TESTBERICHT
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ARTIKEL
Publikationsdatum
28. September 2021
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Ich bin für meine kritische Einstellung gegenüber Herstellern bekannt, die ständig ihre Produkte mit zusätzlichen Produkten verbessern. Mit Erweiterungen, die keine neue Funktion hinzufügen, sondern einen qualitativen Aspekt zu verbessern versprechen und quasi ergänzend einwirken. Das inflationäre Beispiel sind externe Stromversorgungen für allerlei Geräte wie z. B. DA-Wandler, Phono-Vorstufen oder Plattenspieler.

Warum braucht es das? Kann der Hersteller nicht einfach ein «fertiges» Produkt abliefern, welches ohne Zusatzinvestition optimal läuft und klingt bzw. zum Gutklang der HiFi-Anlage beiträgt? Wollen diese Hersteller einfach noch ein Zusatzgeschäft machen oder werden sie von einer weitverbreiteten Anspruchshaltung der Kunden dazu verführt? Nein, das werden sie nicht: Sie schaffen selbst bewusst eine Nachfrage mit einem Leistungsversprechen, das zu erfüllen ist.

Folgedessen interessiert sich der Anwender dafür. Ob er am Ende aus Überzeugung kauft oder ob er auf den Kauf verzichtet, ist seine Entscheidung. Wir versuchen hier nur das Leistungsversprechen zu überprüfen.

Die Digitalisierung der Musikwiedergabe führte zunächst zu deutlich weniger Geräten in den HiFi-Ketten. Wer analoge Musikquellen nicht mehr in Betracht zieht und mit dem Musikdatenträger CD auch nicht mehr will, kommt mit einer einzigen digitalen Quelle zurecht, einem Streaming-Gerät. Dazu benötigt man noch einen DA-Wandler, der oft auch bereits da oder dort integriert ist.

Diese Entwicklung hin zu weniger Geräten ist wirtschaftlich, entspricht aber den Bedürfnissen audiophil veranlagter Musikhörer nicht immer. Vor allem die, welche Musikhören als Hobby definieren, experimentieren gerne und suchen ständig nach der Wahrnehmung einer Klangsteigerung. Die Anbieter machen sich diesen audiophil-experimentellen Urtrieb gerne zu Nutze und forcieren ihn geradezu mit der Entwicklung besonderer, qualitätssteigernder Komponenten.

Taktgenauigkeit und Geräuscharmut

Es verwundert nicht, dass sich das Angebot an besonders hochwertigen Ethernet-Switches, Clock-Generatoren und audiophil ausgestalteter Netzwerk- und USB-Kabel deutlich vergrössert hat. Es geht allerdings – und das ist erfreulich – nicht mehr so um Voodoo, sondern um sehr exakt messbare Verbesserungen, die hörbar oder nicht, Zeugnis von digitaler Entwicklungsarbeit ablegen.

Den Entwicklern der DA-Wandler geht es in der Regel um die Verringerung von «Digital Noise» und um möglichst präzisen Clock (Takt), um dem Jitter den Garaus zu machen. Für digitales Rauschen gibt es mehrere Ursachen: Dazu gehören die hohe Arbeitsgeschwindigkeit moderner Prozessoren (hohe Taktraten), Verzerrungen, verursacht durch Schaltnetzteile oder allerlei Geräuschkulissen aus dem heimischen Netzwerk. Geringfügige Schwankungen der Taktbreite (Jitter) führen zu messbaren Verzerrungen des Tonfrequenzsignals. Der PC funktioniert damit trotzdem einwandfrei, aber die hochgezüchtete Audio-Anwendung braucht mehr Exaktheit.

Beim Phoenix USB wird die USB-Kommunikation in Richtung des DA-Wandlers perfektioniert. Das ist eine ergänzende Optimierung.

Rückseite des Phoenix USB: Er wird zwischen Streaming-Quelle und DA-Wandler oder den USB-Digitaleingang eines Verstärkers oder Aktivlautsprechers geschaltet.Rückseite des Phoenix USB: Er wird zwischen Streaming-Quelle und DA-Wandler oder den USB-Digitaleingang eines Verstärkers oder Aktivlautsprechers geschaltet.

Auslagerung

Der Phoenix USB ist eine Art Auslagerung aus dem Statement-Musikserver von Innuos. Das Referenzgerät kostet ab 12'000 CHF und enthält eine Funktionseinheit, die man in den günstigeren Musikservern des Herstellers nicht findet: Es ist ein sehr aufwändig konstruierter, proprietärer Re-Clocker, im Detail ein USB-Konverter, der von einem OCXO-Takt-Oszillator getaktet wird. Die Taktgenauigkeit oder Taktbreite von Flanke zu Flanke soll bei einer Taktfrequenz von 24 MHz 3 ppb (Parts per Billion) betragen. Das ist etwa 10'000-mal präziser als der «hundsgewöhnliche» USB-Clock im handelsüblichen PC/Mac oder auf dem beliebten Intel NUC, mit dem man Streaming-Geräte selbst konfigurieren kann.

