Unison Research hat klare Vorstellungen davon, wie das Musikhören über Lautsprecher Freude bereiten soll. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Verwendung von Vakuum-Röhren. So die Philosophie von Unison Research. Entweder konsequent umgesetzt wie in ihrer Valves-Serie, oder in Hybrid-Technik, wie es in der Unico-Serie gepflegt wird.
Der Begriff «hybrid» wird hier für das Konzept verwendet, welches Röhrentechnik in der Vorstufe und Transistortechnik in der Endstufe umsetzt. Davon verspricht man sich den Wohlklang von Röhren, gepaart mit der niedrigen Ausgangsimpedanz von Transistorschaltungen, welche mehr Leistung und stärkere Lautsprecherkontrolle als Röhrenschaltungen bietet. Dadurch kann den Anforderungen von nicht einfach zu treibenden Lautsprechern entsprochen werden.
Up to date
Vollverstärker liegen im Trend. Per Definition sind dies Verstärker, welche die Vor- und Endstufen in einem Gerät integrieren, und die zudem über eine Lautstärkekontrolle und in aller Regel auch über eine Quellenwahl verfügen. In der Praxis zeigen sich solche Verstärker unkompliziert in der Handhabung, da ein penibles Abstimmen der einzelnen Komponenten entfällt. Dies meist zu einem Preis, der deutlich unter der Summe aller potenziellen Einzelkomponenten liegt. Da ein «Integrierter» weniger Platz benötigt als mehrere Komponenten, ist ein solcher Vollverstärker auch einfacher in den Wohnraum zu integrieren. Aus praktischer Sicht spricht also viel für die Integration in einem Gerät.
Was den Unico Due vom Umfeld abhebt, ist beispielsweise die wackelfreie Aufstellung durch drei statt der üblichen vier Gerätefüsse. In diesem Fall sind es hochwertige Gerätefüsse, welche vibrationsdämpfende Eigenschaften besitzen. Bei eschütterungsempfindlichen Röhren ist dies sicherlich keine schlechte Wahl.
Der Unico Due verfügt vorne, an der rechten Seite, über einen ON/OFF-Wippschalter, welcher «hart» schaltet – also den Verstärker komplett vom 230V-Netz trennt.
Die Verarbeitung ist tadellos und der Verstärker überzeugt optisch und haptisch vollkommen. Zu bemängeln gibt es diesbezüglich rein gar nichts. Die Optik und Haptik der Fernbedienung ist Geschmacksache, darf aber als eigenständig bezeichnet werden. Ich finde sie optisch ganz okay und an die Tastenanordnung und -beschriftung habe ich mich schnell gewöhnt. Andere Hersteller legen ein einfaches Plastikmodell bei und bieten ein solches Design-Exemplar optional für happige Zusatzkosten an.
Integrierte Komponenten
Je nach Philosophie des Herstellers werden gerne verschiedene Funktionen in einem Vollverstärker integriert. Beim Unico Due sind ein Digital/Analog-Wandler sowie eine Phono-Vorstufe mit an Bord. Eine Klangregelung und Ähnliches sucht man vergebens. Das ist völlig ausreichend – zumindest aus Sicht der Pragmatiker und Puristen.
Ein Streamer wurde im Unico Due nicht integriert. Darauf sind Hardware-Entwickler nicht spezialisiert, weshalb dies in der Regel eingekauft wird. Damit steigen nicht nur die Investitionen, sondern auch die Folgekosten sind schwer abzuschätzen. Der Kunde erwartet noch in einigen Jahren, dass alles einwandfrei läuft – auch über ein beliebiges Smart Device, mit der aktuellsten sowie mit der ältesten Betriebssystem-Version. Um den angepeilten Verkaufspreis nur marginal zu strapazieren, sind solche preiswerten Lösungen zudem häufig Kompromiss-behaftet.
Im Bereich der Streamer gibt es bereits eine grosse Auswahl an bewährten Lösungen wie zum Beispiel die Produkte von Silent Angel. Auf Streaming spezialisierte Anbieter haben sich ihr Know-how über Jahre erarbeitet und dabei reichlich Lehrgeld bezahlt. Unison Research spart sich dies und bleibt hierbei getreu dem Motto «Ganz oder gar nicht». Das finde ich sympathisch.
