Hörtest
Songs wie die neuste Singleauskopplung «Tippa My Tongue» von den Red Hot Chili Peppers, produziert vom legendären Produzenten Rick Rubin, klingen mit dem Momentum 4 unglaublich gut. Hier stellt der dynamische Allrounder sein ganzes Können unter Beweis. Das Schlagzeug ist «in-your-face» und klingt gleichzeitig ausgeglichen. Deutlich hörbar bei Transienten wie den Feinzeichnungen des Hi-Hats und den Trommelwirbeln auf der Snare Drum. Der Bass und die Kick Drum haben viel Druck und lassen dennoch genug Platz für die höheren Töne. John Frusciantes geniale Lead-Gitarre nimmt im Mix viel Platz ein, und das ist gut so. Der Room-Sound des Reverbs kommt brillant rüber und sorgt für eine weite, räumliche Zeichnung.
Ein nie zuvor erlebtes Klangbild verspricht Sennheiser auf seiner Webseite. Zeit, die Grenzen des Momentum 4 zu testen. Wie kommt der dynamische Kopfhörer mit «The Box» von Roddy Ricch zurecht? Der Grammy-nominierte Song aus dem Jahr 2020 bringt knallharte 808s und Reversed-808s ins Spiel. Die Tiefstbässe schreien förmlich nach einem Subwoofer und ermöglichen es uns, mit dem Kopfhörer an sein Äusserstes zu gehen. Und in der Tat, das Klangbild reicht weit nach unten und man muss auf ein für die Ohren unratsames Volumen aufdrehen, bis der Bass überschlägt. Und selbst dann klingt es nicht nach einer unsauberen Verzerrung.
Deutlich ruhiger geht es bei Stan Getz und Gilberto Joaos Klassiker «Corcovado (Quiet Nights Of Quiet Streams)» her. Astrud Gilbertos bezaubernde Stimme wird mit detailreichen Nuancen, feinen Zischlauten und der Atmung der Sängerin wiedergegeben. Es entsteht ein detailreiches, realistisches und warmes Klangbild. Wenn man die Augen schliesst, sieht man den Hausberg der malerischen Stadt Rio de Janeiro beinahe schon vor sich. Freude am Detail, wie von Sennheiser feilgeboten, ist auf jeden Fall spürbar.
Fazit
Der Momentum 4 ist ein praktischer Allrounder für zuhause und unterwegs, der sich ideal für längere Reisen eignet. Trotz vieler moderner Funktionen muss man dabei nicht auf den legendären Sennheiser-Sound verzichten. Führen wir uns an dieser Stelle nochmals die wichtigsten Eigenschaften des aktuell 389 CHF teuren Kopfhörers vor Augen. Was sind seine Vor- und allfälligen Nachteile? Für wen ist der Kopfhörer geeignet?
Die Geräuschunterdrückung funktioniert einwandfrei, selbst wenn man dabei keine Musik hört. Zwar werden Umgebungsgeräusche nicht vollständig eliminiert, aber sie sind vernachlässigbar leise. Wenn man die Funktion beim Musikhören einsetzt, hört man gar nichts mehr aus seiner Umgebung. Selbst wenn man nur ganz leise Musik hört. Der Transparenzmodus ist sehr praktisch und verhindert, dass man jedes Mal den Kopfhörer abnehmen muss, wenn man etwas aus seiner Umgebung hören will. Die Feinjustierung über die Zoom-Geste auf dem Touchpad ist etwas knifflig. In der Smart Control App geht das bedeutend einfacher.
Allgemein braucht die Steuerung über das Touchpad auf dem rechten Hörer etwas Übung. Nach einer Weile hat man den Dreh jedoch raus. Systemtöne sind da, etwa ein leiser Piepton beim Einstellen der Lautstärke. Sie stören aber nicht. Es gibt auch eine weibliche Systemstimme. So ertönt beispielsweise ein «Volume Max», wenn man das Lautstärkenmaximum erreicht hat oder ein «No connection», wenn die Bluetooth-Verbindung unterbrochen wird. Diese hat übrigens eine solide Reichweite. Selten kann es vorkommen, dass man aus Versehen an den Hörer kommt und so einen ungewollten Befehl auslöst. Eine Sperrfunktion des Touchpads könnte dies verhindern.
Die grandiose Laufzeit von 60 Stunden lässt keine Wünsche offen und lässt jedes Reiseherz höherschlagen. Die Smart Control App bietet dabei viele nützliche Eigenschaften, egal, ob man Musik hören will oder einen Film streamen. Der integrierte Equalizer hilft, den passenden Sound zu finden und die Möglichkeit, eigene Presets abzuspeichern ist ein nettes Feature. Somit eignet sich der Momentum 4 für Menschen, die viel unterwegs sind, aber dabei nichts an Audioqualität einbüssen wollen. Darüber hinaus lässt der kabellose Kopfhörer ideal in den Arbeitsalltag, mit langen Calls und leisen Fokuszeiten, integrieren. Für eine Anwendung im Tonstudio bietet Sennheiser vermutlich ein paar passendere Modelle an.
Im Hörtest beweist der Momentum 4, dass er tatsächlich den legendären Sennheiser-Sound in sich hat. Schlagzeuge klingen gleichzeitig dynamisch und ausgeglichen und geben Transienten – wie Feinzeichnungen von Hi-Hats – deutlich wieder. Die räumliche Zeichnung klingt wunderbar und Tiefstbässe sowie harte 808-Kickdrums werden sauber wiedergegeben und ertönen ohne Verzerrung. Obschon eine minimale Tendenz Richtung moderne Musik spürbar ist, kommt der dynamische Kopfhörer auch wunderbar mit Klassik und Jazz zurecht. Detailreiche Nuancen von Stimmen sind deutlich hörbar und es entsteht ein realistisches und warmes Klangbild. Sennheiser präsentiert uns einen modernen Allrounder für Kosmopoliten und beweist Freude am Detail. Cabin crew, prepare for departure!