Der Tonarm
Der kurz erwähnte Tonarm von Teac/SAEC überrascht. Vor allem die präzisen Messerlager aus Edelstahl für die horizontale Lagerung sind alles andere als eine konventionelle Lösung. Die Drehbewegung wird mit einem Präzisionskugellager gelagert.
Die Messerlager sind von beiden Seiten des Lagergehäuses sichtbar. Die präzise Bewegung ist damit nicht nur vorhanden, sondern auch gut in Szene gesetzt. Man muss ja nicht mit Reizen geizen. Der Tonarm kann in der Höhe um max. 6 mm verstellt werden (VTA). Das reicht aus für eine ganze Menge handelsüblicher Tonabnehmer und dürfte höchstens bei Exoten an die Grenzen kommen. In der Komplettausstattung des TN-5BB kommt die 2M Red MM von Ortofon zum Einsatz. Einstellungen am Tonabnehmer sind hier nicht erforderlich.
Erforderlich ist nur die Einstellung der Auflagekraft. Diese lässt sich recht genau auch ohne Zuhilfenahme einer Tonarmwaage bewerkstelligen: Man entfernt die Abdeckung des Tonabnehmers, stellt den Lift auf die untere Position, bringt durch Drehen am Gewicht den Tonarm exakt in die Waage (schwebend), stellt die Skala auf null und dreht dann das Gewicht vorsichtig auf die Auflagekraft von 1,8 Gramm. Mit der Tonarmwaage überprüfte ich das Resultat. Es betrug 1,7 Gramm. Die Abweichung war also minimal. Mit der Waage kann man natürlich noch ein wenig optimieren. Dann kann man noch die Antiskating-Kraft auf denselben Wert einstellen – und der Plattenspieler ist eingestellt.
Das Anschlussfeld
Das Anschlussfeld auf der Rückseite ist etwas zurückgesetzt. Auffällig sind die symmetrischen XLR-Stecker neben den üblichen asymmetrischen RCA-Plugs. Wer einen symmetrisch aufgebauten Phonovorverstärker mit XLR-Eingängen besitzt, kann hier ein wichtiges Kriterium abhaken. Tonabnehmer sind symmetrisch aufgebaut und werden in den meisten Fällen asymmetrisch angeschlossen. Selbst die alten DIN-Stecker waren symmetrisch. Asymmetrische RCA- oder Cinch-Stecker sind zwar immer noch extrem verbreitet, bieten aber abgesehen von der platzsparenden Bauform keine Vorteile.
Die Masseklemme darf natürlich nicht fehlen. Und neben dem 12VDC-Eingang der ausgelagerten Stromversorgung (ein Steckernetzteil) gibt es einen Hauptschalter. Das Steckernetzteil erfüllt seinen Zweck. Wer sich im Zubehörmarkt mit einem hochwertigen 12VDC-Analognetzteil ausstatten will, der macht gewiss keinen Fehler.
Tonabnehmer und Varianten
Der Tonabnehmer 2M Red von Ortofon ist als Grundausrüstung bestimmt eine gute Nachricht. Mit einem Einzelpreis von 109 CHF hat er ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und klingt sehr ausgewogen. Die noch bessere Nachricht ist, dass die 2M-Serie bis und mit 2M Black (599 CHF) aus 5 Typen mit identischen Gehäusen besteht. Dazu gibt es noch eine Mono-Version und ein Modell für die Wiedergabe von 78er-Shellackplatten. Und das ist erst eine Serie eines Herstellers.
Der TN-5BB hat dann, wie im folgenden Teil beschrieben, bewiesen, dass sein Potenzial weit über eine 2M Red hinausreicht.
Praxistest und Höreindrücke
Plattenspieler zu auditieren und zu vergleichen ist schwierig, wenn man nicht denselben Tonabnehmer verwendet. Es gibt aber wichtige Aspekte oder Eigenschaften herauszuhören, die nicht prioritär dem Tonabnehmer geschuldet sind, sondern dem Laufwerk und dem Tonarm. Andererseits kann man Eigenschaften identifizieren, die eindeutig dem Tonabnehmer geschuldet sind. So ergibt sich ein relativ klares Bild. Da man unterschiedliche Tonabnehmer einsetzen kann (wie auch beim TN-5BB) ist es sogar sehr wichtig, zu differenzieren. Bei Plattenspielern kommt noch hinzu, dass tonale Unterschiede recht eindeutig sein können und es meistens auch sind.