Mit dem Unico Due benötigt man lediglich einen Streamer oder PC mit USB-Ausgang und bei Bedarf natürlich auch einen Plattenspieler. CD-Player haben in der Regel einen koaxialen oder optischen S/PDIF-Ausgang. Der Unico Due bietet dafür keine digitalen Eingänge und der eingebaute DAC (digital/analog-converter) nimmt seine Daten ausschliesslich per USB entgegen. Musik von einem Speicher per USB abzuspielen, dafür bietet der Unico Due keine Möglichkeit. Etwas mehr Flexibilität in puncto Konnektivität würde sich wohl der eine oder andere Hörer durchaus wünschen.
Als Digital/Analog-Wandlerchip wird übrigens ein ES9018K2M von ESS Sabre verwendet. Das ist ein Vertreter der modernen Gattung, welcher einwandfreie technische Daten verspricht – zumindest auf dem Papier. Zum Klangeindruck später mehr ...
Wem digitale Kost ohnehin nicht sonderlich zusagt, dem bietet der integrierte Phono-Pre die passende Möglichkeit, um von seinem analogen Plattendreher anzudocken. Dies funktioniert mit Moving-Coil- sowie mit Moving-Magnet-Tonabnehmern.
Eigenschaften des Unico Due
Wie bereits erwähnt, verfügt die Vorstufe über Trioden-Röhren. Die Röhren sind vom Typ ECC83/12AX7 und werden im reinen Class-A-Bereich betrieben. Die Endstufe liefert dank Bipolartransistoren und ordentlicher Siebkapazität im Netzteil zweimal 100/180/290 Watt Dauerleistung (RMS) an 8/4/2 Ohm Last.
Mit einer Bandbreite von über 100 kHz ist der Verstärker genügend schnell ausgelegt, um auch bei hohen Tönen eine ausreichend ausgewogene Kontrolle mittels Gegenkopplung gewährleisten zu können. Um nicht unnötige Energie für den Subbass-Bereich zu verschwenden, ist ein Hochpassfilter mit einer unteren Grenzfrequenz von etwa 10 Hz integriert.
Der Ruhestrom der Endtransistoren wird im dynamischen Class-A-Betrieb gehalten. Diese Technik wurde von Nelson Pass entwickelt. Es soll die Vorteile der geringen Übernahmeverzerrungen des Class-A-Betriebs mit dem geringeren Ruhestromverbrauch klassischer Class-AB-Konzepte kombinieren. Der Trick dabei ist, dass der Ruhestrom bei geringer Lautstärke (kleiner Strombedarf) niedrig gehalten und bei hoher Leistungsabgabe entsprechend erhöht wird. Damit können die Ausgangstransistoren in ihrem linearen Bereich gehalten und Übernahmeverzerrungen verringert werden. Das Konzept stellt einen vernünftigen Kompromiss dar.
Nelson Pass selbst setzt bei seinen Kreationen fast ausschliesslich auf reinen, also statischen Class-A-Betrieb. Seine Verstärker gelten zwar gemeinhin als klanglich überragend, können sich aber auch als Wohnzimmerheizung identifizieren.
Die Anzeige mittels 7-Segment-Display ist nicht einzigartig. Die dargestellte Lautstärke in 0,1er-Schritten von 0,0 bis 9,9 hingegen ist nicht weit verbreitet. Das Display kann man dunkel schalten, wobei es erneut aufleuchtet, sobald man die Lautstärke verändert. Hierbei ist die Verzögerung, bis das Display wieder dunkel wird, mit 20 Sekunden für mein Empfinden etwas übertrieben lange gewählt. Lediglich für wenige Sekunden aufzuleuchten wäre hier ausreichend und nachvollziehbarer (man ist sich anfangs unsicher, mit der Lautstärkeänderung soeben die Display-Dunkelschaltung aufgehoben zu haben).
Die Lautstärkekontrolle erfolgt über ein spezialisiertes IC (integrated circuit). Dieses ist aufgrund seiner präzisen, schaltbaren Widerstände und der integrierten Pufferstufe einem klassischen Potentiometer in puncto Kanalgleichheit und Impedanzanpassung überlegen. Die Kontrolle der Lautstärke stellt gemeinhin einen qualitativen Flaschenhals dar. Die Philosophien und damit die aufgeführten Argumente gehen dabei weit auseinander. Die umgesetzte Lösung zählt zu den soliden «no-nonsense»-Lösungen, welche gute Qualität und Verschleissarmut bieten.
