TESTBERICHT
Bose QC 20Bose QC 20

Intensiv bemühen sich etliche Hersteller, den In-Ear-Hörern, im Volksmunde auch Stöpselkopfhörer genannt, zu einem besseren Image zu verhelfen. Dazu gehört auch die Firma Bose, die zu einem happig erscheinenden Preis den QC 20, einen In-Ear-Hörer mit aktivem Noise Cancelling, auf den Markt bringt.

Das Feld der In-Ear-Kopfhörer ist inzwischen riesig und für den Laien unübersichtlich geworden. Das klangliche Niveau der Mehrzahl dieser Hörer ist absolut miserabel. Man muss sich schon Zeit nehmen und eine grosse Anzahl dieser Hörer unter die Klang-Lupe nehmen, bis man etwas Brauchbares, Anhörenswertes findet.

In-Ear mit Noise Cancelling

Seit geraumer Zeit gibt es die In-Ear-Hörer auch mit Noise Cancelling. In meiner Sammelschachtel mit Erinnerungsstücken häufen sich nun auch die In-Ear Hörer mit allesamt recht kläglich wirkenden Noise Cancelling-Versuchen. Bei den meisten solcher Exemplare steigt beim Aktivieren lediglich das Grundrauschen an, der Umgebungslärm wird kaum gedämpft! Und vom Klang wollen wir schon gar nicht reden.

Und so waren wir bei avguide.ch mehr als gespannt, was der Noise Cancelling Pionier Bose, der immerhin über 30 Jahre Erfahrung in Sachen Noise Cancelling verfügt und der mit seinem Around-Ear Hörer „Quiet Comfort 15“ die Messlatte in Sachen Lärmreduzierung für die Konkurrenz immer noch unerreichbar hoch hält, mit seinem jüngsten Spross, dem QC 20, in Sachen Klang und Lärmvernichtung bieten kann.

Und soviel sei jetzt schon verraten: Wer unsere Lärmkiller-Referenz, den Bose QC 15 Around-Ear Hörer, mit dem In-Ear-Hörer QC 20 vergleicht, wird tüchtig überrascht!

Mit oder ohne "i"

Der QC 20i kommt mit einer komfortablen 4-Tasten-Fernbedienung und ist für alle Geräte mit einem i vorne dran wie iPhone, iPad, iPod etc optimiert.Der QC 20i kommt mit einer komfortablen 4-Tasten-Fernbedienung und ist für alle Geräte mit einem i vorne dran wie iPhone, iPad, iPod etc optimiert.

Der Bose QC 20 ist für den Betrieb mit Android, Windows und BlackBerry-Geräten gedacht. Er ist mit einer 2-Tastenfernbedienung, einem Inline-Mikrofon und einem Regler, über den Anrufe entgegengenommen werden können, ausgerüstet.

Für alle Geräte mit einem „i“ vorne dran, also iPhone, iPad und iPod-Modell gibt's die Version QC 20i mit einer noch komfortableren 4-Tastenfernbedienung.

Die Hörer kommen mit einem kleinen Case, drei Paar StayHear Ohreinsätze (S, M, L), Kleiderclip , Lithium-Ionen-Akku (integriert) und einem USB-Ladekabel

Mehr am – als im Ohr

Der nur 44 Gramm leichte QC 20 hat einen ganz besonderen Kontakt zu den Ohren. Die patentierten StayHear Ohreinsätze werden nicht in der bisher üblichen Stöpselmanier in den Gehörgang gequetscht, sondern dank ganz ähnlichen  Vorrichtungen wie bei den vor Jahren erschienenen Twist to Fit-Kopfhörern von Sennheiser mit einer leichten Drehbewegung ans Ohr gekoppelt.

Wenn man es richtig macht, sitzen die StayHear Ohreinsätze locker und dennoch unverrückbar an den Ohren.

Da drückt nichts und da artet das Hörvergnügen auch im Hochsommer nicht in Schwitzorgien aus. Zudem stellen sich die berüchtigten und schon fast obligaten  Juckreiz-Effekte konventioneller In-Ear-Hörer auch nach längerem Hören nicht ein.

