
In meinem letzten Artikel zur Wohnraum-Akustik habe ich die Entstehung von Raum-Moden, also störenden Raum-Resonanzen, erläutert. Dazu wurden Formeln aufgestellt, mit denen man die zu erwartenden störenden Frequenzen anhand der Raumgeometrie berechnen kann. Im folgenden Artikel sollen Wege zur Lösung der Akustikprobleme aufgezeigt werden.
Die Probleme äussern sich als: Dröhnende, undefinierte Bässe; harte, schrille Höhen; Echo, Hall. Die besten Resultate wird man durch akustische Massnahmen erzielen. Elektrische Massnahmen (Raum-Equalizer) können in gewissen Fällen – z. B. wenn die Probleme nicht ganz so arg sind – ebenfalls funktionieren oder können zumindest akustische Massnahmen optimieren.
Zu den akustischen Massnahmen zählt man passive, wie etwa absorbierende oder diffundierende Oberflächen, oder aktive, wie lautsprecherbasierte Bassabsorber.
Die Akustikprobleme hängen von vielen Gegebenheiten ab: Raumgrösse und Raumgeometrie, Beschaffenheit von Wand-, Decken- und Bodenflächen, Möblierung, Positionierung der Lautsprecher und der Hörplätze, Abstrahlcharakteristik der Lautsprecher. Damit sind die potenziellen Probleme vielfältig.
Wunsch-Akustik
Zudem kann es sein, dass man sich eine bestimmte Akustik wünscht. Das heisst nicht nur einfach einen trockenen Raum, sondern eine Raum mit einer gewissen Hall-Charakteristik. «Trocken» in diesem Zusammenhang heisst mit wenig Schallreflexionen. Wenn man Lautsprecher draussen im freien Feld aufstellt und hört, kann man sich ein Bild machen von einer Wiedergabe mit wenig Reflexionen. Eine Wiedergabe in einem akustisch schön gestalteten Raum kann sehr viel besser klingen.
Um eine gute Akustik zu erreichen, wird man sich beim Bau des Raums von Akustikern beraten lassen. Die ideale Akustik wird auch vom gespielten Musikstil abhängen. Für basslastige Musik, Kammermusik oder kleine Jazzcombos wird man eine eher trockene Akustik bevorzugen. Für klassische Orchestermusik und Chormusik darf der Raum auch etwas hallig klingen. Nachträglich kann es aufwendig sein, grössere Änderungen in der Akustik zu realisieren.
Raum-Moden: Das grösste Problem
Im letzten Artikel haben wir gesehen, dass die Stärke der Raum-Moden auch von der Hörposition und der Abstrahlcharakteristik der Lautsprecher bestimmt werden. Man könnte nun gewisse Raum-Moden mit einem Sinusgenerator anregen und dann Lautsprecher und/oder Hörposition verschieben, um die gehörte Lautstärke der Mode zu minimieren.
Dasselbe mit anderen Moden (Frequenzen), die störend sein könnten. Man kann sich vorstellen, dass dies eine ziemlich aufwendige Optimierungsaufgabe sein kann, insbesondere, wenn mehrere Hörplätze optimiert werden müssen. Zudem sind Lautsprecherpositionen und Hörplätze oft gegeben durch andere «Sachzwänge». Es gibt jedoch ein paar Grundregeln, die eingehalten werden sollten:
- Die Lautsprecher sollten in die Längsrichtung des Raumes spielen.
- Die Lautsprecher sollten nicht zu nahe an einer Wand oder in einer Raumecke platziert werden. Wenn dies nicht berücksichtigt wird, können Bass-Überhöhungen entstehen.
- Informieren Sie sich beim Lautsprecherhersteller, ob die Lautsprecher eingewinkelt oder aber gerade platziert werden sollen. Sie können dies natürlich auch selbst – nach Ihrem Geschmack – ermitteln. Wenn die Lautsprecher eingewinkelt platziert werden (die Lautsprecher-Chassis «schauen» zum Hörer), können die hohen Frequenzen präsenter sein.
Sind der Raum, die Lautsprecher- und Hörpositionen, die Möblierung etc. einmal bestimmt und «unverrückbar», können akustische Probleme noch mit untenstehenden Massnahmen korrigiert werden.
Weitere Lösungen:

Falls Bassmoden ein Problem bilden, lassen sich aktive Bassfallen aufstellen. Diese sind nicht sehr gross und lassen sich daher auch nachträglich installieren. Bassfallen machen genau das, was deren Name impliziert. Man könnte auch passive Bassfallen aufstellen, aber die sind so gross, dass sie wohl eher störend wirken. Die zurzeit wohl besten aktiven Bassfallen sind die AVAA der Schweizer Firma PSI Audio. Diese stellt man in eine Raumecke, je nach Raumgrösse mehrere in mehrere Raumecken, schliesst sie an das Stromnetz an und geniesst die verbesserte Basswiedergabe. Die Bassfallen bewirken, dass die tiefen Frequenzen an den Wänden nicht reflektiert, sondern weitgehend absorbiert werden.
Alternativ verwendet man einen «Raum-Equalizer», der ebenfalls Bassmoden, aber auch Probleme mit hohen Frequenzen beheben kann. Bassmoden äussern sich in Pegel-Überhöhungen bei bestimmten Frequenzen, aber auch in Pegel-Absenkungen bei wiederum anderen Frequenzen. Die Überhöhungen lassen sich mit einem Equalizer bedämpfen. Die Absenkungen lässt man besser bestehen, da ein Equalizer diese nur schwer kompensieren kann, da die Absenkungen extreme Werte (bis zur kompletten Auslöschung) annehmen können. Zudem besteht die Gefahr, dass benachbarte Frequenzen zu stark angehoben werden.
Die Effektivität der Massnahmen zur Verbesserung der Musikwiedergabe lässt sich mit einem USB-Mikrofon und einem Messprogramm ermitteln. Das Programm zeigt den Frequenzgang an der Hörposition und dient dadurch als Hilfe zur optimalen Einstellung des Raum-Equalizers oder der Positionierung der Bassfallen. Es ist natürlich auch möglich, diese Optimierung rein hörtechnisch vorzunehmen. Dazu wird man ein Musikstück als Referenz nehmen, welches den gesamten Frequenzbereich abdeckt, so dass eben Bassmoden angeregt werden, und dass auch hohe, vielleicht schrille Frequenzen wiedergegeben werden.
Wenn man ein bestehendes System optimiert, kann es passieren, dass die Basswiedergabe plötzlich als zu schwach empfunden wird. Man kann sich an Bassüberhöhungen gewöhnen, sodass die damit verbundenen Probleme als «normal» erscheinen. Man wird sich aber bald an eine korrekte Basswiedergabe gewöhnen und sie auch zu schätzen wissen, wenn alle Bassfrequenzen «gleichberechtigt» klingen.