Cyrus Audio gehört zu den wenigen britischen Marken, die Unterhaltungselektronik nicht nur in U.K. entwickeln, sondern auch auf der Insel fertigen. Sie beherrschen wie sonst fast niemand das Handwerk, hochwertigste Elektronik in kompakten Abmessungen unterzubringen. Mehr als fünf Jahre lang war der bestens beleumundete Cyrus 8.2 DAC bei den Briten das Spitzenpferd unter den integrierten Vollverstärkern. Vor zwei Jahren erst wurde er mit dem ausgezeichneten QXR-DAC-Upgrade aufgewertet. Damit verarbeitet dieser Vollverstärker HiRes-Digitalformate in allerbester Qualität. Freilich wurden für diese Option knapp 800 Franken fällig. Der Cyrus 8.2 DAC hat über die Jahre viele Freunde gefunden. Die gute Nachricht: Er bleibt auch weiterhin im Programm und wird zum attraktiven Preis von CHF 2590 sogar mit dem QXR-DAC inklusive angeboten. Nun macht ihm der brandneue und mit einem Preis von CHF 3790 jedoch deutlich teurere i9-XR den Vollverstärker-Thron bei Cyrus streitig.
Der neue i9-XR verkörpert eine völlig neue Entwicklungsstufe bei Cyrus. Zwar ist es äusserlich bei den gleichen kompakten Abmessungen des massiven, wunderbar von Hand veredelten Alugussgehäuses geblieben. Schaut man sich das schmucke Gerät jedoch aus der Nähe an, so entdeckt man neu gestaltete Sensortasten anstelle der alten Drucktasten. Das dimmbare Display zeigt die Informationen nun nicht mehr in Form relativ grob gerasteter Symbole mit grüner Hintergrundbeleuchtung, sondern in Weiss auf dunklem Hintergrund.
Neu angeboten auf der Gerätefront werden auch ein Balance-Steller und eine «Filter»-Taste. Letztere erlaubt es, bei laufender Musikwiedergabe (digitaler Quellen) sieben unterschiedliche Charakteristiken des Digitalfilters einzustellen. Damit kann man insbesondere den räumlichen Höreindruck subtil, aber nachhaltig beeinflussen. Die klanglichen Unterschiede sind – eine gute Wiedergabekette vorausgesetzt – erstaunlich gross. Dem Autor fällt es jedoch schwer, auf die Schnelle eine eindeutige Empfehlung abzugeben, welche Filterstellung denn nun «besser» klänge. Je nach vorliegender Aufnahme mag das eine oder andere Filter Vorteile haben. Generell gilt jedoch auch hier: Die Grundeinstellung von Cyrus macht so viel Sinn – sprich: klingt so überzeugend –, dass man sich die Mühe stetigen Umschaltens eigentlich sparen kann.
Experimentierfreudige Spielernaturen werden die Möglichkeit hingegen schätzen, der Wiedergabe den bevorzugten Feinschliff zu geben. Beim D/A Wandler handelt es sich um den QXR-DAC der zweiten Generation, wobei unter anderem die analoge Pufferstufe im Hinblick auf eine schnellstmögliche Signalverarbeitung grundlegend überarbeitet wurde. Es werden fünf Digitaleingänge und – wie schon gesagt – sieben unterschiedeliche Filter angeboten. Via PC-USB ist mit dem passenden Treiber und Software-Player die Wiedergabe von Formaten bis zu 32Bit/768kHz bzw. DSD512 möglich.
Weiteres Plus beim i9-XR: Der Phono-Eingang. Auf einen solchen muss man beim 8.2 DAC bekanntlich verzichten. Cyrus‘ separate Phono-Stufe «Phono Signature» klingt zwar ganz famos, schlägt jedoch mit CHF 1990 zu Buche. Der neue i9-XR kommt nun mit einer Phono-MM-Stufe, die mehr als nur eine Alibifunktion abdecken soll. Cyrus nimmt dafür in Anspruch, viele der Signature-Schaltungsmerkmale übernommen zu haben.
Der Phono-Eingang soll sich durch geringes Rauschen und hohe Dynamik auszeichnen. Wir machten die Probe aufs Exempel und schlossen kurzerhand einen frisch ausgepackten Rega Planar 3 mit Elys-2-Tonzelle an. Obwohl der MM-Abstaster überhaupt noch nicht eingespielt war, zeigte die Kombi eine klangliche Vorstellung, die man eigentlich in einer Preisklasse unter CHF 1000 (Plattenspieler inkl. Zelle) gar nicht erwarten würde: Der wunderbarer Groove, die exzellente Dynamik und eine überraschend gute Feinzeichnung hätten auch einer deutlich teureren Abtaster-Plattendreher-Kombi gut zu Gesicht gestanden. Erster Eindruck der Phono-Stufe: Weit, weit besser als «nur für Gelegenheitshörer geeignet» und mühelos dazu in der Lage, für das begehrte Vinyl-«Wow»-Erlebnis zu sorgen.
Eine weitere Besonderheit zeigt sich im rückseitigen Anschluss für ein externes Zusatznetzteil. Auch diese Cyrus-Spezialität wurde überarbeitet. Anstelle des bekannten PSX-R2 findet hier nun das PSU-XR Anschluss, das im Laufe der nächsten Monate auf den Markt kommen soll. Im Unterschied zum PSX-R2 stärkt das PSU-XR auch die Stromversorgung der Endstufe mittels zwei unabhängiger Stabilisierungsstufen. Drei weitere dienen der Vorstufe und den Servoschaltkreisen. Das neue Zusatznetzteil soll deutlich mehr Hilfestellung anbieten als das bisherige, und somit alle kompatiblen Geräte der neue XR-Linie entscheidend aufwerten.