Aktiv und passiv

Der QC 20 besteht aus zwei In-Ear Hörern, einer Bedientastatur und einem ultraflachen Behälterchen, von Bose Steuermodul genannt, das den Ein-Ausschalter und den Lithium-Ionen Akku enthält. Letztgenannter bietet 16 Stunden Musikbetrieb und wird über das mitgelieferte USB-Kabel geladen.

Während der „grosse“ QC 15 nur dann musizieren kann, wenn die Batterie über genügend Spannung verfügt, um die Elektronik anzutreiben, kann der QC 20 auch passiv betrieben werden. Das ist gerade dann wichtig, wenn irgendwo fern von jeder Netzdose dem Akku die Puste ausgeht. 

Ein Problem etlicher Hörer mit eingebauter Elektronik ist, dass sie passiv leider nicht mehr ganz so schön klingen wie aktiv. Der Grund ist klar: Aktiv betrieben wird das Signal nicht nur verstärkt, sondern auch der Frequenzgang entzerrt und linearisiert. So ist es ein leichtes, einem an und für sich nur mässig gut klingenden Schallwandler mit elektronischen Mitteln Klang-Manieren beizubringen. Doch die fehlen dann halt leider im passiven Betrieb.

Wie der QC 20 aktiv und passiv klingt, zeigt der Hörtest sofort.

Modernste Technologie

Die StayHear Ohreinsätze des QC 20 werden nicht einfach in den Gehörgang gequetscht, sondern liegen, dank einer raffinierten Halterung, locker und dennoch stabil an den Ohren.Die StayHear Ohreinsätze des QC 20 werden nicht einfach in den Gehörgang gequetscht, sondern liegen, dank einer raffinierten Halterung, locker und dennoch stabil an den Ohren.

Wie beim „grossen“ QC 15 haben die Bose Ingenieure auch beim neuen In-Ear-Hörer gleich zwei Mikrofone pro Hörerseite eingesetzt. Eines der Mikrofone nimmt den Schall ausserhalb des Hörers auf, das andere überwacht die Schallsituation im Inneren, also sehr nahe beim Trommelfell.

Während die Konkurrenz (darunter namhafte Grössen!) teilweise noch mit veralteten, analogen Schaltungen versucht, den Lärm zu vermindern, errechnet beim QC20i ein digitaler Chip im Steuermodul anhand dieser beiden Schallinformationen blitzschnell ein Korrektursignal.

Dieses wird zusätzlich zur Musik in den Gehörgang geleitet und macht dem eingedrungenen Lärm den Garaus. Mit der Bose Triport Technologie wird der effektive akustische Raum der Ohrhörer erweitert, so dass sich vor allem die Bässe besser entwickeln können.

Der QC 20 bietet zwei Hörfunktionen: Entweder man schottet sich von der Umwelt (fast) vollkommen ab, oder man aktiviert mit der „Aware Modus Taste“ den Aufmerksamkeitsbetrieb. In diesem Betrieb werden zusätzlich zur Musik via Mikrofon die Umgebungsgeräusche eingeblendet. Das ist zum Beispiel dann hilfreich, wenn man auf dem Bahnhof wichtige Durchsagen nicht verpassen will.

Lärm-Killer

Die Kopfhörerkapseln des QC 20 fallen auch bei relativ heftigen Bewegungen nicht so leicht vom Kopfe.Die Kopfhörerkapseln des QC 20 fallen auch bei relativ heftigen Bewegungen nicht so leicht vom Kopfe.

Der Hörtest beginnt auf folgende Art und Weise: Im unteren Stock gibt eine Musiklehrerin Querflötenunterricht und begleitet die Schüler auf dem Klavier. Aufgrund dünner Holzböden/Decken, dringt sehr viel Schall in den darüber befindlichen Testraum. Doch dieser Schall ist gerade ein ideales Prüfsignal für diesen Test.

