe, doch mal auf die Schnelle den Virtual Sound auszuprobieren. Das nun folgende Klangerlebnis ist zwar streng genommen weder puristisch noch audiophil, jedoch absolut beeindruckend. Der Klangkörper eines Sinfonieorchesters erscheint nun plötzlich mit der doppelten Breite und sogar mit einer guten Tiefenstaffelung.
Dies natürlich nur dann, wenn man genau vor dem Balken sitzt. Dasselbe Erlebnis dann auch bei sakraler Orgelmusik. Wie sich hier der Raum öffnet und die Orgel in bemerkenswerter Grösse erscheinen lässt, ist verblüffend. Aber auch bei Jazz, Rock und Pop lässt sich dieses kleine System nicht lumpen und kann kleinere Räume mit einem kraftvollen, breitbandigen Klang beschallen.
Movie-Spektakel
Bei Filmen fragt in der Regel niemand nach einem puristischen Hi-Fi-Klang. Nein, hier ist eine eindrückliche Klangshow gefragt. Und die kann dieses System, dank seinem raffiniert arbeitenden Virtual Sound wahrhaft bieten. Da sind bei guten Filmen Geräusche von weit links oder rechts und auch aus der Mitte und Tiefe zu vernehmen.
Das Ganze wirkt spektakulär und dennoch nicht nervend. Die Sprachverständlichkeit ist tadellos und Dialoge sind, auch wenn sie von Geräuschen gestört werden, gut verständlich. Die Dynamik bei Action-Streifen ist bis zu einem gewissen Pegel ganz beachtlich. Für kleinere Pantoffelkinos reicht die Potenz dieses kompakten Systems sehr gut aus.
Fazit
Das DM-900-Virtual-Surround-System von Canton bietet eine sehr hochwertig verarbeitete und superkompakte Soundbar samt Subwoofer. Wer ohne Heimnetzwerk und ohne HDMI-Ein- und Ausgänge leben kann, erhält hier ein sehr gut klingendes Musik-Movie-System mit einem wirkungsvollen, virtuellen 3D-Sound.