Klang
Das alles führte dazu, dass wir im Hörtest subjektiv sehr viel lauter aufdrehen konnten, als uns die 87 Dezibel Maximalpegel aus dem Messlabor suggerierten. Den herzerfrischenden Progressive Rock der Neil Morse Band – Toptipps: «The Simplitude Of A Dream» und «The Great Adventure» – jedenfalls fuhren wir hoch, bis im gut lesbaren OLED-Display -20 (von -100) bläulich schimmerte. Und noch immer tönte der Gesang des Chefs unverzerrt, die brachialen Drums von Mike Portnoy knackig und die irrwitzigen Gitarrensalven von Eric Gillette krachscharf. Bei Pegeln, welche die Frau Gemahlin zwei Etagen darüber noch wohl vernahm ...
Aber bis wir die zierliche Box in ihrem tadellos schleiflackierten MDF-Gehäuse so weit quälten, verging natürlich erst einmal geraume Zeit. Zeit genug, damit der Autor via USB-Eingang vom Mac mini und mit der jedem Audiophilen zu empfehlenden Software Audirvana Plus direkt jede Menge Musik in hoher Auflösung zuspielen konnte. Die nuPro-Plattform kommt schliesslich mit Auflösungen bis zu 24Bit/192 Kilohertz (PCM) klar.
Damit muss sie aber auch etwas anfangen können – was nützt schliesslich hohe Auflösung, wenn die Lautsprecher alles zu einer Klangsauce verkochen? Nein, die nuPro X-400 liess alle Ingredienzien des Musikmenüs herausschmecken. Die vorbildliche Linearität und Neutralität ging hier mit einer Transparenz einher, dass man die Kochkunst eines wesentlich teureren Lautsprechers vermutet hätte. Der Genussfaktor von edlen Singer/Songwriter-Weisen blieb wie auch bei exquisiter Kammermusik sehr hoch. Die vorzügliche Einspielung des Cembalokonzerts von Johann Sebastian Bach mit Andreas Staier lief komplett durch – das muss den Nuberts erst einmal ein konventioneller Schallwandler nachmachen.
Der Autor stellte die beiden Lautsprecher recht nah zusammen (etwas mehr als die Hälfte der Hördistanz), winkelte sie kaum ein und gönnte ihnen ein Paar hochwertige und stark entkoppelnde Ständer aus eigenen Beständen (der Nubert-Shop bietet auch welche an). So brauchte er die Frequenzmanipulationen nach einschlägigem Ausprobieren nicht wirklich anzuwenden. Doch in problematischeren Umgebungen wie etwa im Büro, wo er testweise auch aufspielen liess, machten die Helferlein – mit Bedacht eingesetzt – einen Super-Job.
Im Hörraum zeigte die linear gestellte X-4000 auch weitere audiophile Tugenden. Ob vom CD-Laufwerk oder vom Computer angesteuert – mit faszinierender Selbstverständlichkeit löste sich der Klang von den Lautsprechern und breitete sich in einem weit nach hinten geöffneten Raum aus. Und als es dann richtig laut wurde, nahm man die behutsamen Eingriffe des Limiters doch mit mehr Wohlwollen als Missfallen zur Kenntnis. Und das war dann – neben den audiophilen Tugenden – wirklich wieder eine faustdicke Überraschung.