TESTBERICHT
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Zu Höherem geboren

Wir hörten zunächst Musik per Streaming ab Qobuz. Und wir durften dem Silent Angel Munich MU hier durchweg eine ausgezeichnete Wiedergabequalität bescheinigen. Gute HiRes-Aufnahmen erklingen herrlich dynamisch und in der gebührenden Klangfarbenpracht. Um die Qualität einordnen zu können, hörten wir den Munich im direkten A/B-Vergleich zum Streamer Madison von Wattson Audio (Test nachzulesen: hier). Der Munich MU erwies sich bei HiRes-Streams klanglich als absolut ebenbürtig und hatte punkto Stabilität der Abbildung sogar leicht die Nase vorne. Die Unterschiede waren letztlich aber eher homöopathischer Natur. Bereits winzige Unterschiede in der Lautstärke oder auch zwischen verschiedenen Verbindungskabeln gaben mal dem einen oder dem anderen Streamer den Vorzug.

Webradio-Stationen wie Radio Swiss Jazz mit bescheidenen Datenraten werden vom Munich MU auf 24-Bit hochgesampelt und tönen überraschend gut.Webradio-Stationen wie Radio Swiss Jazz mit bescheidenen Datenraten werden vom Munich MU auf 24-Bit hochgesampelt und tönen überraschend gut.

Absolut überzeugend setzt der Munich MU Webradio-Streams selbst mit geringen Datenraten in Szene. So klang etwa Radio Swiss Jazz (mit bescheidenen, jedoch ausreichenden 128 kBit/s) überraschend gut. Der wahrscheinliche Grund: Der Munic MU sampelt den Datenstream selbständig auf 24-Bit hoch – und dies offensichtlich mit Erfolg.

Wo sich der Munich MU ganz klar vom Madison absetzen kann: Bei der Wiedergabe von DXD- und DSD-Aufnahmen. Hier benötigt der Madison Roon (und damit einen externen Audio-Server oder alternativ einen DLNA-Server) als Titellieferant. Währenddem am Munich MU Musiktitel in Original-Studioqualität per USB-Stick (oder über eine optionale SSD-Festplatte) direkt Anschluss finden. Diese kürzest-mögliche Connectivity – ohne Umweg übers Heimnetzwerk – zahlt sich voll aus: Was der Silent-Angel-Audio-Server an Klangambiente aus einschlägigen Studio-Aufnahmen zaubert, liegt qualitativ deutlich über dem, was man beim HiRes-Streamen über Internet-Provider erwarten kann. So etwa bei Rob Van Bavels Studio-Sessions «Time for Ballads», die von Qobuz immerhin in 24-Bit/96-kHz zum Streamen angeboten werden. Das gleiche Album (Anspieltipp: «Misty») als DXD-Download gehört, klingt ungleich viel offener und lebendiger. Wirklich so, als ginge ein Vorhang zum Aufnahmeraum auf.

Rob Van Bavels «Time for Ballads» ist als DXD-Download im 32-Bit-Studioformat erhältlich. Die Klangqualität ist bestechend.Rob Van Bavels «Time for Ballads» ist als DXD-Download im 32-Bit-Studioformat erhältlich. Die Klangqualität ist bestechend.

Ganz ähnlich beim Album «Carmen Gomes sings the Blues». Der Titel «A Fool for You» ist sogar als Gratis-Download in allen möglichen Auflösungen erhältlich. Wir probierten die Variante 352,4-kHz/32-Bit aus. Der Munich MU gab das DXD-File anstandslos in sagenhafter Klangqualität wieder, wobei er das WAV-File offenbar auf 24-Bit herunterrechnete. Auch hier erwies sich der Unterschied zur gestreamten Version (24-Bit/96-kHz) als unüberhörbar. Der Klangeindruck ab DXD ist viel unmittelbarer, fast so, als wäre man bei der Aufnahmesession live dabei.

Carmen Gomes singt den Blues: Der Titel «A Fool for You» wird in verschiedenen Auflösungen vom Label Soundliaison.com gratis zum Download angeboten.Carmen Gomes singt den Blues: Der Titel «A Fool for You» wird in verschiedenen Auflösungen vom Label Soundliaison.com gratis zum Download angeboten.

Bei einem Remaster einer legendären RCA-Victor-(Red Seal-)Aufnahme (aus dem Jahr 1960!) kam es dann endgültig zur klanglichen Offenbarung. Auch hier wird ein 32-Bit-DXD-Titel gratis zum Download angeboten. Gounods «Faust Ballet Music» offeriert eine sagenhafte Dynamik (Laustärkesprünge zwischen laut und leise). Beim Stück «Marche funèbre d'une marionette» war der Unterschied vom Original-Studioformat zur gestreamten HiRes-Version frappant. Obwohl Qobuz den Stream immerhin in 24-Bit/176,2-kHz anbietet, klingt er im direkten A/B-Vergleich fast schon müde, eben doch historisch. Bei der 32-Bit-DXD-Version geht erst richtig die Post ab. Nicht nur wirkt die Dynamik nun absolut explosiv, auch die vielen leisen Stellen sind viel differenzierter wahrnehmbar, wo sie in der gestreamten 24-Bit-Version fast schon verhangen und lustlos im Hintergrund agieren.

