TESTBERICHT
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Zu vergleichen oder nicht, das ist hier die Frage

Da es um eine Vorpremiere ging und die neue Watt/Puppy gerade erst angeliefert wurde – noch nicht eingespielt – wurden einfach mal die Rollen montiert. Die Watt/Puppy 5.1 beliessen wir auf den Rollwägelchen, die man auch für die Bierkisten an der Sommerparty verwenden kann. Sie sind in beiden Fällen überaus praktisch.

Die Watt/Puppy-Version in Gelb liessen wir einmal aussen vor. Auch sie kann man zum Vergleich herbeiziehen. Hinten die Probanden mit der neuen Watt/Puppy rechts.Die Watt/Puppy-Version in Gelb liessen wir einmal aussen vor. Auch sie kann man zum Vergleich herbeiziehen. Hinten die Probanden mit der neuen Watt/Puppy rechts.

Die neue Watt/Puppy 2024 erlaubt die Neigung der Watt, um deren Schallwellenausbreitung zur exakten Position der Ohren auszurichten. Die Möglichkeit gab es bei frühen Watt/Puppies noch nicht. Dafür konnte der als Monitor einsatzfähige Watt getrennt vom Bassmodul (Puppy) betrieben werden. Das war dann bei späteren Versionen nicht mehr möglich und auch nicht mehr erwünscht. Auch die neue Watt/Puppy lässt sich nur als Standlautsprecher betreiben.

Die neue Watt Puppy rechts.Die neue Watt Puppy rechts.

Der Direktvergleich mit der 30-jährigen Watt/Puppy 5.1 liess mich anfangs recht sprachlos zurück. Da offenbarte sich ein grosszügig modellierter Raum mit einer üppigen und flüssigen, schlicht beeindruckenden Präsentation. Der wirklich grosse Konzertflügel, bearbeitet von Boris Giltburg, präsentierte sich ausladend und doch räumlich fassbar. Die neue Watt/Puppy ging mit mehr Disziplin ans Werk und gestaltete die Aufnahmewirklichkeit des Klavier-Resonanzkörpers ausgesprochen real und glaubhaft. Ich konnte es aber nicht verkneifen, auch wieder nach der ungestümeren Interpretation der alten Watt/Puppy 5.1 zu schielen, obwohl die neue Watt/Puppy über einen trockeneren Bass als die Vorgängerin verfügt.

Beim Song «Take Me to the Church» von Imany schmeichelt die 5.1 der Stimme. Die neue Watt/Puppy korrigiert die Beleuchtung des stimmlichen Auftritts dann sehr gekonnt zu Gunsten von etwas mehr Grundton und mehr Energie. Die eine wie die andere Stimm-Interpretation gefällt auf ihre Weise, und doch hört man eine Evolution heraus. Zum ersten Mal glaubte ich an dieser Stelle Unterschiedliches zu hören, das auf die Hochtontreiber zurückzuführen war. Die neue Bestückung im neuen Konzept kommt mit etwas mehr Schmelz und perfekter Integration.

Die verspielt witzige Version von «Come Together» von Herbie Man glänzt dank einer von heute abweichenden Aufnahmekunst von 1970 besonders augenfällig mit wohltemperierter Perkussion und einer verspielten Querflöte. Das führt zu einem dicht gewobenen Schallteppich mit sehr kontrastreichen Klangfarben. Der neue Webstuhl von Wilson Audio macht ganze Arbeit. Ich konnte mich nicht satthören. Dann kam George Duke mit «The black Messiah» an die Reihe. Nicht zum ersten Mal. Die Pauke mit dem Bass kam mit perfekter Energie und Punch, und alles vereint mit einer Hammer-Dynamik. Prädikat «trocken, aber nicht ausgetrocknet». Sie verstehen, was ich meine.

Die Playlist.Die Playlist.

Ich bekomme immer wieder einmal den Hinweis, etwas mehr audiophil zu schwatzen und nicht so poetisch. Bei der neuen Watt/Puppy gibt es punkto tonaler Ausgewogenheit nichts zu bemängeln. Die perkussiven Eigenschaften im Bassbereich kann man abhaken. Das ist wie bei den grösseren Lautsprechern von Wilson perfekt austariert oder anders gesagt, die optimale Mischung von Volumen und Kante. So wie die Pauke selbst, nicht zu pfundig und nicht zu hart. Sogar das Snare Drum hat eine ganz eigene Qualität. Die melodischen Aspekte der Musik – dort, wo es nicht so auf schnelle Transienten ankommt – sind perfekt vom geschulten Gehör abgestimmt. Der Hochton bewirkt eine Art von Transparenz, die selbst bei ganz geringer Lautstärke immer wieder aufhorchen lässt. Das ist eine leicht hypnotische Eigenschaft, würde ich sagen.

Fazit

Die neue Watt/Puppy ist klanglich eine sehr kluge und raffinierte Weiterentwicklung der Vorgängermodelle. Die ebenfalls verblüffend beeindruckende Version 5.1 profitiert heute von Quellengeräten und einer Top-Verstärkertechnik, die es vor 30 Jahren so nicht gab. Vor 30 Jahren klang sie anders, und heute kann sie sich immer noch behaupten. Das allein ist schon eine mächtige Qualitätsdemonstration. Sie passt zu einem 50-Jahr-Jubiläum.

Da die letzte Version der Wilson-Ikone Watt/Puppy 2011 auf den Markt kam, kann man den deutlich höheren Preis der neuen Version höchstens noch zur Kenntnis nehmen. Immerhin ist sie ja deutlich kostengünstiger als die Sasha V, deren Vorgänger auch günstiger waren. Und doch macht auch Wilson Audio mit bei dem Spiel mit der Aufwärts-Preisspirale bei Top-High-End. Man bekommt viel für 45'500 CHF, hat aber bei diesem Budget auch viel Auswahl auf dem Markt.

Lobenswert sind auf jeden Fall auch das Design, die Optik und die perfekte Verarbeitung. Die Watt/Puppy blieb sie selbst – und ist dennoch die schönste Watt/Puppy aller Zeiten.

Inzwischen steht sie bestimmt auf ihren guten Spikes und nicht mehr auf Rädern. Ein letzter Blick.Inzwischen steht sie bestimmt auf ihren guten Spikes und nicht mehr auf Rädern. Ein letzter Blick.
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STECKBRIEF
Modell:
Watt/Puppy 2024
Profil:
Zweiteiliger Vollbereichs-Standlautsprecher mit Bassreflexgehäuse im Tieftonmodul und einem belüfteten Mitteltontreiber. Neuauflage der ikonischen Watt/Puppy.
Pro:
Herausragendes Klangerlebnis
Perfektes Design und Verarbeitung
Wohnraumfreundlich dank kleinem Footprint
Viele kreative Farbkombinationen
Contra:
Hoher Preis
Preis:
45,500.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2024
Vertrieb:
Masse:
1050 x 348 x 475 mm
Gewicht:
73 kg
Farbe:
viele Varianten
Bass:
2 x 8-Zoll-Treiber
Bauprinzip:
Bassreflex
Empfohlene Leistung:
25 Watt
Frequenzgang:
26 Hz – 30kHz ± 3dB
Hochton:
25-mm-Gewebekalotte
Impedanz:
4 Ohm
Mittelton:
7-Zoll-Treiber, belüftet
Wirkungsgrad:
89 dB