Technik hinter sich lassen
Die Fyne F702 macht dem kritischen Hörtester das Leben schwer. Bereits nach kurzem, aufmerksamem Hinhören ertappt man sich dabei, wie man entspannt im Sessel zurücklehnt und «nur noch» die Musik zu geniessen beginnt. Sie hat nämlich das Zeug dazu, die technischen Umstände bei der Musikwiedergabe vollständig vergessen zu lassen. Zumal dann, wenn sie (wie in unserem Fall) von Elektronik angetrieben wird, die ebenfalls auf natürlichen Schönklang hin ausgelegt ist. Das Elektronik-Duo bestehend aus dem DAC/CD-Spieler Cantata MC 3.0 und dem Vollverstärker Cantata C50 2.0 von Resolution harmonierte ganz ausgezeichnet mit den schottischen Standboxen und verhalf ihnen zu einer livehaftigen und vitalen Darbietung, der jedweder artifizielle Beigeschmack oder Hang zu vordergründigen Übertreibungen abgeht.
Nebst dem ausgesprochen natürlichen Timbre von Originalinstrumenten und Gesangsstimmen fallen die enorme Ausdruckskraft und die mühelose Klangentfaltung bei jeder beliebigen Lautstärke auf. Kleinste dynamische Schattierungen bei guten Aufnahmen zeugen von einer exzellenten Feindynamik dieses Lautsprechers. Live-Aufnahmen gewinnen über die F701 eine unglaubliche Präsenz, deren Magie man sich beim Anhören kaum entziehen kann. Dazu trägt ganz entscheidend die exzellente räumliche Abbildung bei, zu der dieser Lautsprecher fähig ist. Das musikalische Geschehen löst sich auf verblüffende Art und Weise von den Boxen, deren Tiefenstaffelung den Hörraum imaginär erweitert.
Aber auch die Stereoperspektive ist sehr weit gespannt. Am besten winkelt man die Fyne leicht zum Hörplatz hin an, jedoch selbst bei paralleler Aufstellung zur Rückwand erscheint die Wiedergabe wie aus einem Guss. Das «Constant Directivity»-Verhalten wirkt sich auch insofern positiv aus, als man nicht auf eine einzige optimale Hörposition fixiert ist. Steht man auf oder geht im Hörraum umher, ändert sich die Klangbalance praktisch überhaupt nicht.
Fast schon referenzverdächtig ist die Tieftonwiedergabe der F701. Die Leichtigkeit, mit der sich Basslinien schon bei geringer Lautstärke druckvoll entfalten, lädt unwiderstehlich zum Mitwippen ein. Der Bass reicht sehr tief (-6 dB bei 30 Hz), bleibt auch beim Lauthören konturiert und sauber. Nicht nur dank diesem Fundament beweist sie viel Gespür für ernste Musik. So inszenierte sie Claudio Arraus «Final Sessions» fast schon andächtig und zauberte den Flügel schlackenlos authentisch, plastisch greifbar in den Hörraum. Man gewinnt als Zuhörer das Gefühl, über die Grenzen der Zeit hinaus live dabei zu sein.