Klangliche Offenbarung: Gounods «Faust Ballet Music» in der legendären RCA Victor-(Red Seal-)Aufnahme aus dem Jahr 1960.Klangliche Offenbarung: Gounods «Faust Ballet Music» in der legendären RCA Victor-(Red Seal-)Aufnahme aus dem Jahr 1960.

Interessanterweise wird dabei in der App als Wiedergabeformat «WAV, 352,4-kHz, float» ausgewiesen. Die 32-Bit-Floating-Aufnahmetechnik hat den Vorteil, dass der Toningenieur sich nicht um den Headroom (Gefahr von Übersteuerung) kümmern muss. Allerdings erfordern solche 32-Bit-Aufnahmen ein Drittel mehr Speicherkapazität. Und das ist nicht ohne: Für eine einstündige Aufnahme darf man gut und gerne 1 GB Speicherplatz veranschlagen. Dies zeigt auch, dass eine 4-TB-SSD im Munich MU absolut kein Luxus ist.

Fazit

Von aussen betrachtet eher diskret und unscheinbar. Aber die inneren Werte des Munich MU überzeugen.Von aussen betrachtet eher diskret und unscheinbar. Aber die inneren Werte des Munich MU überzeugen.

Rein äusserlich mag der Munich MU von Silent Angel auf Anhieb vielleicht nicht so zu punkten wie andere aktuelle Streamer, die mit glänzenden Displays und vielerlei Bedientasten am Gerät ausgestattet sind. Aber die inneren Werte haben es in sich: Insbesondere mit integrierter SSD-Festplatte zeigt der Munic MU, was einen rundum patenten und zukunftssicheren Audio-Server ausmacht. Diverse Aufrüst-Optionen – über einen 12V-Anschluss kann das externe Netzteil F2 von Silent Angel angeschlossen werden und über eine BNC-Buchse lässt sich die externe Clock GX von Silent Angel anschliessen – zeigen, dass der Munich MU enorm viel Potenzial besitzt. Aber auch in der Basisversion gefällt er mit durchweg hoher Klangkultur – nicht nur beim Streamen von HiRes-Titeln, sondern auch bei der Nutzung von Webradio.

Die Vitos-Orbiter-App gefällt punkto Bedienung und Design ausnehmend gut.Die Vitos-Orbiter-App gefällt punkto Bedienung und Design ausnehmend gut.

Den Vogel schiesst der Munich MU bei der Wiedergabe von Original-Studio-Aufnahmen im DSD- oder DXD-Format ab. Letztere kann er sogar in 32-Bit-Auflösung wiedergaben und überwindet damit endgültig die Schranken von Raum und Zeit hin zum Aufnahmeraum. Die Steigerung der Klangqualität bei der Wiedergabe von 32-Bit-DXD-Musiktitel auf dem Munich MU gegenüber gestreamtem HiRes ist nicht weniger als dramatisch. Die Vitos-Orbiter-Steuerung des Munich MU gehört zu den besten Musik-Applikationen und macht die tägliche Nutzung der heimischen Musiksammlung, von Streaming-Plattformen und von Webradio zur wiederkehrenden Freude. Wer eine patente, zukunftssicher Audio-Server-/Streaming-Lösung zu einem fairen Preis sucht, sollte einen Blick auf den Munich MU von Silent Angel werfen.

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STECKBRIEF
Modell:
Munich MU
Profil:
Der top-verarbeitete Streamer Munich MU von Silent Angel glänzt mit vorbildlicher App-Steuerung und beeindruckendem Klang. Zwar verzichtet er auf Digitaleingänge und einen Kopfhörerausgang, dafür macht er auch als Audio-Server mit drei USB-Slots und problemlos nachrüstbarer Festplatte eine tolle Figur. Vitos Orbiter gehört zu den besten Musikwiedergabe-Apps.
Pro:
Kompromissloser Aufbau, sowohl aussen wie innen.
Vielerlei Speicheroptionen (3 x USB, nachrüstbare Festplatte).
Vorbildliche App-Steuerung mit Vitos Orbiter.
Beeindruckende Klangqualität nicht nur mit HiRes, sondern auch bei Webradio.
Für das klangliche überlegene 32-Bit-DXD-Studioformat gerüstet.
Fairer Preis.
Contra:
Keinerlei Bedienmöglichkeit am Gerät.
Kein Kopfhörerausgang.
Preis:
2,499.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2024
Vertrieb:
Masse:
360 x 73 x 220 mm
Gewicht:
4,65 kg
Farbe:
Schwarz, (Silber auf Anfrage)
Airplay:
Ja
CD-Ripper:
Nein
Chromcast:
Nein
Roon Ready:
Ja
Spotify Connect:
Ja
Analog Output:
Cinch, XLR
Audioformate:
PCM, FLAC, DXD, DSD
DA-Wandler:
32-Bit/384-kHz
Digital Output:
I2S, AES/EBU, koaxial
Musikdienste:
Qobuz, Tidal, Spotify, TuneIn
Remote App:
Android, iOS
Speichermedien:
USB 2.0, USB 3.0, Festplatte nachrüstbar
Stromversorgung:
intern (externes Linearnetzteil nachrüstbar)