TESTBERICHT
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System und Höreindrücke

Für den ausgiebigen Hörtest standen Geräte von Audio Research und dCS im Einsatz. Der Streaming-DAC dCS Rossini stand quellenseitig im Zentrum, aber der CD-Player Reference CD 9SE von Audio Research hatte situativ ein Wort mitzureden. Als Line Stage (Vorverstärker) war auf den Reference 6SE von Audio Research Verlass. Für die Leistung waren zwei Mono-Endstufen Reference 160M von Audio Research zuständig, mit 140 bis 160 Watt RMS notabene. Alle anderen Geräte auf dem Audio-Rack spielten keine aktive Rolle. Abgesehen vom Streaming entstand eine reine Röhrenkette.

Mit Ausnahme des Streaming-DACs dCS Rossini war eine komplette Röhren-Kette für die Wilson Alexia V im Einsatz.Mit Ausnahme des Streaming-DACs dCS Rossini war eine komplette Röhren-Kette für die Wilson Alexia V im Einsatz.

Wilson-Lautsprecher werden nicht eben als bevorzugte Spielpartner für Röhrenverstärker gesehen. Doch der Eindruck findet hier keine Bestätigung, zumindest dann nicht, wenn die zwei Mono-Endstufen von Audio Research stammen und realistische 140 Watt herausbringen. Zudem verfügt die Alexia V über einen sehr anständigen Wirkungsgrad von 90dB/1Watt/1Meter. Wilson gibt eine Mindestleistung von 20 Watt an. Bei zurückhaltendem Pegel im Bereich der Zimmerlautstärke könnte das durchaus funktionieren, auch wenn es zugegeben nicht realistisch ist.

Die Playliste war umfangreich: Teil 1.Die Playliste war umfangreich: Teil 1.
Playliste Teil 2.Playliste Teil 2.

Next Level

Die herausragenden Klangeigenschaften der Alexia V von Wilson Audio kann ich nicht so einfach beschreiben, weil es mir schwerfällt, diese Eigenschaften zu differenzieren bzw. auseinanderzuhalten. Ich kann zum Beispiel nicht auf Aspekte wie Feindynamik, räumliche Abbildung, Transparenz, Durchhörbarkeit und dergleichen fixieren.

Alle Aspekte, die eine herausragende Musikwiedergabe bewirken, fliessen bei der Alexia V zusammen und vermischen sich in einem völlig homogenen, ruhigen und mächtigen Strom, ohne Turbulenzen oder verborgene Abgründe. Man wird als Musikhörer mitgetragen und bekommt auch die weite Umgebung mit, in der sich die Musik ohne Ablenkung abspielt.

Nicht, dass die Musik ruhig vonstattenginge. Musik ist natürlich nicht immer eine entspannte Angelegenheit. Gemeint ist der innere Zusammenhalt sämtlicher klanglicher Aspekte und die dahinter zu vermutende Harmonie sämtlicher Komponenten, Materialien und konstruktiven Entscheidungen. Wenn man Lautsprecher wie eine Alexia V über Jahre hinweg zu perfektionieren versucht und die erforderlichen Kompetenzen mitbringt sowie die Sturheit, sich nicht davon ablenken zu lassen, was «der Markt» will, dann kann man etwas Aussergewöhnliches wie die Alexia V erschaffen.

Und so klingt das Klavier nach einem perfekten Klavier – und wenn ich einen anderen «Klavierklang» möchte, dann brauche ich ein anderes Klavier (in Form einer anderen Klavieraufnahme) und nicht einen anderen Lautsprecher. Selbst Tracks, um die ich sonst einen Bogen mache (z. B. «Little Drummer Boy», interpretiert von Lyn Stanley), hörte ich bis zum Schluss. Beim Song «Grauer Beton» von Trettmann (aka Stefan Richter) kam mir der Gedanke, dass er das so gut wohl noch nie gehört hat. Das groovende und sumpfige «Jaguar Man» von Tony Joe White erzeugte in mir ein wärmendes Wohlgefühl. Ich hörte fast jeden Track bis an sein Ende, mit wenigen Ausnahmen. Es ging dann schon lange nicht mehr um kritisches Hören.

Die Alexia V von Wilson Audio spielt auf einem anderen Level und lässt niemanden kalt, dessen bin ich mir sicher. Wenn es mit diesem Lautsprecher nicht klingen will, dann liegt es an der Aufnahme. Jedenfalls dann, wenn die Raumakustik einigermassen hinkommt und die Zuspieler ins Konzept passen. Da kann kaum etwas schiefgehen. Die verwendeten Röhrengeräte (Vorverstärker, Endstufen) haben bestimmt ein wenig zum gehörten Klangcharakter beigetragen, ohne aber den «typischen» Röhrensound zu bemühen. Davon ist Audio Research weit entfernt.

Die beiden Wilson Audio Alexia V mit der kompletten Testkette. Die beiden Wilson Audio Alexia V mit der kompletten Testkette.

Die Abhörlautstärke war übrigens immer so eingestellt, dass man sich noch unterhalten konnte. Die Alexia V entrollt ihr ganzes Klangpotenzial bereits bei zivilen Pegeln im Bereich der Zimmerlautstärke.

Fazit

Wilson hat mit der Alexia V eine grundlegende Weiterentwicklung vollbracht und vermutlich den Beweis vorgelegt, dass man sich mit jedem noch so kleinen Aspekt eines ohnehin schon ausgezeichneten Produkts eingehend auseinandersetzen muss, um etwas noch Besseres zu schaffen. Die äussere Form der Alexia V richtet sich konsequent nach der Funktion. Das Design wird nicht zum Selbstzweck und es fand keine Anbiederung mit dem Wohnraum-Ambiente statt. Die Alexia V ist für 79'500 CHF zu haben. Sonderlackierungen können gut und gerne noch 10 % Aufpreis ausmachen. Gemessen an der festgestellten klanglichen Performance zählt die Alexia V zum Besten, das ich mir vorstellen kann.

Das Demo-Modell der Alexia V stand in der Sonderfarbe Strawberry Pearl vor uns. Kostenpunkt: 88'000 CHF/Paar.Das Demo-Modell der Alexia V stand in der Sonderfarbe Strawberry Pearl vor uns. Kostenpunkt: 88'000 CHF/Paar.
Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
Alexia V
Profil:
Passiver High-End-Standlautsprecher der Superlative für grössere Räume und hochwertige Zuspieler. Weiterentwicklung der Alexia Series 2.
Pro:
Herausragendes Klangerlebnis
Perfekte Konstruktion
Durchdachte Installation/Einrichtung
Vielfalt der Farbausführungen
Contra:
nichts
Preis:
79,900.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2023
Vertrieb:
Masse:
1294 x 400 x 614 mm
Gewicht:
120 kg
Farbe:
sehr viele
Bass:
dynamisch 1 x 254 mm, 1 x 203 mm
Bauprinzip:
Standlautsprecher, bassreflex
Empfohlene Leistung:
ab 20 Watt
Frequenzgang:
19 Hz – 33 kHz ± 3dB
Hochton:
Convergent Synergy Carbon Tweeter 25,4 mm
Impedanz:
4 Ohm
Mittelton:
dynamisch 178 mm
Wirkungsgrad:
90 dB