Gerade mal 17,3 x 13,0 Millimeter oder 2,25 Quadratzentimeter klein ist ein Micro-FourThirds-Bildsensor. Darauf platziert Panasonic bei der neuen Lumix GH6 zum ersten Mal überhaupt mehr als 20 Megapixel.
Ein neuer 25-Megapixel-Sensor und ein neuer Prozessor erlauben dem aktuellen Flaggschiff der Micro-FourThirds-Kameras Highend-Videoaufnahmen im 4K-Format mit 120 Vollbildern pro Sekunde (120p) oder 5,7K 60p in 10-Bit Farbtiefe. Highspeed-Full-HD-Aufnahmen sind mit bis zu 300p für eindrucksvolle Zeitlupen möglich.
Für noch mehr Flexibilität in der Nachbearbeitung steht intern sogar der Apple ProRes 422 HQ mit 5,7K 30p als Codec zur Verfügung. Tonaufnahmen lassen sich nun intern auf 4 Kanälen aufzeichnen. Dank einer aktiver Kühlung liefert die Lumix GH6 auch in heissen Situationen unbegrenzte Aufnahmezeit.
Weiter geht es mit der dualen Bildstabilisierung, die jetzt laut Hersteller verwacklungsfreie Fotos mit um 7,5 Blendenstufen längeren Verschlusszeiten und hochauflösende 100-MP-Bilder aus der freien Hand ermöglicht.
Ein grosser OLED-Sucher, ein aufklapp- und ausschwenkbarer Monitor, zwei Speicherkartenplätze und ein wetterfestes Gehäuse aus Magnesium runden die Ausstattung ab.
Die Lumix GH6 übernimmt viel Technik und Ausstattung seiner MFT-Vorgänger, schaut einiges bei den Lumix S Vollformat-Modellen aus dem gleichen Haus ab und übertrifft diese sogar in einigen Punkten. Zudem wurden verschiedene Funktionen optimiert, aber auch zwei bewährte der Vorgänger weggelassen.
Touchdisplay, OLED-Sucher und Ventilator
Als Panasonic vor rund fünfzehn Jahren Micro-FourThirds einführte, war dieses eigentlich als ein leichtes und kleines Spiegellos-Kamerasystem gedacht. Bei der GH-Reihe wich die Firma mit jedem neuen Modell jedoch immer weiter davon ab.
So ist auch die Lumix GH6 mit ihren Massen von 138 x 100 x 100 mm vor allem in der Tiefe um mehr als einen Zentimeter grösser als eine GH5 II. Sie hat mit 823 Gramm auch rund 100 Gramm mehr auf den Rippen. Männerhände können die GH6 noch gut stemmen, doch allen Damen, denen ich sie in die Hände gab, war sie dann doch etwas zu schwer.
Wie schon beim Gehäuse der GH5 setzt Panasonic auch beim neuen Topmodell auf einen Volldruckguss-Front-/Heckrahmen aus Magnesiumlegierung. Damit hält die Kamera auch kräftigeren Stössen stand. Zudem wurde sie gegen Staub, Wasser und Frost abgedichtet.
Trotz Gewichtszunahme gegenüber dem Vorgänger liegt die GH6 gut und ausgewogen in der Hand, auch im Hochformat. Der Touchscreen lässt sich nicht nur in die Selfie-Position ausschwenken und nach vorne drehen, er kann auch am Kamerarücken verbleiben und in zwei Stufen von ihm abgewinkelt werden. Damit sieht man in der optischen Achse aufs Motiv. Und da er sich auch dann noch ausschwenken lässt, kommen einem keine angeschlossenen HDMI- oder USB-Kabel mehr in die Quere. Eine geniale Lösung!
Der 3-Zoll-Touchscreen besitzt mit 1,84 Millionen Bildpunkten dieselbe Auflösung wie die GH5 II und etwas mehr als noch die GH5. Auch die 3,68 Mio. Bildpunkte des OLED-Suchers wurden beibehalten. Durch den Einbau eines Lüftermechanismus für die Wärmeableitung steht der Sucher bei der GH6 nun weiter vor, damit sich auch grössere Nasen weniger am Display stossen.
Der Lüfter wird vor allem im Videobetrieb aktiv. Man kann ihn in verschiedenen Leistungsstufen regulieren und er ist im Einsatz auch gut und störend zu hören. Dagegen hilft der Anschluss externer Mikrofone, die bei Profis ohnehin üblich sind.
