
iFi Audio entstand 2013 als Tochterunternehmen des britischen High-End-Audio-Herstellers AMR. Man nutzte geschickt die Expertise der beiden AMR-Gründer Pat Wayne und Thorsten Loesch im Bereich Digital-Audio und setzte voll auf den aufkommenden Trend zu kompakten Audiogeräten für Millennials mit Laptop und Kopfhörer. Die Firma entwickelte diverse USB-DACs, digitales Zubehör und Kopfhörerverstärker, aber auch kompakte Lifestyle-Lautsprecher für das neue Marktsegment.
Die Produkte gewannen mit ihrer technischen Raffinesse und dem extravaganten Design bald reihenweise Auszeichnungen und die Gunst einer schnell wachsenden Fangemeinde. Inzwischen ist iFi Audio deutlich umsatzstärker als das Mutterhaus. Die Entwickler und Designer agieren unter der Aufsicht von Mastermind Thorsten Loesch nach wie vor in England, die Fertigung befindet sich selbstredend in modernen Produktionsstätten in China.
Die kürzlich von iFi herausgegebene Zen-Linie umfasst zwei Produkte: Den Zen DAC und den Zen Blue. Beide sind Digital-Analog-Wandler inklusive Kopfhörerverstärker und Preamp für Aktivlautsprecher. Ersterer wird per USB mit dem PC verbunden, während Letzterer sich als Empfänger von kabellos zugespieltem Audio über Smartphones anbietet.
Beim Kauf hat man sich also zu entscheiden. Entweder will ich ihn als USB-DAC inklusive HiRes-Audio am Laptop verwenden oder als Bluetooth-Endgerät für Smartphones. Wieso man beide Quellen – USB und Bluetooth – nicht im gleichen Gerät integriert, erschliesst sich mir nicht direkt. Beide Quellen vereint würde die Flexibilität erhöhen.
Für die Aufwertung der Musikwiedergabe im Homeoffice ist der iFi Zen DAC im Test die bessere Wahl, bietet er doch das volle Spektrum an hochauflösenden Audioformaten. Von PCM mit bis zu 32 Bit / 384 kHz inklusive DXD bis zu DSD512 mit zu 12,4 MHz unterstützt er die volle Palette. Auch ein Hardware-seitiger MQA-Renderer ist an Bord für das bitgenaue Entpacken von Tidal-Masters.
Eine Batterie für den portablen Einsatz besitzt er nicht. Der Zen DAC ist hauptsächlich für den Bürotisch gedacht. Nach dem Auspacken suchte ich erst mal das Netzteil: Allerdings vergeblich – es liegt keines bei. Eine 5-Volt-Strombuchse wird an der Rückwand zwar angeboten, das Netzteil muss aber gegen Aufpreis von 40 Franken separat erworben werden. Strom bezieht der Zen DAC standardmässig direkt über seinen USB-3.0-Eingang. Das dürfte für die meisten Anwender ausreichen. Die Reduzierung auf das Notwendige passt ja auch gut zur Assoziation mit dem Zen. Und beim Blick auf das Preisschild mit 179 CHF versiegt die Kritik an der Einsparung. Zumal der Zen DAC ja ansonsten in der Ausstattung noch so einige Highlights anbietet.
Reichhaltige Ausstattung
Das Gehäuse mit seiner trapezförmigen Formgebung ist erst einmal ungewöhnlich, gefällt aber mit einem eigenständigen Design. Die Verarbeitung ist makellos und die dickwandige Metallzarge ausserordentlich solide. Das Stahlgrau passt in der Tönung gut zur Farbgebung der neueren Apple-Produkte. Ein Schelm, wer da denkt, dies sei durchaus bewusst so gewählt.