Satchmo plays King Oliver: Diese frühe Stereo-Aufnahme von Louis Armstrong erschien beim Label Audio Fidelity und ist auch als Re-Issue bei Analog Productions erhältlich. Ich habe die Originalpressung und den Re-Issue. Sie sind weitestgehend identisch, vorausgesetzt, man hat eine gute Originalpressung. Die Aufnahme eignet sich aus verschiedenen Gründen sehr gut für Hörtests: Die Musik macht enorm Spass, Swing und Groove sind unglaublich, die Stimme von Satchmo ist vielschichtig und die Instrumentalisten der Band sind alle hervorragend eingefangen, wie auch die Band als Ganzes. Dazu gibt es diese kleinen Goodies wie ein Schlagzeugbecken, das am Ende einiger Songs ausklingt und manchmal auch dezente Charakter-Begleitstimmen der Musiker neben dem Star.
Der TN-5BB machte sich mit einem erstaunlich guten Timing ans Werk. Die Bassregister kamen mit viel Druck und Wucht, sogar noch wuchtiger als beim Referenzgerät. Die packenden und fast hypnotisierenden Stimm-Modulationen von Satchmo wurden beim TN-5BB etwas abgemildert, was sich in den Wohlfühl-Momenten eher negativ, in den rauen und schrillen Passagen (Trompete eingeschlossen) eher positiv auswirkte. Das ist zu 70 % dem Tonabnehmer geschuldet und eigentlich okay. Es hat nie genervt, auch wenn ich es mir gewünscht hätte.
Die perkussiven Passagen – im Volksmund als Schlagzeug bekannt – hatten einen so überzeugenden Kick und Drive, dass man den Antrieb und den Tonarm als sehr gut bewerten darf. Da habe ich schon diffuse Auftritte erlebt, auch mit Plattenspielern, die mit dem Label «High-End» versehen sind – Preisschild inklusive. Wenn dann das Becken ausklang, wurde klar, dass der Tonabnehmer bei allem Lob nicht das Ende der Fahnenstange ist – aber auch nicht Halbmast.
Bach Suites for unaccompanied Cello, Janos Starker, Mercury SR3-9016: Nur Cello. Und wie! Ich fand stets, Starkers Interpretation sei der Hammer, obgleich ich von Cello nicht viel verstehe. Trotzdem hat mich diese Aufnahme schon sehr oft an der Seele gepackt. Andererseits bereitete sie mir auch schon Kopfzerbrechen. Wo sitzt der Typ eigentlich genau auf der Bühne? So ungefähr ist das schon klar, aber exakt? Das ist nicht mit jedem System gut herauszuhören. Ich habe schon Tonarme und Tonabnehmer von Grund auf neu eingestellt, um die Sache zu entwirren. Auch die Zeitrichtigkeit der Lautsprecher kann hier eine entscheidende Rolle spielen, aber lassen wir das.
Der TN-5BB spielte ganz ähnlich auf wie bei Satchmo. Die Grundtöne, besonders die Tiefen, wurden zu einem Wohlklang gefügt, wie man es sich nur wünschen kann. Der Charakter von Starkers Spiel wirkte hingegen etwas bequemer, wodurch das Pendel ein wenig hin zur Gefälligkeit schwang. Das ist den Tonabnehmer-Eigenschaften geschuldet, denn die Feindynamik war sehr überzeugend, nur etwas hintergründiger. Eigentlich klang Starker – pointiert ausgedrückt – mit dem TN-5BB/2M Red ein wenig mehr nach Yo-Yo Ma und nicht mehr so nach Starker.
Ich habe die A-Seite der ersten von drei Schallplatten bis ans Ende gehört und war dabei sehr entspannt und oft berührt. Schallplatten bringen schon eine eigentümliche Musikalität. Es geht nicht nur um das Ritual, das bloss zwar hilft, aber nicht entscheidet. Mit dem TN-5BB kommt man der Eigenschaft der Musikalität schon sehr nahe.
Fazit
Der TN-5BB von Teac ist ein funktional durchdachter Plattenspieler, sehr hochwertig gebaut, sehr schön anzuschauen und spielt auch klanglich in einer Liga, die für ein Komplettgerät dieser Preisklasse zum Besten gehört. Der Tonabnehmer macht einen sehr guten Job. Er macht dabei Appetit auf ein Tonabnehmer-Upgrade. Wer sich damit befassen will (aber keineswegs muss), der kann mit dem Gerät so richtig tief ins Thema Vinyl eintauchen, wie ich das zu beschreiben versuchte.