Klang mit Suchtfaktor
Wir hörten den Stream-XR in Kombination mit dem bewährten Vollverstärker i9-XR aus der gleichen Serie von Cyrus Audio. Als Abhörlautsprecher fungierten die preislich und qualitativ bestens passenden Standboxen 703 S3 von Bowers & Wilkins.
Der Cyrus Stream-XR betörte auf Anhieb mit einer besonders «musikalischen», vitalen Spielweise. Die Wiedergabe hat unüberhörbar einen gewissen «X-Factor», der schwer in Worte zu fassen ist und dennoch das Musikhören eingängiger macht als gewohnt. Das musikalische Geschehen lebt und pulsiert – und animiert dazu, in die vorliegende Aufnahme einzutauchen. Diese Tugend wird dabei keineswegs durch eine übertrieben analytische oder gar vordergründige Tendenz erkauft. Im Gegenteil: Timbre und Klangfarben guter Aufnahmen schmeicheln sich beim Zuhörer unwiderstehlich in den Gehörgang ein. Stimmigkeit und Harmonie werden grossgeschrieben.
Erstaunlicherweise behält der Stream-XR diese einladende, vitale Gangart bei, unabhängig davon, in welchem Format oder in welcher Auflösung Musik abgespielt wurde. Sogar Webradio-Sender wie Swiss Jazz oder SRF 2, die mit mickrigen 100 kBit/s gestreamt werden, tönten ungewohnt lebendig. Ebenso fällt auf, dass der Stream-XR selbst beim Leisehören eine beeindruckende Durchhörbarkeit musikalischer Details an den Tag legt. Ganz offensichtlich haben die Briten diesem Streamer eine ausgeprägte Feindynamik mit auf den Weg gegeben.
Anfänglich hörten wir bevorzugt Titel in 24-Bit/192-kHz, wie sie vermehrt im Qobuz-Sublime-Streaming-Abo angeboten werden. Beispielsweise die Neuaufnahme der «Missa Cantate» von John Sheppard mit den Tallis Scholars. Eine so geballte Ladung reiner Vokalmusik kann den Zuhörer schnell einmal ermüden. Nicht so über den Stream-XR gehört. Das Ensemble singt zwar mit voller Inbrunst, jedoch mit so schönem Timbre, dass sich die Gehörgänge nie verschliessen, sondern die harmonischen Gesänge mit viel Genuss «aufsaugen».
Genauso beim wunderbaren, ebenfalls in 24-Bit/192-kHz angebotenen Album «Christmas from the Chapel Royal», aufgenommen im königlich-britischen Hampton Court Palace: Die Kombination von Vokal- und Orgelmusik erklingt in unerhörtem Glanz und aus superber räumlicher Tiefe. Man bekommt über eine gute Anlage gehört mühelos den Eindruck, bei der Darbietung vor Ort anwesend zu sein. Und der Cyrus Stream-XR trägt ganz offensichtlich viel zur Livehaftigkeit der Wiedergabe bei.
Dieser unwiderstehlich lebendige Touch war in besonderem Masse auch beim Anhören des Live-Konzertmitschnitts «Under a Winter’s Moon» (gestreamt in 24-Bit/48-kHz) von Loreena McKennit zu vernehmen. Die teils fast schon kitschigen Arrangements der englischen und walisischen Carols erklingen über den Stream-XR so schön, dass man trotz (oder wegen) viel Zuckerguss der musikalischen Einladung zu besinnlichen Einkehr kaum widerstehen kann.
Künstlerisch anspruchsvoller, aber nicht weniger einladend ist der Live-Mitschnitt zur musikalischen Geburtsfeier Joni Mitchells (ebenfalls in 24-Bit/48-kHz gestreamt). Koryphäen aus Country, Pop und Soul (wie etwa Kris Kristofferson, James Taylor oder Norah Jones) geben auf «Joni 75» ihr Ständchen – alles Kompositionen von Joni Mitchell – auf charakteristische Weise zum Besten. Auch hier bekommt man über den Stream-XR authentische Live-Atmosphäre geboten. Das individuelle Timbre der legendären Singstimmen ertönt in voller Pracht.
Um das klangliche Niveau des neuen Cyrus-Streams einzuordnen, verglichen wir seine Wiedergabe einerseits mit der des gleich teuren, ebenfalls zur Topklasse zählenden Streamer Madison von Wattson Audio (Test nachzulesen hier). Der Madison gab die gehörten HiRes-Titel ebenfalls mit superber Dynamik und perfekter Durchhörbarkeit wieder, konnte aber nicht mit dem gleichen «X-Factor» aufwarten wie der Stream-XR. Letzterer schob einfach nochmal eine Schippe an müheloser Lebendigkeit und Schönheit der Musikwiedergabe drauf. Das gleiche Bild ergab sich, wenn man den Stream-XR digital an den Verstärker Cyrus i9-XR andockte. Auch hierbei blieb ein Stück der besonderen Klangmagie, die der Stream-XR über seinen Analogausgang zum Besten gibt, auf der Strecke. Ganz offensichtlich haben die Cyrus Audio-Entwickler noch mehr klangliches Potenzial aus der neuen DAC-Generation herausgekitzelt.
Zu guter Letzt wollten wir noch wissen, welchen Einfluss das optionale externe Netzteil PSU-XR auf das Wiedergabeniveau des Stream-XR haben würde. Immerhin hatte dieses schon den i9-XR auf ein ganz anderes Level gehoben (nachzulesen hier). Absolut beeindruckend – um nicht zu sagen: dramatisch – war auch beim Stream-XR die Auswirkung der kompromisslosen Stromversorgung. Waren beim Anhören des Livealbums «Under a Winter’s Moon» beim Betrieb ohne Zusatznetzteil S-Laute der Gesangsstimme noch minim aufdringlich, so war diese Tendenz nach dem Anschluss des PSU-XR vollkommen weggewischt. Auch der Triangel, der zuvor kaum aus dem akustisch dominanten Harfenspiel herauszuhören war, erschien nun plötzlich klar umrissen, glockenklar. Jeglicher plakative Anstrich der Aufnahme war wie weggeblasen. Transparenz und Räumlichkeit der Wiedergabe profitieren ungemein vom PSU-XR und heben auch den Stream-XR auf ein deutlich höheres Level – sprich: Referenzniveau.
Fazit
Der hohe Zugewinn an Klangqualität durch das PSU-XR spricht in keiner Weise gegen die «Standalone»-Variante des neuen Streamers von Cyrus Audio. Vielmehr kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass der Stream-XR schon für sich allein betrachtet den bestmöglichen Klang in seiner Preisklasse anbietet. Das runderneuerte BluOS in der Version 4 steuert das Seine dazu bei, diesen Streamer anspruchsvollen Musikliebhabern zu empfehlen, die Komfort und Funktionsvielfalt beim Musikhören übers Heimnetzwerk zu schätzen wissen.