Test des FiiO X5 3. Generation: Der Smarte
Wenn ich den Namen der Marke FiiO höre, so folgt für mich nach einigen Jahren gleich die Assoziation einer tickenden Zeitbombe, die ständig tickt und die Spielmacher des bereits «milde» überteuerten portablen Audiomarktes zu Neuerungen antreibt, denn wenn diese Zeitbombe hochgeht, dann besteht ohne diese Neuerungen keine Legitimation mehr für die hohen Preise der Luxus-Audioplayer. Der Knall entspricht bei dieser Metapher dem Erscheinen eines neuen FiiO-Produkts.
Der Neue hier heisst X5 der Dritte und er hat kaum noch etwas mit seinem Vorgänger gemein. Dabei ist der Schritt zum Smart-DAP mit einem aufgebohrten Android-Betriebssystem noch das Offensichtlichste, was uns über das 3,97-Zoll-Display und 800 x 480 Pixel entgegenflackert.
Dabei kann zwischen zwei Betriebsmodi, dem Android- und dem Pure-Music-Modus gewählt werden. Beim Pure-Music-Modus werden WLAN und andere Hintergrundfunktionen, die zu Störungen im Klangsignal führen könnten, ausgeschaltet, wobei die Benutzeroberfläche ganz zu der Player App wird, die auch über den Android-Modus benutzt werden kann. Im Android-Modus hingegen stehen den Benutzern die Tore des Internets mit sämtlichen Streamingdiensten und alternativen Musikprogrammen offen, wie dem Neutron-Player und endlos vielen mehr. Diese Vielfältigkeit und Modifizierbarkeit stellt wohl den grössten Vorteil der Smart-Daps wie dem FiiO X5 lll über seine Konkurrenz dar.
Auf dem Papier sind auch die inneren Werte des FiiO X5 lll erschreckend gut. Gleich zwei der AKM-AK4490EN-DAC teilen sich die Arbeit. Dabei handelt es sich um einen derzeit sehr beliebten DAC-Chip der japanischen Firma Asahi Kasei Microdevices. Allerdings bezieht sich das Kürzel EN des Chips auf die abgespeckte und energieeffizientere Version und auf den kleinen Bruders des AK4490EQ, der seinerseits im KANN von Astell&Kern verbaut wurde. Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail, das im Hinblick auf die Wertigkeit eines Geräts nicht unerheblichen Einfluss nimmt.
Ein seltener Anblick bei digitalen Audioplayern sind die zwei Kristalloszillatoren, die zusammen mit den Verstärkerbausteinen OPA 1642 und OPA 426 für geringeres Rauschen und eine Reduktion von Artefakten und Verzerrungen sorgen. Ebenfalls wichtig für den Detailgrad klanglicher Feinheiten ist die Möglichkeit, den X5 lll über den symmetrischen Ausgang abzuspielen.
Zu dieser, die Sinne übermannenden Flut an Spezifikationen gesellt sich die Tatsache, dass der X5 lll auch durch seine Bauqualität überzeugt. Das Aluminiumgehäuse wirkt robust und in seiner Form und der Anordnung des Lautstärkerades, den Knöpfen, sowie sämtlichen Ausgängen durchdacht. Dies ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Ebenso keine Selbstverständlichkeit ist das Detail, dass SD-Karten gut geschützt in einem Fach an der Seite des Players untergebracht sind und nur mit Hilfe eines Pins entfernt werden können.
Klanglich geht der FiiO einen ganz anderen Weg als die direkte preisliche Konkurrenz des DP-S1. Die Noten sind deutlich fülliger und kräftiger, was dem FiiO eine grössere Präsenz in den Mitten und im Bassbereich gibt, wovon die filigranen Höhen, wenn zwar sehr wohl vorhanden, weniger profitieren. Ein besonderes Detail ist die Fleischigkeit des Basses, eine Qualität, welche ich mittlerweile dem AK4490EN-DAC-Chip als markantes Erkennungsmerkmal zuordne.
Die Klangbühne ist ausreichend weit und tief, um den Hörern einen Eindruck von Offenheit und Dreidimensionalität zu geben. Allerdings vermittelt der DP-S1 diesen Effekt auch durch seine seidige und transparente Art besser.
Der FiiO X5 lll hat nicht nur die Konkurrenz durch seine herausragenden Spezifikationen herausgefordert. Ebenfalls war der X5 lll eine Herausforderung für mich und mein Gehör. Auf dem Papier ist der neue X5 dermassen gut, doch in der Praxis und im Vergleich zu Premiumprodukten konnte er sich jedoch deutlich nicht als Königsmörder behaupten. Dennoch ist der FiiO X5 der dritten Generation ein Audioplayer, der bei jedem Kauf eines Smart-DAP als eine der Top-Möglichkeiten in den Kategorien Preis/Leistung und Wertigkeit gehandelt werden sollte.