Praxis und Klangqualität
Der neue Brio ist komplett fernbedienbar. Dank «Standby»-Funktion ist er auch bequem aus der Ferne ein- und ausschaltbar. Zwecks Stromsparen ist er zusätzlich mit «Auto-Standby» ausgestattet: Steht rund eine Stunde lang kein Signal (an den analogen oder digitalen Eingänge) an, so stellt er automatisch ab. Diese Funktion kann man auch deaktivieren.

Die handliche Systemfernbedienung hat sich bereits beim Rega Elex MK4 bewährt und gibt keinerlei Bedienrätsel auf. Zwar gibt es keine Direktwahltasten; den gewünschten Eingang findet man dennoch (über zwei Scroll-Tasten) sehr schnell. Äusserst praxisgerecht (in feinen Rasterschritten) funktioniert die Lautstärkeregelung. Man hat im Alltag keinerlei Probleme, die gewünschte Lautstärke exakt und prompt einzustellen. Eine zentrale «Mute»-Taste wird von der insgesamt sehr ergonomischen Fernbedienung ebenfalls angeboten.
Klanglich ist der neue Brio eine kleine Offenbarung. Zwar ist der verwöhnte Musikliebhaber audiophilen Klang von britischen Verstärkern (insbesondere auch von den Rega-Modellen Elex MK4 und Elicit MK5) bereits gewohnt. Dass dies der britische Hersteller auch in der Preisklasse unter CHF 1000 schafft, hat Rega mit dem formidablen «io» bewiesen.

Der Brio MK4 setzt auf die gleiche Klangabstimmung: Äusserst fein definiert, gleichermassen kultiviert und gefühlsbetont setzt er klassische Vokalmusik in Szene. «Immersive» nennen die Briten diese Eigenschaft. Also einnehmend, ins musikalische Geschehen miteinbeziehend – der Brio überbrückt die Distanz zum Zuhörer mühelos und kreiert eine intime musikalische Beziehung, fast schon wie ein (guter) Röhrenverstärker. Im Unterschied zu Letzterem muss man bei diesem Transistorverstärker jedoch nicht auf räumliche Transparenz und gebührende Dynamik verzichten. Die Durchhörbarkeit ist nämlich ausgesprochen gut, und dies sowohl bei Nutzung des Phono-MM-Eingangs als auch über die digitalen Eingänge.
Wir hörten digitale Kost über den kompakten und designmässig überraschend gut zum Brio MK4 passenden Streamer Munich M1T von Silent Angel und durften dieser Kombination eine sehr hohe Wiedergabequalität bescheinigen. Bei HiRes-Aufnahmen wie bei Standard-PCM-Titeln (16-Bit/44,1-kHz) gefiel die stimmige und farbenprächtige Gangart, die stets einen gewissen «human touch» aufwies und jegliche sterile Tendenzen digitaler Aufnahmen von vornherein ausschloss. Selbst überzeugte Vinyl-Anhänger dürften mit einem so schönen Klangbouquet beim Streamen glücklich werden. Und dieser nicht nur bei klassischer Musik; auch Jazz- und Rock-Aufnahmen profitieren von der geglückten Klangabstimmung des Briten. Zumal in unserem Fall ein Paar eher brillant abgestimmte 705 S3 von Bowers & Wilkins ihren Anteil zur vitalen, durchaus dynamischen Gangart beitrugen.

Auch punkto Druck und Tiefgang im Bass lässt die Kombi keine Wünsche offen. Die legendäre Aufnahme «Montreux Alexander» besticht mit präzisem, rhythmischem Zusammenspiel von Jazzbass, Schlagzeug und Piano. Das groovt und macht sehr viel Spass – bezeichnenderweise ist es egal, ob man die Original-Vinylscheibe hört oder das HiRes-Remaster. Nominell ist der Phono-Eingang des Brio MK7 etwas weniger empfindlich als derjenige im Elec MK4. Dennoch läuft auch ein Medium-Output-MC-System Benz Glider am Brio zur Hochform auf.
Interessant dabei: Tonal sind sich Phono- und DAC-Wiedergabe in diesem Fall sehr ähnlich. So fiel es gar nicht leicht, digital- und analog im Blindtest zu unterscheiden. Es war nurmehr das gelegentliche Plattenknistern, welches das Vinyl auffliegen liess. Tatsache ist, dass der neue Brio sowohl beim DAC- wie beim Phono-Eingang keinerlei Kompromisse eingeht und dem digitalen wie dem analogen Nutzer ein identisches, sehr hohes Niveau anbietet. Dies zeigte sich auch bei einer anderen legendären Aufnahme: «Cantate Domino» vom Label Proprius erklingt in der Vinyl-Version gleichermassen strahlend schön wie ab dem HiRes-Remaster. Die Kirchenakustik kommt bombastisch und tiefräumig zur Geltung. Suchtfaktor garantiert …

Fazit
Ein echter Alleskönner: Der neue Brio MK7 von Rega ist nach wie vor handmade in U.K. und besticht mit seiner audiophilen Wiedergabe – egal, ob man lieber Schallplatten darüber hört oder ihn als Spielpartner für einen Streamer einsetzt. Der integrierte DAC ist auf dem gleichen hohen Qualitätsniveau angesiedelt wie die rauscharme Phono-Stufe. Da auch Ergonomie und Verarbeitung durchweg gefallen, kann man beim neuen Brio MK7 von einem echten Best-Buy sprechen – zumal der Einstandspreis immer noch unter CHF 1000 angesiedelt ist. Die Ausgangsleistung dürfte den allermeisten Anwendern ausreichen. Nur wer einen sehr grossen Hörraum und anspruchsvolle Lautsprecher sein Eigen nennt, wird sich nach einem noch potenteren Verstärker umsehen.