1957 – Quad ESL, der erste in Serie gebaute Elektrostat
Was muss dies für ein Lautsprecher sein, der nach bald 70 Jahren immer noch seine Liebhaber findet? Es gibt nicht wenige Musikfreunde, die mit keinem anderen Lautsprecher Musik hören mögen und für die der Quad-Werbespruch «for the closest approach to the original sound» absolute Gültigkeit hat. Kurz gesagt, wird bei einem Elektrostaten das gesamte Musiksignal von einer hauchdünnen Folie erzeugt, welche vollflächig angeregt wird. Ein Gehäuse entfällt, wodurch das Signal nach vorne und hinten abgestrahlt wird (Dipol).
Von dem gerne «Heizstrahler» genannten Kult-Objekt wurden im englischen Huntingdon zwischen 1957 und 1985 (und in kleinen Stückzahlen sogar bis 1995) etwa 54'000 Stück gebaut.
Sehr viele Quad-ESL werden bis heute betrieben, doch der Zahn der Zeit nagt an diesen Lautsprechern. So ist es zwingend, dass sie nach so vielen Jahren rundumerneuert werden müssen, um hören zu können, welche Qualitäten wirklich in ihnen stecken. Wer den Klang eines Musikinstrumentes im Ohr hat, wird sofort erkennen, dass das elektrostatische Prinzip, vor allem wenn es den gesamten Frequenzbereich überträgt, einen Grad von Authentizität erlaubt, der bis heute unerreicht ist.
Restauration von Quad-Elektrostaten

Die Quad-Musikwiedergabe in Deutschland hat sich seit 1995 auf die Restauration sämtlicher Quad-Geräte und insbesondere der Elektrostaten spezialisiert.
Weltweit schicken Besitzer ihre Preziosen in das kleine Dorf Gering in der Eifel. Es ist die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der Verkauf der englischen Firma Quad im Jahre 1995 an die chinesische IAG (International Audio Group) und die folgende Auslagerung der gesamten Produktion nach China es den Eifelern erlaubt haben, mit der Restauration eine wichtige Nische zu belegen.
Ein Schlüsselelement war der Ankauf von «Mr. Stretchy», der Maschine, mit der in England die Folien gespannt, mit dem Rahmen verklebt und gebacken werden. Dies gelang dank der guten Beziehungen zur Gründerfamilie Walker und der vormaligen Tätigkeit als Quad-Vertrieb für ganz Deutschland.
Allerdings richtete es «Mr. Stretchy» nicht alleine und es musste viel, teilweise vergessenes Know-how erarbeitet werden, um die geforderte Qualität zu erreichen und auch neue technische Möglichkeiten in die Fertigung einfliessen zu lassen. Heute wird eine Qualität erreicht, von welcher selbst die im englischen Huntingdon übriggebliebene Quad-Servicestelle sagt, dass diese in England nie erreicht wurde.
Selbstredend bezieht die Stelle die Panels für die «Heizstrahler» aus der Eifel. Man übt sich dort aber in englischem Understatement und sagt nur: «according to the original specs».