Den linken Bereich der Frontplatte aus gebürstetem Aluminium zieren zwei Druckknöpfe, die eine innovative Funktion aktivieren: «Power Match» bezeichnet nicht etwa einen On/Off-Schalter (den sucht man leider vergebens), sondern aktiviert einen Regelkreis, der die Stromlieferfähigkeit der Ausgangsstufe des Kopfhörerverstärkers erhöht. Sinnvoll ist die Zusatzpower bei Magnetostaten oder anderen Kopfhörern mit niedriger Impedanz. Für die meist hochohmigen IEMs braucht man den zusätzlichen Boost nicht, dafür erhält man mehr Rauschfreiheit.
Die zweite Taste aktiviert «True Bass», eine Weiterentwicklung der bewährten XBass-Schaltung von iFi, die tiefe Frequenzen subtil anhebt, ohne den Mitteltonbereich zu verfärben. Das ist etwa nützlich bei Ohrhörern und offenen Kopfhörern, denen es möglicherweise an tiefen Bässen mangelt. Der Algorithmus arbeitet vollständig im analogen Bereich.

Eine Eigenheit von iFi DACs ist die Anzeige des digitalen Audioformats der Musikdatei über eine Farbcodierung. Die rückseitige Umrandung des Lautstärkereglers wird von einer LED beleuchtet und wechselt je nach anliegendem Format seine Farbe: Grün für alle PCM-Audiodateien mit bis 96 kHz, Gelb für Samplingfrequenzen bis 384 kHz, Cyan und Blau für DSD128 und DSD256. Die mit MQA kodierten Dateien von Tidal «Masters» werden mit einem wunderschönen Magenta angezeigt.

Techies und sonstige verspielte Naturen steht die Möglichkeit offen, alternative Firmwares aufspielen, die iFi im Supportbereich ihrer Website anbietet. So lässt sich zum Beispiel das bei Auslieferung implementierte Minimalphasenfilter des DAC durch ein «Gibbs Transient Optimized Digital»-Filter (GTO) ersetzen. Die Details zum GTO-Filter können sie im technischen Paper von iFi nachlesen.
Symmetrischer Analogteil
Neben der 6,3-mm-Buchse findet sich auf der Frontseite auch eine 4,4-mm-Pentaconn-Buchse für die symmetrische Verbindung von Kopfhörern. Der Pentaconn-Anschluss ist eventuell noch nicht allen geläufig. Ins Leben gerufen wurde er von der «Japan Electronics and Information Technology Industries Association (JEITA)».
Er soll den neuen Standard bilden für symmetrische Kopfhörerverbindungen sowohl bei mobilen als auch bei stationären Geräten. Bisherige symmetrische 4-Pin-XLR-Stecker nehmen für viele Kopfhörerverstärker einfach zu viel Platz in Anspruch. Der Pentaconn-Anschluss soll Abhilfe schaffen.
Sowohl Sony als auch Sennheiser sind bei ihren neusten Produkten bereits auf den Zug aufgesprungen. Ich würde mal davon ausgehen, dass sich der neue Stecker-Standard daher schnell etablieren wird. Für Kopfhörer mit 4-Pin-XLR-Steckern benötigt man leider momentan noch recht teure Adapter-Kabel.

Gemäss iFi ist der gesamte Analogteil des Zen DAC vollsymmetrisch aufgebaut. Das bedeutet den doppelten Bauteilaufwand im Signalweg, also nicht einfach eine symmetrische Buchse am Ausgang (das wäre ein Fake), sondern ein komplett doppelt geführter Signalweg pro Kanal. Der Aufwand ist angesichts des Preises wirklich mehr als erstaunlich.
Auch an der Rückseite sind die Line-Ausgänge mit unsymmetrischen Cinch-Buchsen und einem Pentaconn-Anschluss für die symmetrische Verbindung zu Aktivlautsprechern doppelt ausgeführt. Das ist ein starkes Feature, denn eine symmetrische Kabelführung zu den Lautsprechern reduziert Störgeräusche und erhöht den Dynamikbereich. Die Ernüchterung kommt dann aber bei der Suche nach einem entsprechenden Verbindungs- beziehungsweise Adapter-Kabel von Pentaconn zum XLR-Eingang der Aktivlautsprecher. In der Schweiz fand ich keinen Anbieter. Fündig wird man am ehesten noch auf Ebay oder man konfektioniert sich die Kabel selber.