Einmal in Betrieb genommen, sollte man den Phoenix USB nur bei längeren Abwesenheiten ausschalten, damit die kontrollierte Betriebstemperatur des Takt-Oszillators konstant bleibt.Einmal in Betrieb genommen, sollte man den Phoenix USB nur bei längeren Abwesenheiten ausschalten, damit die kontrollierte Betriebstemperatur des Takt-Oszillators konstant bleibt.

Die Erkenntnis liegt nahe, dass der USB-Reclocker nicht nur für die Innuos-eigenen Server/Streamer konzipiert wurde. Man kann zwar erwarten, dass diese Geräte mit dem Phoenix USB auf einem höheren Niveau spielen, näher am Referenzgerät Statement, aber das darf man bei einer Investition von 2745 CHF erwarten.

Voraussetzung für diese Genauigkeit ist einerseits der unter stabiler Betriebstemperatur arbeitende Quarz-Oszillator und andererseits die unmittelbare Nachbarschaft des zu taktenden USB-Konverters auf derselben Platine, unter Vermeidung von Kabelwegen. Ebenfalls wichtig ist eine perfekte Spannungsversorgung, die einerseits von einem analogen Linearnetzteil bereitgestellt wird und andererseits getrennt wird für den USB-Konverter und den Clock-Oszillator.

Innuos verwendet für den Phoenix USB dieselben speziellen Absorber wie bei ihrer Referenz, dem Innuos-Statement-Musikserver.Innuos verwendet für den Phoenix USB dieselben speziellen Absorber wie bei ihrer Referenz, dem Innuos-Statement-Musikserver.

Ein grosser Teil des verfügbaren Gerätevolumens dient der Spannungsversorgung der Re-Clocker-Platine, die fast ein wenig verloren wirkt. Innuos legt höchsten Wert auf eine getrennte Spannungsversorgung des USB-Chips und des OCXO-Takt-Oszillators mit zwei Präzisions-Linearnetzteilen. Die gesamte Technik kommt aus dem Statement-Musikserver. Die Platine, welche die Gleichrichtung und Glättung enthält, ist auch so beschriftet. Der völlig überdimensionierte Ringkern-Trafo kommt natürlich noch hinzu. Der schaltungstechnische Aufwand ist enorm.

Die Re-Clocking-Platine befindet sich rechts unten im Bild. Alles andere ist Stromversorgung.Die Re-Clocking-Platine befindet sich rechts unten im Bild. Alles andere ist Stromversorgung.
Gleichrichter und Glättungs-Kondensatoren für zwei Betriebsspannungen im Linearnetzteil. Die zwei Brücken-Gleichrichter sind mit diskreten Leistungsdioden aufgebaut. Die Platine wurde 1:1 dem Innuos Statement entnommen.Gleichrichter und Glättungs-Kondensatoren für zwei Betriebsspannungen im Linearnetzteil. Die zwei Brücken-Gleichrichter sind mit diskreten Leistungsdioden aufgebaut. Die Platine wurde 1:1 dem Innuos Statement entnommen.
Diskret aufgebaute, lineare Präzisions-Spannungsregler für zwei Betriebsspannungen, getrennt zur Versorgung des USB-Konverter-Chips und des OCXO-Takt-Oszillators.Diskret aufgebaute, lineare Präzisions-Spannungsregler für zwei Betriebsspannungen, getrennt zur Versorgung des USB-Konverter-Chips und des OCXO-Takt-Oszillators.

Die Re-Clocker-Platine, wie ich sie nenne, ist klein und hoch integriert. Sie verbindet den USB-Eingang mit dem USB-Konverter, getaktet durch den OCXO-Takt-Oszillator und gibt die Samples in hochpräziser Abfolge und frei von Störungen (Digital Noise) an den USB-Ausgang weiter. Das Gerät wird gemäss Empfehlung erst in Betrieb gesetzt, wenn die Kabel angeschlossen sind. Der permanente Betrieb ist praktisch Pflicht. Die Betriebsleistung ist jedoch sehr gering. Sie beträgt 3 Watt im Ruhezustand ohne Musiksignal und 7.5 Watt, wenn die Musik strömt. Im Ruhezustand werden also 13 mA Strom fliessen, was ökologisch zu vertreten ist. Der Phoenix USB hat keine Betriebsanzeige, z. B. in Form einer LED.

Der OCXO-Takt-Oszillator im temperaturkontrollierten Gehäuse (rechts) ist so nahe beim USB-Konverter (im Zentrum), dass die enorme Taktgenauigkeit dort auch wirklich ankommt. Dies ergibt einen grossen Vorteil gegenüber externen Takt-Oszillatoren.Der OCXO-Takt-Oszillator im temperaturkontrollierten Gehäuse (rechts) ist so nahe beim USB-Konverter (im Zentrum), dass die enorme Taktgenauigkeit dort auch wirklich ankommt. Dies ergibt einen grossen Vorteil gegenüber externen Takt-Oszillatoren.
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