MAGAZIN
Seite 5 / 7

Wilson = Kontinuität

Wilson Yvette.Wilson Yvette.

Bei einigen sehr bekannten Herstellern sieht die Entwicklung anders aus. Traditionsfirmen, familiengeführt, werden an spezialisierte Firmengruppen verkauft und verlieren dann ihre Identität und Tradition.
Sie brauchen Geld und suchen Investoren, oft aus der Luxusbranche auch infolge fehlender Nachfolger. Es gibt viele Beispiele, ohne dass ich sie jetzt nennen möchte (keine Provokation). Dann wird investiert, die Finanzspritze kommt, aber auch der Druck. Der Cash muss zurückfliessen, es wird in China produziert usw. Es wird zu einer "Koste es, was es wolle"-Mentalität. Das emotionale Produkt "Lautsprecher" nimmt dabei Schaden.

Man merkt es, man hört es.
Ich habe schon dieses Gefühl. Nein, Wilson ist immer noch selber unterwegs, und das ist gut so.

Wilson-Lautsprecher sind auch schöner heute, sie gefielen mir nicht immer.
Und deshalb stehen sie bei den Kunden oft auch dediziert dort, wo sie stehen müssen, um gut zu klingen. Sie werden nicht mehr so häufig von der optimalen Position hin zur Wand verschoben, was mich oft frustrierte. Das Design verhilft dazu, den Lautsprecher zu "inszenieren", was bei der Investition durchaus Sinn macht.

Das Design verhilft dazu, den Lautsprecher zu Das Design verhilft dazu, den Lautsprecher zu "inszenieren", was bei der Investition durchaus Sinn macht.

Es gibt ja immer wieder Kunden, die ganz andere Vorstellungen von USK-Wiedergabe haben als Sie. Wie gehen Sie damit um?
Es gibt viele faszinierende Wege, die ich als Händler nicht anbiete. Z.B. Breitband-Lautsprecher. Ich stelle immer wieder fest, dass da etwas dran ist. Es ist dann vielleicht nicht meins, aber man kann es so akzeptieren und wertschätzen. Die Vielfalt ist einfach enorm und das fasziniert mich immer wieder. Ein typisches Beispiel sind ja alte Mono-Aufnahmen…

Ich bin auch immer wieder fasziniert, wie gut Mono aus einem einzelnen Lautsprecher klingen kann…
Das finde ich auch. Mono fasziniert mich, wenn man die richtigen Aufnahmen hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3:
Seite 4:
Seite 5:
Seite 6:

avguide.ch: Goldmund ist für mich und für viele ein Mythos, so etwas wie Patek Philippe. Man weiss nicht sehr viel über Goldmund.

…ausser die Leute, die es sich leisten können (lacht). Nun, wir haben keine gut sichtbare lokale Präsenz. 87% des Geschäfts machen wir in Asien. Wir sind an Europa und den USA nicht sehr interessiert.

avguide.ch: Wie kam es dazu? Wie hat sich das entwickelt?

Ich entschied 1982 im Rahmen der Marketingstrategie, dass wir uns auf Asien konzentrieren. Damals waren wir in Asien die Einzigen, und so eroberten wir diesen Markt. Als Schweizer Marke hatten wir in Asien gute Chancen, aufgrund der Swiss Made-Reputation (Präzision, Luxus), der Uhrenindustrie usw., und in Europa oder den USA gab es zu viel Konkurrenz. Das war eine gute Entscheidung.

Deshalb sind wir hier, wie Sie feststellten, nicht sehr sichtbar. Das heisst nicht, dass wir uns für andere Märkte, z.B. die Schweiz, nicht interessieren würden. In Asien ist es viel einfacher für uns, Geschäfte zu machen, weil wir dort sehr bekannt geworden sind.

avguide.ch: Goldmund hat den Hautpsitz in Monaco. Weshalb?

Ganz einfach: Monaco ist das einzige Land, wo wir ein Unternehmen ansiedeln konnten, ohne Steuern bezahlen zu müssen, und wir verdienen eine Menge Geld. Das ist ungewöhnlich für High End Audio. Wir verwenden unsere Profite für Forschungsaktivitäten und Stiftungen. Das Geld ist nicht für uns, es wird investiert.

avguide.ch: Was übten Sie für einen Beruf aus, bevor Sie Goldmund starteten?

Ich war der Marketing Manager für IBM in Frankreich.

avguide.ch: War HiFi damals Ihr Hobby?

Ja, als ich sehr jung war interessierte mich HiFi sehr, weil ich aus einer sehr musikalischen Familie stamme. Als Student baute ich Geräte für mich selbst, und ich war damals bestürzt über die verfügbare Qualität. Nach zehn Jahren bei IBM bot man mir an, die damalige Goldmund zu übernehmen.

Goldmund wurde 1977 von zwei Studenten aus Frankreich gegründet. Sie kontaktierten mich anfänglich, um Goldmund in den USA bekannt zu machen. Das Interesse war dann sehr gross, aber sie konnten nicht genügend produzieren. Es war eine „Garagenfirma“. So entschloss ich mich, die Firma zu übernehmen, um das zu ändern.

avguide.ch: Was haben Sie geändert?

Nun, das Prinzip heisst „business only“. Wir produzieren Geld. Wir machen Audiogeräte, um Geld zu verdienen. Darin unterscheiden wir uns von vielen Herstellern. Das Geschäft hat höchste Priorität.

Seite 7: