TESTBERICHT
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Batterie-Power

An der Rückseite befinden sich zwei USB-Buchsen. Aufgeladen wird der Hip-Dac über eine USB-C-Verbindung. Der Ladestand wird von einer kleinen LED angezeigt. Eine komplette Aufladung beansprucht circa drei Stunden. Für die Verbindung zu iPhone- und Android-Handys benötigt man die entsprechenden Adapter-Kabel. Ein USB-OTG-Kabel liegt bei, das wesentlich teurere Lightning-Kabel für iOS-Geräte muss man sich selber beschaffen.

Selbstverständlich kann man sich auch mit einem PC/Mac verbinden. Allerdings nur über USB-A. Mittels USB-C wurde der Hip-Dac von meinem Mac Mini mit Catalina nicht erkannt.

iFi Audio Hip-Dac.iFi Audio Hip-Dac.

Denn ganz ohne geht es nicht. Die erste Krux liegt schon mal in der Lautstärkenregelung des Smartphones. Pegelstellung des Audiovolumens am Smartphone erfolgt auf der digitalen Ebene und wirkt somit direkt auf die digitale Wortbreite des Audiosignals. Bei kleiner Lautstärke reduziert sich die Auflösung locker um mehrere Bits.

Umso kleiner die Lautstärke, desto höher der Anteil digitaler Artefakte mit entsprechend klanglichen Resultaten. Digitale Verwerfungen klingen hässlich. Highres-Audio-Streaming von Qobuz oder Tidal wird so ad absurdum geführt. Externe Kopfhörerverstärker wie der getestete iFi Audio Hip-Dac regeln die Lautstärke analog und erhalten so die volle digitale Auflösung.

Schmuck und portabel

Seit 2013 stellt iFi Audio mehrfach preisgekrönte USB-DACs, digitales Zubehör und Kopfhörerverstärker her. Der Hip-Dac ist das neueste Produkt und ergänzt die neuen Zen-DACs für den Desktop um eine mobile Variante. Der kleine und rein batteriebetriebene USB-DAC und Kopfhörer-Amp gefällt auf den ersten Kontakt.

Mit 10 cm Länge, einer Breite von 7 cm und knapp 1,4 cm Höhe sowie einem Gewicht von 125 Gramm ist er ein kompaktes Leichtgewicht, das man gerne mitnimmt. Dank seinen runden Seiten eckt er weder in der Tasche noch in der Jacke an.

Screeenshots der App USB Audio Player Pro. Von Links DSD256, PCM 352,8 kHz und MQA-Trackliste Tidal.Screeenshots der App USB Audio Player Pro. Von Links DSD256, PCM 352,8 kHz und MQA-Trackliste Tidal.

Klang

Wenig überraschend erinnerte die Klangsignatur des portablen Hip-Dac stark an die Hörerfahrung mit dem iFi Audio Zen DAC, der Variante für den Desktop im Homeoffice. Eine hohe Klangneutralität und viel impulsive Dynamik sind seine herausragendsten Merkmale.

Für seine Grösse und den hohen Integrationsgrad klingt der Hip-Dac durchs Band erstaunlich kraftvoll. Egal, ob im Bassbereich, wo er seine hohe Dynamikreserven und Impulsivität ausspielen kann, als auch im Diskant, wo er mit sauberen und präzisen Transienten brilliert. Er begeisterte immer wieder mit seiner neutralen, aber druckvoll souveränen Klangentfaltung.

In der Mittellage artikuliert er prägnant mit einem warmen Klangtimbre. Sicherlich gibt es DACs, die transparenter aufspielen, noch einen Tick feingeistiger agieren, aber die Durchzeichnung komplexer Passagen und die Darstellung klanglicher Facetten gelingt ihm sehr gut. Insgesamt ist es schon erstaunlich, welche Qualitäten iFi Audio einem so kompakten DAC-Kopfhörverstärker entlockt.

