TESTBERICHT
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Verstärker und kabelloses Streaming integriert

Naim steuerte die gesamte Elektronik zur Focal Diva bei. Der britische Hersteller verfügt bereits über eine ausgereifte Technologie für aktive Systeme: Die «Pulse»-Plattform wurde für die Diva Utopia weiter optimiert und hinsichtlich Konnektivität und Rechenleistung auf Vordermann gebracht. Ausserdem entwickelte Naim ein Dreiwege-Verstärkermodul mit 400 Watt Gesamtleistung – und dies nicht etwa in kostengünstiger Class-D-, sondern in aufwändiger, dafür klanglich vorteilhafter Class-AB-Technik. 250 Watt stehen für die vier Tieftöner zur Verfügung, je 75 Watt für den Mittel- und den Hochtöner. Entsprechend nimmt ein grossflächiger Kühlkörper weite Teile der schlanken Gehäuserückseite in Anspruch. In unserem Testbetrieb wurde dieser niemals richtig warm oder gar heiss – ein gutes Zeichen für die thermische Stabilität der Konstruktion.

Die Kunst der Integration: Die Rückseite der Diva Utopia offenbart den riesigen Kühlkörper für die Class-AB-Verstärker sowie darunter die Anschlussperipherie inklusive HDMI-eARC, USB-Anschluss, Cinch- und Digitaleingängen.Die Kunst der Integration: Die Rückseite der Diva Utopia offenbart den riesigen Kühlkörper für die Class-AB-Verstärker sowie darunter die Anschlussperipherie inklusive HDMI-eARC, USB-Anschluss, Cinch- und Digitaleingängen.

Prinzipiell lässt sich die Diva Utopia kabellos ansteuern. Der einzige Anschluss pro Lautsprecher bildet in diesem Fall das Netzkabel. Bezüglich der Wireless-Versorgung setzt man auf eine «Ultra Wide Band»-Technologie, welche in Zusammenarbeit mit einem externen Spezialisten entwickelt wurde. Sie soll sich durch «verlust- und kompressionsfreie» Übertragung von HiRes-Signalen praktisch ohne Latenz auszeichnen. Die Wireless-Wiedergabe ist jedoch auf 24-Bit/96-kHz begrenzt. Wer Musik in höheren Datenraten wiedergeben möchte, kann alternativ ein Ethernet-/RJ45-Link-Kabel als Verbindung zwischen Primär- und Sekundärlautsprecher einsetzen. Laut Hersteller soll dies die Wiedergabe von Musik in 24-Bit/192-kHz ermöglichen.

Grundsätzlich ist das neue Naim-Streaming bei der Diva Utopia aber in einer zukunftssicheren 32-Bit-Architektur ausgelegt. Wir machten deshalb kurzerhand die Probe aufs Exempel und stöpselten am USB-Slot an der Rückseite des Hauptlautsprechers einen USB-Stick mit einem Musikfile im 32-Bit-/352,8-kHz-WAV-Format ein. Und siehe da: Via Focal/Naim-App liess sich der Musiktitel anstandslos abspielen. Wobei der Sekundärlautsprecher in unserem Fall per Link-Kabel angebunden war. Diese Variante ist aus grundsätzlichen audiophilen Erwägungen wohl auch generell vorzuziehen.  

Die Diva Utopia offeriert eine vielfältige kabelgebundene wie auch Wireless-Connectivity. Zu ersterer gehört ein HDMI-eARC-Eingang, über den die Focal TV-Ton wiedergeben kann. Die Lautstärke wird in diesem Fall per TV-Fernbedienung reguliert. Per Kabel (digital optisch) findet etwa ein BluRay-Spieler Anschluss, und Stereo-Cinch (z. B. für eine Phono-Vorstufe) wird ebenfalls angeboten.

Raumeinmessung inklusive: Via iOS-App lässt sich die Diva Utopia sehr einfach an die individuelle Hörraumakustik anpassen. Die Intensität der Korrektur kann man variieren.Raumeinmessung inklusive: Via iOS-App lässt sich die Diva Utopia sehr einfach an die individuelle Hörraumakustik anpassen. Die Intensität der Korrektur kann man variieren.

Die Diva Utopia lässt sich wahlweise via wertiger und übersichtlicher Vollmetall-Fernbedienung steuern oder über die bewährte Focal/Naim-App. Letztere offeriert auf Wunsch eine sehr einfach vorzunehmende Raumanpassung der Lautsprecher, dank der sich diese selbst in «schwierigen» Räumlichkeiten akustisch gut entfalten können. Diese «Adapt»-Funktion kommt ohne Messmikrofon aus, erfordert für den Einsatz jedoch ein iPhone. Die Einmessung kann problemlos vom Laien durchgeführt werden, dauert nur rund 10 Minuten und wird am Sitzplatz vorgenommen. Die Stärke der Raumkorrektur lässt sich via App variieren. «Adapt» ist zwar keine professionelle Raumeinmessung à la Dirac, leistet jedoch insbesondere im Tieftonbereich erstaunlich gute Arbeit. Zumindest im Umkreis der bevorzugten Sitzposition kommt man in den Genuss einer akustisch optimierten Wiedergabe.

App-Steuerung vom Feinsten

Die Focal-&-Naim-App (wahlweise für Android/iOS) hat zurecht bereits viele Meriten eingeheimst. Sie gehört zum derzeit Besten an Musiksteuerungs-Software und hat auch hier auf avguide.ch schon mächtig Eindruck hinterlassen. Trotz vieler Funktionen ist sie sehr einsteigerfreundlich gehalten: Sämtliche Musikprovider – so etwa Qobuz, Tidal oder Spotify – stehen übersichtlich zur Auswahl. Darunter werden nebeneinander Presets, Alben, Interpreten, Titel, Radiostationen sowie (im Fall von Musikprovidern) Playlisten dargeboten. Je nachdem, was man drückt, erscheint links die Auswahl, durch die man nach unten scrollen kann. Das ist bestechend einfach und praxisgerecht.

Eldorado für Internetradio-Nutzer: Das Webradio-Angebot ist innerhalb der Focal/Naim-App vorbildlich gestaltet.Eldorado für Internetradio-Nutzer: Das Webradio-Angebot ist innerhalb der Focal/Naim-App vorbildlich gestaltet.

Nutzer, die gerne Radio hören, können Sender anhand von gesonderten Bouquets aussuchen, darunter etwa «Naim‘s Choice», «HiDef» (Sender mit besonders guter Klangqualität) oder auch «SRF». Gut gelöst hat Naim das Erstellen/Abrufen der Favoritenliste. Mit zweimaligem Tastendrücken ist ein Sender gespeichert und sehr einfach über die Favoritenübersicht wieder auffindbar. Inhalte ab USB-Datenträger oder Home-Servern werden schnell und übersichtlich aufgelistet. Und nicht zuletzt eröffnet die App den Multiroom-Zugang zu weiteren vernetzten Naim-Produkten.