Visuelles und technisches Highlight
"Tweeter on Top" war eine Erfindung der Briten in den späten 70er-Jahren, mit der sich dann auch die allererste B&W 801 (1979) von der Highend-Konkurrenz abhob. Damals schon erkannte man, dass ein aufgesetzter Hochtöner Vorteile bei der seitlichen Schallausbreitung mit sich bringt. Denn damit wird verhindert, dass Hochtonanteile entlang der Schallwand bis zu den Gehäusekanten laufen und dort durch scharfe Gehäusekanten gebrochen werden. Solcher Indirektschall kommt dann verzögert beim Hörer an und kann zu einem diffusen Klangbild führen.
Darüber hinaus lässt sich die Impulsantwort des aufgesetzten Hochtöners perfekt an die des Mitteltöners anpassen, indem man Ersteren so positioniert, dass er im Übergangsbereich zeitgleich mit Letzterem abstrahlt. Eine solche Auslegung muss natürlich die Frequenzweiche miteinbeziehen, denn deren Bauteile (Kondensatoren und Spulen) führen zu Phasendrehungen des Musiksignals.
Bereits mit der aktuellen 800er-Serie hat B&W jedoch eine Kehrtwendung hin zu möglichst einfachen Filtern mit flacher 6-dB-Wirkung vollzogen, mit denen ein gutes Impulsverhalten des Lautsprechers problemlos zu verwirklichen ist. Voraussetzung bildet freilich, dass die verwendeten Treiber von Hause aus bereits über ideale Wiedergabeeigenschaften verfügen, die kaum korrigiert werden müssen.
Bei der CM10 kommt ein neu entwickelter Hochtöner zum Einsatz. Bereits bei der kompakten Designbox PM1 (Testbericht avguide.ch) wurden Merkmale der berühmten Diamantkalotte (wie deren hohe Resonanzfreiheit) in bezahlbare Regionen herunter transferiert. Auch beim Hochtöner der CM10 ging es darum, den Frequenzbereich, wo die Membrane in Partialschwingungen aufbricht, möglichst weit über den hörbaren Bereich hinaus zu verlagern.
Dazu kreierte B&W eine doppelschichtige Aluminiumkalotte, deren innere Kuppel im Zentrum ausgeschnitten ist. Das stabilisiert die Membran, ohne allzu viel an bewegter Masse zuzulegen. B&W spezifiziert eine lineare Wiedergabe bis zu 28 kHz, Materialresonanzen sollen erst ab 39 kHz auftreten. Wer dies als höchstens fledermausrelevant abtut, verkennt die Tatsache, dass modernes High-Resolution-Musikmaterial de facto diesen Frequenzbereich abdeckt, sowie den Umstand, dass sich das supersonische Wiedergabeverhalten auch auf den hörbaren Bereich auswirkt.