Das Herzstück des Hip-Dacs ist der gleiche Burr-Brown-«bitperfect»-Digital-Analog-Wandler wie im Flaggschiff Pro iDSD. Zusammen mit der USB-Audio Plattform AMR XMOS unterstützt er hochauflösendes PCM bis zu 384 kHz sowie DSD256 und MQA-encodierte Streams, wie sie von der Tidal-Master-Serie angeboten werden. Die Firmware ist eine Eigenentwicklung von iFi Audio.

Wie bei DACs von iFi Audio üblich, wird das anliegende Format mit einer farblichen Kodierung über zwei LEDs links und rechts vom Drehpotentiometer angezeigt. Zum Beispiel zeigt Blau ein DSD-Signal oder Magenta einen MQA-Audiostream an. Ein Feature, das ich immer sehr schätze, denn gerade ab Smartphone ist nicht immer klar, ob das Highres-Audio-Format auch wirklich ausgegeben wird.

Aber auch mit zarteren Klängen kommt der Hip-Dac bestens zurecht. Bei Hélène Grimauds sensitiven Klavierminiaturen von Chopin und Debussy im Album «Memory» zeigt er sich genauso präsent und einfühlsam sinnlich wie bei Anja Lechner & Pablo Márquez, die Franz Schuberts «Die Nacht». Mache hätten wohl gerne etwas mehr Politur zum Schwelgen. Das ist nicht seine Sache. Tonal bevorzugt er eher eine gewisse neutrale Nüchternheit, begeistert dann aber immer wieder mit seinen präzisen Transienten und dem Punch bei dynamischem Musikmaterial.

Digital-Filter

Einen im Präsenzbereich akzentuierten Kopfhörer wie den Sendy-Audio-Aiva-Magnetostaten regt er bisweilen zur Überbetonung der oberen Mitten an. Wem es zu viel wird, kann mit der Firmware und der Wahl des digitalen Ausgangsfilters spielen. iFi Audio bietet im Download-Bereich ihrer Website Alternativen an. Die neuste Version mit GTO-Filter optimiert Transienten und scheint von iFi Audio bevorzugt.

Ausgeliefert wird der Hip-Dac jedoch noch mit der etwas älteren Firmware mit einem Minimal-Phase-Filter. Mit diesem verliert man einen Tick Präzision und Attacke, erhält aber einen dezent «weicheren » Präsenzbereich. Mit den Magnetostaten war dies die bessere Wahl. Die zurückhaltenden Grado-Hörer blühten hingegen mit dem knackigen GTO-Filter richtig auf. Der Wechsel der Firmware ist mit dem auf der Website bereitgestellten Tool extrem einfach. Die klanglichen Unterschiede sind nicht riesig, aber gut nachvollziehbar.

Die X-Bass-Funktion gefiel mir vor allem mit offenen Kopfhörern oder IEMs. Sie akzentuiert Basstransienten auf dezent intelligente Art und Weise und gehört zu den ganz wenigen gut umgesetzten «Bass-Enhancern». Besonders angenehm ist dies bei kleinen Lautstärken im Office. «PowerMatch» verflacht das Klangbild hingegen etwas, sodass ich diese auch mit den leistungshungrigen Sendy Audio Magnetostaten ausschaltete.

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
Hip-Dac
Profil:
Leichtgewichtiger, mobiler DAC/Kopfhörerverstärker für Highres-Audio-Formate und MQA-Dekoder. Symmetrischer Analogteil.
Pro:
- HiRes-Formate
- Analog Dual-Mono
- Druckvoller Klang
- MQA
- Pentacon-Buchse
Contra:
- keine automatische Abschaltung
- kein Line-Out
Preis:
170.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2020
Vertrieb:
Masse:
100 x 70 x 14 mm
Gewicht:
0,125 kg
Farbe:
Petrolblau
Airplay:
Nein
Bluetooth:
Nein
Chromcast:
Nein
Symmetrischer Eingang:
Nein
WiFi:
Nein
Akkulaufzeit:
12 Stunden
Analog Output:
4,4 mm / 3,2 mm
Audioformate:
DSD256, PCM 356,2
DA-Wandler:
Burr Brown
Digital Input:
USB-A