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Publikationsdatum
19. Dezember 2021
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Wenn es um ein neues Software-Release geht, spricht Roon jeweils etwas vollmundig von der Roon-Community. Gewiss kann der Anwender, wie ich auch, von Gewohnheiten oder sogar von der Herden-Intelligenz dieser Community auf die eine oder andere Weise profitieren – oder auch unbewusst dazu beizutragen.

Roon steckt aber auch im Dilemma ihrer thematischen Positionierung als eine Art «redaktionelles Dach» über den Musikstreaming-Anbietern. Diese kuratieren auch immer besser. Zudem steht Roon bei der qualitativ hochstehenden Wiedergabe-Funktion inkl. Multiroom mit proprietärer Software der Gerätehersteller im Wettbewerb. Auch diese Hersteller haben dazugelernt. Kommt hinzu, dass die gespeicherte Musik bei den Anwendern an Bedeutung verliert und nicht mehr in jedem Fall ein präzises Meta-Tagging benötigt.

Die meisten Roon-Anwender, die ich kenne, nutzen einen (kleinen) Bereich der – an sich genialen – Software. Und alles, was so dazu kommt, wird eher als «nice to have» abgetan. Ein Beispiel sind kuratierte Playlisten: Die gibt es bei Qobuz, Tidal usw. auch. Wenn ich sie mag, werden sie von Roon übernommen. Nun gibt es dank dem Release 1.8 auch Playlisten, die von Roon kuratiert werden. Es wird sich weisen, ob Roon-User das als nachhaltigen Vorteil würdigen werden.

Wer seine Playlisten selbst kuratiert (oder einfacher: zusammenstellt), tut das am besten auf dem Streamingdienst seiner Wahl, damit die Playliste überall zur Verfügung steht, also z. B. auch im Auto oder auf dem Smartgerät – und nicht bloss auf dem Roon-bewehrten Top-HiFi im Wohnzimmer.

Ob mir persönlich die Hörgewohnheiten einer Roon-Community Nutzen stiften, hängt wohl davon ab, ob ich mit dieser Community als «musikalisches» Individuum Gemeinsamkeiten habe. Habe ich die? Keine Ahnung.

Die Art-Director-Funktion erlaubt die Anpassung von Künstler-Bildern durch die Anwender und das Kollektiv. Wer braucht das?Die Art-Director-Funktion erlaubt die Anpassung von Künstler-Bildern durch die Anwender und das Kollektiv. Wer braucht das?

Das Release 1.8 bringt neu auch eine Art-Director-Funktion: Sie soll nach meinem Verständnis die Community und ihre musikalischen Individuen dazu bewegen, das Bildmaterial zu Interpreten und Künstlern zu optimieren. Die Teilnahme erfordert ein proaktives Mitwirken der Anwender. Sie können Bilder oder Logos beisteuern und Präferenzen für die individuell genutzten Bilder festlegen.

Ich stelle mir die Frage, ob das aktiv genutzt werden wird und am Ende tatsächlich die gewünschte Wirkung erzielt. Haben Musikhörer die Zeit dazu?

Bug fixing

Es gibt beim Release 1.8 aber auch durchaus handlichere Versprechungen. So zum Beispiel eine verbesserte, intelligentere Suchfunktion. Roon verspricht, dank einer kompletten Überarbeitung zielgenaue Ergebnisse. Diese seien weniger abhängig von Schreib- und Interpunktionsfehlern, die einem vor allem bei der Suche im Bereich des Genres Klassik so einiges vermasseln können.

Auch soll die Zuverlässigkeit beim Streaming dank einer grundlegenden Überarbeitung der Caching- und Buffering-Infrastruktur verbessert worden sein, was Wiedergabe-Unterbrüche bei Qobuz und Tidal verringert und auch bei Anwendern mit suboptimalen Internetverbindungen Erleichterung bringen soll.

Der Screen für die Multiroom-Zonen wurde dahingehend verbessert, dass es nun einfacher ist, die individuellen Lautstärken festzulegen.

Fazit

Das Roon-Release 1.8 bezeichnet sich als «Fall 2021 Release», obwohl wir bereits Winter haben. Man ist spät dran bei Roon und bringt Verbesserungen, deren breite und aktive Nutzung durch die Anwender-Community infrage gestellt werden muss (Beispiel: Art Director). Die von Roon kuratierten Playlisten müssen sich im Vergleich zu den Playlisten der Streamingdienste Qobuz und Tidal erst einmal bewähren. Alles andere geht für mich – etwas pointiert – unter das Thema «Bug Fixing mit PR-Begleitung».

Hier finden Sie alle Informationen zum Roon 1.8 Fall 2021 Release im O-Text.