Traumhochzeit?
Der Audioplayer Esoteric N-05-XD ist zwar nicht im Mittelpunkt dieses Reviews, aber nicht von Ungefähr die digitale Quelle erster Wahl. Die Paarung wird von Esoteric klar empfohlen. Im Unterschied zu reinen Streaminggeräten stellt der Esoteric N-05-XD eine exzellente DA-Wandlung sicher und dazu noch die Funktion des Vorverstärkers. Die Schnittstelle am Ausgang ist dann ein quasi nahtloser Übergang zum S-05-Endverstärker.
Natürlich verfügt der Esoteric N-05-XD auch über Digitalausgänge, womit er universell in jeder Audiokette eingesetzt werden kann. Als Schmankerl soll noch erwähnt sein, dass man sogar einen externen 10-MHz-Clock-Generator anschliessen kann. Im Unterschied zu einigen namhaften Herstellern, die punkto Konnektivität ihrer Audioplayer lieber auf Inzucht schwören, kann man Esoteric diesen Vorwurf gewiss nicht machen.
Das Einzige, was bei der Traumpaarung tunlichst vermieden werden sollte, ist es, den Esoteric N-05-XD auf die S-05-Endstufe zu stellen. Das sieht sehr fesch aus, keine Frage, aber die Class-A-Endstufe brutzelt dann mit gefühlten 50 Grad Celsius von unten – und das vermutlich nicht allzu lange. Getrenne Schlafzimmer sind für die Hochzeitsnacht ausnahmsweise von Vorteil. Die S-05-Endstufe muss frei stehen, das ist bei Class-A einfach so. Für den Esoteric N-05-XD findet man daneben oder in einiger Distanz das beste Plätzchen.
Ein Wort noch zur Sound Stream App von Esoteric: Die ist grosse Klasse! Sie ist einfach, übersichtlich und völlig intuitiv in ihrer Bedienung. Die Ansicht des Tracks oder Musikstücks ist zudem geradezu von künstlerischem Wert. Da hat sich doch tatsächlich einmal jemand die Mühe gemacht, etwas gestalterisch Eigenständiges zu kreieren. Schon die Fonts sind einfach Klasse.
Die Hörerlebnisse
Ich setzte mich erwartungsvoll vor eine gut eingespielte Kette bestehend aus dem Audioplayer Esoteric N-05-XD, der Endstufe Esoteric S-05 und ein Paar Wilson-Yvette-Standlautsprecher. Die Endstufe war gut handwarm, aber es war kein übermässiger Hotspot festzustellen, denn es gibt bei der sehr durchdachten Konstruktion der S-05-Endstufe keine Kühlkörper, die gegen aussen gerichtet wären. Das meiste spielt sich im Inneren ab und man spürt lediglich die Wärme aus der Zirkulation von unten aufsteigen. Die Class-A-Horrorgeschichten von früher kann man hier getrost vergessen.
Schon «Invisible String» von Taylor Swift offenbarte eine verblüffende Stimmigkeit. Der Song wirkte irgendwie «fluffy», wie ein wirklich frischer Donut. Ich bin versucht, dafür mit «Swinging Pop» ein neues Genre zu orten, dabei war das noch nicht der anspruchsvolle Teil. Dann konnte für einmal Hanne Boel den Regen nicht wirklich ausstehen: «I Can't Stand the Rain» überzeugt nebst einer Stimme, gerade wie Tina Turner, vor allem mit einem Hammer-Bass. Das Ganze ist sehr kontrolliert. Man braucht beim S-05 wohl keine Bange um den Bass zu haben.
Dominique Fils Aimé präsentierte dann den Klassiker «Stand by Me» als intime Ballade mit einem sich sanft aufbauenden Zusammenspiel weniger Akteure. Doch flossen sie ineinander hinein, zuerst Gesang und dann Bass und dann Piano, bis zu diesem schönen Chor, so richtig sanft anschwellend. Der Fluss in diesem Klanggeschehen war aussergewöhnlich und man konnte sich herrlich darin räkeln. Joe Sample versetzte mich mit «Black and White» zurück in die alten Crusaders-Zeiten, so unvergleichlich groovig und zugleich – altmodisch – mit ganz subtiler Perkussion, einschliesslich des perkussiv eingesetzten Pianos.
Spätestens an dem Punkt möchte ich dem S-05-Endverstärker eine hohe Detailverliebtheit attestieren, aber nur positiv, denn nichts verliert sich oder lenkt vom Wesentlichen ab. Denn John Lord machte mit seiner Version von «Respect Yourself» einen ganz mitreissenden Live-Auftritt, bei dem das Publikum nicht nur am Anfang oder am Ende zu hören ist, sondern sich unvermittelt ins Klanggeschehen einwebt. Das ist Feindynamik pur, immer präsent, auch wenn eigentlich die Post abgeht.
Und sie ging dann wirklich ab mit dem Led Zeppelin-Klassiker «Whola Lotta Love», interpretiert von Beth Hart: Es beginnt mit einem ganz gekonnten Riff mit zwei bis drei Gitarren plus Bass, dann eine Wahnsinns-Frauen-Rock-Stimme und etwa ab 1:30 kommt dann dieser Zwischenabschnitt mit einer faszinierenden Geräuschkulisse irgendwo weiter oben in den Bäumen, die sich aber immer mehr bedrohlich anfühlt – als ob sie von Stephen King komponiert worden wäre. Bei 3:06 setzt dann die Truppe wieder ein und rockt, als wäre es der letzte Tag.
Es ist sehr eindrücklich, wie die HiFi-Kette mit dem Hauptantrieb der Endstufe von Esoteric dieses komplexe Klanggewebe webt und auswirft, dabei aber keine Fehler zulässt – und auch garantiert nichts auslässt. Es mag viel mit der Class-A-Schaltungstechnik zu tun haben, aber insgesamt ist das einfach eine sagenhaft gute Endstufe: stimmig, fliessend und im Zusammenspiel mit dem Audioplayer eine tolle Kombination.
Fazit
Die Stereoendstufe Esoteric S-05 Class-A begeistert mit einem unverschämt schönen, fliessenden und organisch-musikalischen Klangbild und überzeugt mit hervorragender Verarbeitungsqualität und umfassenden Einsatzmöglichkeiten. In Kombination mit dem Audioplayer Esoteric N-05XD kann man wirklich von einer Traumhochzeit sprechen. Man braucht einfach wirklich gute Lautsprecher, damit sich das Potenzial entfacht. Und der Spass ist nicht billig. Man kann aber von einer guten Investition sprechen. Der emotionale Payback ist gewiss nicht zu unterschätzen.