Der Traditionshersteller JBL lanciert in diesem Winter ein wahres Feuerwerk an neuen True-Wireless-In-Ear-Kopfhörern. Bereits im Test hatten wir im Dezember den Reflect Mini NC, der sich als wasserdichter Hörer für Sport und Outdoor-Aktivitäten anbietet. Der neue Live Free NC+ ist stylischer, eleganter und setzt den Fokus auf Ergonomie und Design. Gleich vier Farbvarianten stehen zur Auswahl. Mit seiner kabellosen Schnellladefunktion und der neusten Version des JBL Noise Cancelling verfügt er aber auch über die angesagten Tech-Features.
Wie schlägt sich der JBL Live Free NC+ im inzwischen hart umkämpften Gebiet der True-Wireless-Kopfhörer? Wir hatten ihn ausgiebig zum Test.
Tragekomfort
Bei jedem In-Ear gilt es erst zu prüfen, ob die Anpassung an die eigenen Ohrphysiognomie gelingt. Nur wenn die Hörer weitgehend ohne Druckpunkt im Gehörgang liegen, kommt auch längerfristig Spass beim Hören auf. Der klanglich beste Hörer wird wertlos, wenn er mit einer Druckstelle schon nach kurzer Tragezeit zu nerven beginnt. Die Liste mit zum Teil hochpreisigen Hörern, welche einem die Freude am Produkt schon bald schmerzhaft vergraulen, ist erstaunlich lang.
Die True-Wireless-Hörer – also Hörer ohne Bügel und Kabel – sollten zudem mit einer gewissen Sicherheitsmarge fest am Ohr sitzen. Einen Sturz auf den Asphalt quittieren sie schon mal mit einem Komplettausfall. Trotzdem dürfen sie für den Tragekomfort nicht zu stark an die Aussenwand des Gehörgangs drücken. Ein Spagat, der längst nicht allen Herstellern gelingt.
Der JBL Free Live NC+ bietet drei Gel-Kappen in unterschiedlichen Grössen für die Anpassung an den Sitz im Gehörgang an. Ein zusätzlicher Ring aus Kautschuk am Knopfgehäuse sollte durch den Kontakt mit der Ohrmuschel zusätzlich für Halt sorgen. Ob es funktioniert, hängt ganz von der Ohrform ab. Bei unseren Testpersonen waren die Reaktionen gespalten. Eine Testperson empfand den Halt und Tragekomfort als sehr gut, während eine andere Person speziell den mangelnden Halt beklagte. Allgemein positiv beurteilt wurde die hautfreundliche Oberfläche und das extrem leichte Gewicht.
Bedienung
Die Kopfhörer können grundsätzlich über die App My JBL Headphones, manuell über die berührungsempfindliche Aussenseite oder per Sprachassistenten bedient werden. «All-Access Touchsteuerung» nennt das JBL.
Die Touchsteuerung ist an den Aussenseiten gut zugänglich, reagiert sofort auf Berührungen und erlaubt Grundfunktionen wie Play/Stop oder die Wahl des nächsten Musikstückes. Auch Telefonanrufe können per einfachem Tippen angenommen und beendet werden. Die Sprachassistenten lassen sich ebenfalls via Touchsteuerung direkt am Kopfhörer aktivieren.
Zusätzliche Funktion finden sich in der App My JBL Headphones. So lassen sich zwei Smartphones verbinden, sofern beide über Bluetooth 5 verfügen. Für die Umgebungsgeräuschkontrolle bietet die App drei Modi an: Das Active Noise Cancelling zur Unterdrückung der Aussengeräusche im Büro oder im öffentlichen Verkehr sowie den Ambient-Aware-Modus, im Prinzip die Umkehrung: Umgebungsgeräusche werden verstärkt, was praktisch ist zum Mithören von Durchsagen am Flughafen oder Bahnhof.
Im dritten Modus «TalkThru» wird die Lautstärke stark reduziert, um zum Beispiel im Büro kurz ein Gespräch mit einem Kollegen zu führen. Das recht gute Active Noise Cancelling ermöglicht es, ungestört im Zug zu arbeiten oder zu lernen. Leider stört aber ein gewisses Restrauschen bei eingeschaltetem Noise Cancelling. Die Umgebungsgeräuschkontrolle lässt sich auch komplett ausschalten.
Zudem hält die App die Möglichkeit bereit, über den Equalizer den Klangcharakter zu steuern. Die eingestellten Presets greifen ziemlich drastisch in den Frequenzgang ein. Gut gefallen hat dann aber die Möglichkeit, mit dem sehr variablen Editor eigene EQ-Einstellungen anzulegen.
Verbinden
Die Hörer verbinden sich dank Bluetooth 5 schnell und fehlerfrei mit den jeweiligen Geräten. Bei neueren Android-Geräten mit Google Fast Pair erfolgt die Verbindung fast schon rasend schnell. Da sowohl der linke als auch der rechte Ohrknopf sich separat und direkt mit dem Smartphone verbinden, ergibt sich keine Latenz zwischen den beiden Ohrhörern. Dies ist ein Problem, an dem viele andere True-Wireless-Kopfhörer der ersten Generation krankten, da sie das Audiosignal von einem Hörer an den zweiten weiterreichten.