In der Praxis
Wie es der Zufall soll will, traf zum Hörtest gerade der Magnetostat Sendy Audio Aiva mit einem der noch seltenen Pentaconn-Stecker ein. Das chinesische Kopfhörer-Kleinod mit bahnbrechendem Preis-Leistungs-Verhältnis schien mir der adäquate Spielpartner für den Zen DAC. Nach der obligaten Einspielphase konnte es mit dem Klassiker «Jazz at the Pawnshop» losgehen. Den vitalen Live-Charakter und die räumlichen Ping-Pong-Effekte des audiophilen Evergreens reproduzierte der Zen DAC mit authentischer Lebendigkeit und hoher Präzision. Er baut eine realistische, zweidimensionale Klangbühne mit punktgenauer Positionierung der vielschichtigen Instrumentierung.
Das gibt es kein Lavieren. Das Gerät zeigt mit saubererer Impulsverarbeitung, hoher Neutralität und ehrlicher Raumabbildung, was Sache ist. Genau so, wie sich ein Verstärker nach Lehrbuch eigentlich verhalten sollte. Der Bass kommt staubtrocken und neigt nicht zu Übertreibungen. In der Mittellage agiert er etwas vordergründig und prägnant. Besonders gut harmoniert daher er mit Kopfhörern und Lautsprechern, die im Präsenzbereich etwas zurückhaltend sind.
Ich würde den Zen DAC insgesamt klanglich als grundsoliden und ehrlichen Arbeiter bezeichnen, der ohne Firlefanz auskommt, dafür mit Neutralität, technischer Präzision und Dynamik überzeugt.
Vermisst habe ich bisweilen eine räumliche Tiefe. Er bietet auch nicht den Schmelz eines Aune T1s mit Röhren oder die feine Detailzeichnung eines Burson Conductor 3. Da fehlt ihm dann doch etwas das Auflösungsvermögen. Aber bitte, Letztgenannter schlägt mit 2000 Franken zu Buche. Ein äusserst unfairer Vergleich, der zeigt, nach welchen Kalibern man Ausschau halten sollte, wenn man in eine andere klangliche Liga aufsteigen will.

Mit 32 Ohm Impedanz benötigt der Sendy Audio Aiva etwas Leistung, um auf Lautstärke zu kommen. Mit aktiviertem «Power Match» des Zen DAC spielte er deutlich lauter und auch kräftiger in Forte-Passagen, jedoch auch auf Kosten der Feindynamik. So war ich bei der Einordnung der Funktion etwas gespalten. Bei kerniger Musik ist die zusätzliche Dynamik durchaus erwünscht, doch meistens blieb der Booster auch mit dem leistungshungrigen Magnetostaten ausgeschaltet.
Ähnlich verhält es sich mit der «True Bass»-Funktion. Bei geringer Lautstärke verbessert der Regelkreis die Wahrnehmung und Akzentuierung im Tieftonbereich geschickt. Ähnlich, wie man es aus dem Studio durch eine bandbreitenspezifische Komprimierung und Veränderung der Hüllkurve kennt, greift die Funktion nur im Bassbereich unterhalb circa 300 Hz ein. «True Bass» ist denn auch wirklich frei von den typischen Artefakten, wie sie bei vielen Software-Equalizern auftreten. Beim Arbeiten mit Hintergrundmusik im Kopfhörer ist die zusätzliche Konturenschärfe im Bass durchaus angenehm, sonst blieb diese Funktion aber auch mit IEMs meistens im Off.
Fazit

Der iFi Zen DAC ist mit (fast) allem ausgestattet, was ein moderner DAC für den Desktop im Homeoffice benötigt. Abgesehen vom fehlenden Bluetooth-Modul lässt er keine Wünsche offen. Er verarbeitet alle aktuellen digitalen HiRes-Formate und bietet MQA-Unterstützung für Tidal Masters an. Eine symmetrische Signalführung findet man in dieser Preisklasse äusserst selten. Mit seiner präzisen und dynamischen Klangentfaltung wertet er das Musikerlebnis zur PC-Soundkarte deutlich auf. Die mechanische Verarbeitung ist äusserst hochwertig und das Design besitzt einen eigenständigen Charakter. Die ganze Vielfalt und Qualität gibt es zum sehr attraktiven Preis von 179 Franken.