Der zwölf Kilogramm schwere Streamer Arkas kommt sehr massiv und edel daher. Obwohl sich Tidal Audio ja gerne mit der Formel 1 vergleicht, hat der Arkas zumindest bei den verwendeten Materialien nichts mit den Leichtbau-Karbonboliden gemeinsam. Der verarbeitete Chromstahl kontrastiert zum schwarz eloxierten Aluminium und gefällt mir, je länger ich ihn bei mir stehen habe, umso besser. Die Front besteht aus gegossenem schwarzem Acrylglas in Kombination mit Hochglanz-poliertem Edelstahl – ganz edel. Der Tidal-Look kontrastiert zudem heute üblichen Alu-Look und bietet hierzu eine willkommene Abwechslung. Die drei hochwertigen Füsse, zwei vorne und einer hinten, finde ich übrigens super. Vier Füsse stehen in der Regel wackliger.
Die Front hat eine rote LED und einen verchromten EIN/AUS-Knopf. Das war es dann auch schon.
Die Rückseite des Arkas hat alles an digitaler Konnektivität an Bord, was von einem Streamer benötigt wird: XLR AES/EBU, koaxial Cinch, koaxial BNC, optisch Toslink sowie ein LAN-Ethernet und zwei USB-Buchsen. Ausgangsseitig stehen neben den diversen bekannten digitalen Formaten auch der exklusive Tidal-Link zur Verfügung. Mit der Tidal-Link-Verbindung, angeschlossen an den Digital/Analog Wandler Tidal Camira, holt man gemäss Hersteller das klangliche Optimum aus dem Streamer heraus. Das Tidal-Link-Kabel wird übrigens mit jedem Arkas mitgeliefert.

Der Tidal Arkas kann mit iOS- und Android-Geräten über die Apps Lumin und Mconnect betrieben werden. Im Test haben wir die Lumin-App verwendet, die einwandfrei mit dem Arkas-Streamer funktioniert hat und gemäss Vertrieb klanglich das beste Resultat liefert. Die Lumin-App ist übersichtlich gestaltet und lief im Testbetrieb störungsfrei.
Offiziell Roon-ready ist der Tidal Arkas nicht, lässt sich aber gemäss Hersteller via Lumin-App in ein Roon-Netzwerk einbinden.

Technische Spezifikationen des Tidal Arkas
Über das Innenleben des Edel-Streamers macht Tidal Audio in gewisser Weise ein Geheimnis, denn es findet sich nirgends Fotos über sein Innenleben und es war auch untersagt, das Gehäuse zu öffnen (woran wir uns natürlich gehalten haben). Aus der Produktbeschreibung erfährt man zumindest Folgendes:
Auf die hochwertige Stromversorgung legt Tidal Audio viel Wert. Ein geregeltes, aktives Linear-Netzteil ist für die Stromversorgung des Arkas-Streamers zuständig. Mit über 200'000 µF Kapazität ist das Netzteil mehr als ausreichend dimensioniert und würde mit seinem Puffervolumen manchem Verstärker gut zu Gesicht stehen. Ein- und Ausgänge werden von EMI-Transformatoren mit Silberleiter von Einstrahlungen von Störfeldern abgeschirmt. Ein mehrstufiges Clocking-System soll für eine ultrapräzise Ein- und Ausgabe der Daten sorgen.
Selbstredend deckt der Arkas alle üblichen digitalen Formate ab. DSD kann er bis DSD256 und PCM gibt er am Ausgang mit bis zu 384 kHz Samplingfrequenz aus. Ins Gerät fix integriert unterstützt der Arkas die Streaming-Plattformen Tidal, Qobuz, Spotify sowie den Internet-Radiodienst TuneIn.
Praxis
Nach so viel trockener Digitaltechnik wollen wir nun doch noch Musik hören. Der Hörtest gestaltete sich spannend, und neben dem Tidal Arkas Streamer durften wir als Zuleitung das edel gemachte XLR-Kabel von Tidal Digital gleich mittesten. Das symmetrische AES/EBU-Kabel aus der Tidal-Audio-Reference-Line kostet CHF 4500. Das Leitermaterial besteht aus einem reinem, hochwertigen Silber-Hohlleiter. Darüber bietet Tidal Audio noch die «Assoluta»-Version an, die dann allerdings gut das Doppelte kostet.
Die restliche Testanlage bestand aus dem Ansuz A2 PowerSwitch und als «Gast-DAC» wirkte der Merason DAC1 mit. Als Verstärker befeuerte der Aavik I-180 die Blumenhofer Fun-Lautsprecher. Alle Geräte sind mit Ansuz-Kabel verbunden und der Raum ist mit Steinmusic-Devices optimiert.
Im Ausgangs-Setup war ein Streamer der Mittelklasse im Einsatz. Beim zweiten Durchgang schaltete ich auf den Tidal-Streamer um, was einfach und schnell gemacht war. Die bedienfreundliche Lumin-App ist sehr übersichtlich, sodass die Qobuz Test-Playlist schnell gefunden war.
Hörtests – das mag für Sie als Leser aufregend klingen, aber ehrlich – sind musikalisch gesehen nicht wirklich abwechslungsreich, da man meistens die Stücke abspielt, die man eh schon in- und auswendig kennt. Somit artetet der Hörtest in konzentrierter Arbeit aus. Stellvertretend picke ich das Cover-Musikstück von «Brothers in Arms» raus, nämlich die Interpretation von «Club For Five». Eine schöne Aufnahme, die alles hat, was es für einen guten Vergleich benötigt: Nämlich eine Bassline, schöne Stimmen und Instrumente.
Ehrlich gesagt, ich war vor dem Umschalten auf den Tidal-Streamer etwas nervös. Was ist, wenn ich keinen Unterschied höre oder der Unterschied nur marginal ist? Ich kann Sie an dieser Stelle schon mal beruhigen: Der etwa rund zehnmal teurere Tidal Arkas Streamer lieferte ab. Der Sänger der Gruppe «Club For Five» schien plötzlich eine tiefere Stimme bekommen zu haben, alles war farbiger, differenzierter und der Raum ging nach hinten auf. Ich habe dem Merason DAC1 bisher zwar einen hochauflösenden, aber tendenziell eher analytischen Klang attestiert. Mit dem Tidal Arkas scheint er mir nun doch einen guten Tick weicher und samtiger in der Klangentfaltung.