Dass etliche Noise Cancelling Hörer tiefe Frequenzen relativ gut auslöschen können ist bekannt. Doch wie steht es mit mittleren und hohen Frequenzlagen?

Als erstes wird der altbewährt Bose QC 15 - ohne Musik zu spielen - aufgesetzt, und es herrscht (fast) absolute Stille. Nur noch andeutungsweise hört man extrem leise Töne der Flöten, das Klavier wird vollkommen ausgeblendet.  Na ja, diese herausragenden Leistungen des QC 15 kennen wir ja bereits von früheren Tests. Wie aber würde sich nun der Neuling behaupten?

Nun also wird der QC 20 aufgesetzt und und erst mal analysiert, wie gut der Hörer im passiven Betrieb, also ohne eingeschaltetem Noise Cancelling, den Umgebungslärm abschirmt. Und diese Abschirmung ist natürlich aufgrund der Bauweise sehr begrenzt.

Aber dann die grosse Sensation: Power On - und der Musik-Schulbetrieb im unteren Stock scheint eingestellt worden zu sein! Es herrscht, abgesehen von einem leichten, aber nicht zu überhörenden Grundrauschen, (fast) absolute Stille. Nur noch vereinzelt hört man andeutungsweise, dass da weit, weit entfernt noch jemand am Musizieren sein könnte.

Somit ist die Dämpfung der tiefen Frequzenzen exzellent und diejenige der mittleren und höheren Tonlagen verdienen immerhin ein gut bis sehr gut.  Also erst mal im Sofa zurücklehnen und die Ruhe geniessen, bis der Wunsch nach der gewünschten Musik sich meldet.

Musikspender

Solange die Gehörsnerven noch frisch sind, wird anspruchsvolle Klassik gehört.
Und gerade bezüglich der Streicherwiedergabe kann der Newcomer QC 20 dem bisherigen Meister QC 15 ganz tüchtig eines auswischen: Während die Violine auf dem QC 15 eher grell und nicht sehr lieblich klingt, wird sie vom neuen In-Ear-Hörer sehr angenehm und mit guter Feinzeichnung gebracht! Auch hohe Lagen klingen nie grell und auch das Cello erscheint voll, rund mit der ihm so charakteristischen Wärme. Auch für die Wiedergabe des Flügels darf man lobende Wort finden. Insgesamt macht das Anhören von Kammermusik mit dem QC 20 echt Freude.

Nun aber dasselbe Spiel im passiven Betrieb. Und da klingt der QC 20 nicht mehr ganz so überzeugend. Wie weggeblasen ist die schöne Brillanz im Hoch- und Obertonbereich. Die Bässe verlieren an Kontur und der Gesamtklang wirkt recht mitteltönig. Aber immerhin besser so, als gar keine Musik hören.

Also wieder auf aktiv geschaltet und weiter geht's mit Solo- und Chorgesang, gossorchestraler und Orgel-Musik, wo der QC 20 absolut beeindruckende Resultate bringen kann.

Und wenn es dann rockt,  jazzt und poppt, geht die Post ganz tüchtig ab: Der QC 20 klingt dynamisch vital und auch recht laut nie grell-nervend. Brachiale Bass-Impulse, kräftige Gitarren-Riffs und brisante, perkussive Exzesse sind für diesen Hörer kein Problem. Ein wirklich guter Hörer, mit dem das Musikhören bei allen Musikstilen Spass macht.

Fazit

Bose hat mit dem QC 20 ein Exempel statuiert: Dieser In-Ear-Hörer hebt das bisherige Image dieser Kopfhörer-Art in eine höhere Ebene und dringt damit in die Domäne der HiFi-Hörer ein. Dass er einen sehr hohen Tragekomfort und eine absolut exzellente Lärmvernichtung bieten kann, macht ihn noch begehrenswerter. Ganz klar: Der QC 20 ist unsere neue In-Ear-Noise-Cancelling-Referenz, mit der sich die Konkurrenz in Zukunft messen muss.

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