Bedienung verbessert
Die Tasten und Wahlschalter auf der Oberseite der GH6 blieben grösstenteils am selben Ort wie beim Vorgänger. Nur die rote Videotaste wurde etwas nach hinten verlegt. Anstelle der Funktionstaste gibt es nun einen eigenen Knopf für das Aufrufen des Tonmenüs.
Zudem steht das hintere Drehrad nun mehr vom Gehäuse ab und ist dadurch um einiges besser und sicherer zu bedienen als noch bei der GH5 II. Wer genau hinschaut, erkennt auf dem linken Wahlschalter, dass die beiden Symbole für 6K/4K-Foto und Post-Fokus-Aufnahme der GH5 II bei der GH6 fehlen, bzw. durch zwei Serienbilder- und dem HiRes-Foto-Modus ersetzt wurden.
Der beliebte 6K/4K-Foto- und der Post-Fokus-Modus wurden bei der GH6 komplett weggelassen. Sie können auch nicht im Menü aufgerufen werden. Das ist schade.
Auf der Rückseite gibt es die meisten Veränderungen. So besitzt die GH6 eine separate AF-ON-Taste, der Joystick wurde etwas nach unten verlegt, wo er besser zu erreichen ist, der Fokusfeld-Knopf wurde in den Fokuswahl-Schalter noch oben verlegt, und die bei der GH5 kaum zu erfühlende Display-Taste erhielt endlich eine erhabene Position unter dem Menü-Steuerrad.
Links neben dem Sucher gibt es neu eine Tastenverriegelungs-Funktion und die Sucher/Monitor-Umschaltung wurde direkt am Sucher platziert.
Die Lumix GH6 ist mit zwei unterschiedlichen Kartensteckplätzen ausgestattet. Die CFexpress-Karte (Typ B) unterstützt die interne Aufzeichnung von Videos mit hoher Bitrate bei 800 Mbit/s oder mehr, einschliesslich 5,7K/30p ProRes 422 HQ und C4K/60p ALL-I. SD-Speicherkarte mit UHS II V90 unterstützen die interne Aufzeichnung von Videos mit 600 Mbit/s oder weniger.
Für SD-Speicherkarte und CFexpress-Karte können unterschiedliche Aufzeichnungsmodi wie Relay-Aufnahme, Backup-Aufnahme und zugeteilte Aufnahme (z. B. eine Karte für JPEG-, eine für RAW-Bilder) gewählt werden.
Als Videoanschluss kommt die grosse und robuste HDMI-Buchse, Typ A, zum Einsatz. Um das versehentliche Ausstecken beim Drehen zu vermeiden, ist ein Zugentlastungsstecker für das HDMI- und USB-Kabel im Lieferumfang enthalten.
Dicker Akku
Die Kamera unterstützt USB 3.2 Gen 2 für Hochgeschwindigkeits-Schreiben und -Auslesen. Der Anschluss ist kompatibel mit USB PD (Power Delivery), was eine flexible Stromversorgung ermöglicht. Der kräftige 2200-mAh-Hochleistungsakku DMW-BLK22 kann sowohl über das mitgelieferte Ladegerät als auch im Kameragehäuse per Netzstrom oder USB aufgeladen werden.
Die Lumix GH6 kann auch mit den DMW-BLF19 Akkus aus der GH5 verwendet werden. Dann bestehen jedoch einige Funktionseinschränkungen und die Aufnahme-Kapazität ist niedriger. Beides erlebte ich einige Male während meiner Tests.
Positive Kleinigkeiten: Wenn der Akku eingelegt wird, während das Ladegerät nicht an einer Stromquelle angeschlossen ist, leuchten die Ladeanzeigen für den Akkuladestand für eine kurze Zeit auf. Damit lässt sich schnell überprüfen, ob ein Akku noch genügend «Pfuus» für die nächste Aufnahme besitzt.
Zudem wurde das Akkufach der GH6 nicht mehr quer wie bei der GH5, sondern längs in den Handgriff eingebaut. Damit lässt sich der Akku auch dann wechseln, wenn die Kamera mit einer etwas breiteren Adapterplatte auf dem Stativ befestigt ist.
Wie bei professionellen Kameras üblich, besitzt auch die GH6 kein eingebautes Blitzgerät. Dafür einen Blitz-Synchro-Anschluss, über den sie sich mit dem mitgelieferten BNC-Konverterkabel per Time Code synchronisieren lässt. Das erleichtert die nonlineare Bearbeitung von Filmmaterial, das mit mehreren Kameras aufgenommen wurde.