Dass der Streamer ein wichtiges Teil in einer digitalen Kette ist, ist bisweilen umstritten. Doch selten bekommt man Klangunterschiede der digitalen Daten-Anlieferer so markant und eindringlich aufgezeigt wie mit dem Edel-Streamer von Tidal Audio. Auch feinste Informationen waren präsenter, ohne dass die Musik ins Analytische kippte. Das Klanggeschehen wurde scharf umrissen und abgebildet, was ein wunderbar dreidimensionales Klangbild ergab. Obwohl der Klang dynamischer und intensiver daherkam, wollte man trotzdem fast instinktiv noch lauter aufdrehen – was immer ein positives Zeichen ist.
Der Arkas-Streamer zeigt einmal mehr, was in einer digitalen Kette möglich ist bzw. welchen Einfluss jede einzelne Komponente auf das Endresultat, also den Klang hat. Dass gemäss Hersteller in Verbindung mit der Tidal-eigenen «Tidal Link»-Verbindung zum Tidal Audio Camira DAC klanglich noch mehr gehen soll, konnten wir mangels nicht verfügbaren DAC nicht testen. Aber so wie die ultimative Tidal-Anlage im Alesca Showroom geklungen hat, geht da wirklich noch etwas. Sollte Sie der Unterschied zwischen SPDIF und Tidal-Link wirklich neugierig gemacht haben, buchen Sie doch eine Demo in diesem wunderschönen und klanglich optimierten Showroom bei Alesca Audio Fidelity in Fehraltorf.
Klar, der stolze Kaufpreis des Tidal Arkas ist kein Schnäppchen, werden Sie berechtigt einwenden. Und ja, Sie haben vollkommen recht. Aber Lautsprecher für CHF 100'000, Verstärker für CHF 50'000 sind heute im High-End keine Exoten mehr und mit einem Streamer für rund CHF 30'000 ist der Tidal Arkas somit in guter, aber erlauchter Gesellschaft
Fazit
Mit dem Tidal Audio Streamer komplettiert Tidal Audio ihr Sortiment im digitalen Bereich. Die gnadenlose Konsequenz und die Ansprüche an Klang und Machart vom Firmengründer und Mastermind hinter Tidal Audio, Jörn Janzcak, haben ihren Preis. Dafür kriegt der solvente Kunde auch wirklich eine exklusive High-End-Komponente geboten, die auch klanglich abliefert, was sie optisch verspricht.
Sehr edel gestaltet, passt der Arkas-Streamer auch optisch perfekt ins Tidal-Audio-Design. Aber auch als Einzelkomponente ist der Arkas-Streamer ein Hingucker und eine Bereicherung für eine digitale High-End-Kette! Ob das Gebotene den Preis rechtfertigt, muss jeder für sich entscheiden und kann letztendlich nur ein Testgerät in der eigenen Kette beantworten. Entsprechend solvente Kunden, die etwas vom «Besten» wollen, werden mit dem Arkas von Tidal Audio aber sicherlich gut bedient sein!