Im vorangehenden, eher theoretischen Teil 1 haben wir zusammengetragen, welche Surround-Formate es gibt und wie sie funktionieren. Im 2. Teil geht es etwas praktischer zu und her: Wie richte ich ein Surround-System ein, damit alles aus der Tonspur herausgekitzelt wird? Und wie immer, wenn es um Ton-Wiedergabe geht, beginnt alles mit dem Raum.
Der Raum
Wer sich Gedanken macht, ein Surroundsystem einzurichten, sollte sich als erstes überlegen, in welchem Raum sein Kino entstehen soll. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass das Wohnzimmer herhalten muss. Zumindest habe ich bei meiner früheren Tätigkeit oft erlebt, dass die meisten Eidgenossen und andere in diesem Land wohnhafte Personen das Wohnzimmer dazu auserkoren haben. Der schöne, grosse Flachbild-Fernseher ist ja schon da.
Für den Sound ist allerdings das Wohnzimmer vielfach nicht der ideale Ort. Surround-Systeme sollten im Gegensatz zu ihren HiFi-Stereo-Pendants einen besser bedämpften Raum haben. Surround-Tracks sind so gestaltet, dass die «Rauminformationen» (was natürlich auch für Aussengeräusche gilt) mitaufgezeichnet sind. Daher kann ein Heimkino mit guter Bedämpfung (was gleichbedeutend mit einer kleinen Nachhallzeit ist) einen sehr grossen Raum oder im besten Fall sogar ein Outdoor-Erlebnis realistisch darstellen.
Dies gelingt natürlich nicht sehr gut, wenn der Raum wenig bedämpft ist und sich so selber aktiv in die Raumabbildung einmischt. Um einen Raum gut zu bedämpfen, sind weiche, schallschluckende Materialien notwendig. Teppiche, Vorhänge, Stoffsofas sowie Akustikdecken, poröse Absorber und Helmholtz-Resonatoren aus der professionellen Ecke machen dem zu langen Nachhall den Garaus. Eine mittlere bis starke Bedämpfung zahlt sich für eine realistische Kinoton-Wiedergabe aus.
Lautsprecherplatzierung
Wenn ich den Raum ausgewählt habe, ist die Anschlussfrage folgende: Wie gross ist der Raum und welche Geometrie weist er auf? Damit können wir uns Gedanken machen, wo wir die Lautsprecher platzieren. Die klassische Anordnung ist die 5.1-Anordnung. Während die vorderen drei Lautsprecher (Left, Center, Right) wenig Spielraum bei der Aufstellung ermöglichen, gibt es bei den Surround-Lautsprechern mehr Möglichkeiten.
Standardmässig empfiehlt Dolby eine Anordnung, bei der die vorderen Lautsprecher je einen Winkel von 22° bis 30° mit dem Center-Lautsprecher bilden. Die beiden Surround-Lautsprecher sollten einen Winkel von 110° bis 120° ebenfalls zum Center-Lautsprecher hin aufweisen. Für den Subwoofer empfiehlt es sich, diesen in der Nähe der Hauptlautsprecher zu platzieren, was aber nicht zwingend ist. Die Einmesssysteme von fast allen namhaften AV-Receiver-Herstellern bieten meist eine Einmessung mit Laufzeitkorrekturen an. Daher ist es bei den Surround-Lautsprechern auch nicht dramatisch, wenn beispielsweise der eine etwas näher beim Zuschauer ist als der andere.
Wichtiger ist, dass beide den ungefähr gleichen Winkel haben. Das bedeutet, dass entlang der gestrichelten Linie der in Abbildung 1 dargestellten Grafik etwas hin- und hergefahren werden darf. Übrigens gelten alle in diesem Artikel gemachten Aussagen sowohl für Dolby- wie auch für DTS-Surroundsysteme. Bei Auro 3D sieht es teilweise anders aus (siehe Surrounded Teil 1), aber aufgrund der geringen Verbreitung von Auro 3D werde ich dies nicht speziell erwähnen.
Subwoofer wohin?
Beim Subwoofer herrscht vielfach die Meinung vor, er dürfe keineswegs zu nahe an der Wand bzw. in einer Raumecke stehen. Ein moderner Subwoofer mit geschlossenem Gehäuse tönt aber vielfach dynamischer und druckvoller, wenn er eben wandnah platziert wird. Warum hat es denn immer geheissen, Lautsprecher sollten einen ausreichenden Abstand zur Wand haben? Bei einem normalen HiFi-Lautsprecher kann der Bass durch eine zu nahe Wandaufstellung durchaus zu dominant werden. Da aber der aktive Subwoofer im Pegel verändert werden kann und durch das Einmessverfahren die richtige Dosierung erhält, wird der durch Wand oder Raumecke erhöhte Pegel wieder kompensiert. Es gibt sogar den Vorteil, dass ein wandnah aufgestellter Subwoofer weniger Interferenzen generiert.
Da sich die tiefen Töne kugelförmig im Raum ausbreiten, also auch nach hinten, gibt es Auslöschungen in Form von überlagerten Frequenzen. Wenn der Subwoofer zum Beispiel einen Meter von der Wand entfernt steht, hat der nach hinten abgestrahlte Schall zwei Meter mehr zum Zuhörer zurückzulegen als der Direktschall. Das bedeutet, dass bei 85 Hz eine Auslöschung entsteht (die halbe Wellenlänge von 85 Hz ist 2 m). Diese Frequenz rückt nun mit zunehmender Wandnähe nach oben und verabschiedet sich irgendwann aus dem Geschehen des Subwoofers, welcher meistens bis maximal 100 Hz Schall abstrahlt.