Der linke Drehknopf schaltet die Eingänge um und dient durch Drücken zur Programmierung des AV-Modus. Der rechte Drehknopf verändert durch Drehen die Lautstärke und mittels Drücken kann damit die Stereo-Balance angepasst werden. Bei der Fernbedienung musste ich leider eine Inkompatibilität mit unserer Chromecast-TV-Box feststellen. Ein Konflikt mit einem solch weitverbreiteten Gerät hätte ich nicht erwartet. Die Standby-Nutzung des Unico Due ist damit in dieser Konstellation quasi ausgeschlossen. Zudem wird damit erst recht nicht glücklich werden, wer eine Chromecast-Box für das Streaming nutzt.
Wählt man den DAC als Eingang, ist die Lautstärke bei etwa 0.5 bereits auf Zimmerlautstärke und bei 0,9 ist gehobene Lautstärke angesagt. Naheliegend, dass die Schritte von 0,1 dabei einen ordentlichen Lautstärkeunterschied bewirken. Dies bei meinen Lautsprechern mit recht hohem Wirkungsgrad von 95 dB. Gross aufdrehen wird man die Lautstärke bei Verwendung des internen DAC aber auch bei weniger effizienten Lautsprechern nicht müssen, respektive können.
Der Phono-Pre verfügt über feste Eingangswerte bezüglich Eingangswiderstand und -kapazität und er lässt MC- sowie MM-Tonabnehmer andocken. Die Empfindlichkeit des Phono-Eingangs lässt sich bei Bedarf um +10 dB erhöhen (umschaltbar). Dies alles wird über drei Jumper pro Kanal im Inneren des Gerätes konfiguriert. Die RIAA-Entzerrung ist im Tieftonbereich aktiv und im Hochtonbereich passiv umgesetzt.
Sogar über die traditionelle Tape/Monitor-Funktion verfügt der Unico Due. Der Sub-Out zur Ansteuerung eines aktiven Subwoofers wird aber wohl deutlich öfter Verwendung finden. Der Sub-Out stellt eine praktische Möglichkeit zur Verfügung, die heutzutage jeder Voll- und Vorverstärker bieten sollte. Konfigurierbar ist der Sub-Out in diesem Falle nicht.
Betriebsbereitschaft
Der seitliche ON/OFF-Schalter unterbricht die Stromzufuhr komplett. Die Stromzufuhr kann aber auch mittels OSD-Taste der Endstufe ausgeschaltet werden. Die Röhrenvorstufe bleibt dann im Bereitschaftsbetrieb. Damit kann man sich die rund zehn Minuten sparen, welche vom Kaltstart aus jeweils vergehen, bis der Verstärker seine volle klangliche Pracht entwickelt.
OSD steht möglicherweise für «Output Stage Disabled» (ich konnte das nicht mit Sicherheit ermitteln). Dies ist eine ungünstig gewählte Abkürzung, da sie bereits für «On-Screen-Display» etabliert ist. Dies hat mit der Standby-Funktion nichts gemein. Zum Verständnis der Taste «OSD» und auch für die Aktivierung/Konfiguration des AV-Modus musste ich das Manual zur Hand nehmen.
Die Verstärkerstufen werden durch einen Mikrocontroller gesteuert. Damit wird für röhrenschonende Bedingungen gesorgt und stetig darüber gewacht, dass alles mit geordneten Dingen vor sich geht. Als Röhrenlebensdauer gibt Unison Research mindestens 1500 Stunden an. In welchem Zusammenhang die Lebensdauer mit dem Standby-Betrieb steht, darüber schweigt sich das Manual aus. Explizit wird jedoch erwähnt, dass der Verstärker gegen Überhitzung und Überlastung geschützt wird.
Nachdem der Unico Due eingeschaltet wird, zählt auf der Anzeige ein Countdown im Sekundentakt von vierzig auf null zurück. Anschliessend ist die Röhrenvorstufe beheizt, die Hochspannung dafür stabil und man kann mit dem Musikhören anfangen. Der Hersteller gibt an, dass es rund zehn Minuten dauert, um die optimalen Voraussetzungen zu erreichen. Während sich alles stabilisiert, verändert sich der Klang nicht markant.
Es klingt aufgewärmt tendenziell etwas flüssiger, sanfter und weniger kantig. Darüber, ob das Testexemplar bereits eingespielt wurde, habe ich mich übrigens nicht erkundigt. Ich vertrete die Meinung, dass ein Gerät dieser Kategorie «out-of-the-box» vernünftig klingen soll. Klangliche Ausprägungen in die eine oder andere Richtung sollten zumindest nicht auffällig sein. Erfahrungsgemäss wird der Klang mit zunehmenden Betriebsstunden eher besser.