Smarte Bedienung
Mit dem Smartphone wird telefoniert, gemailt, geskyped, im Internet gesurft, elektronisch gelesen, gefilmt, fotografiert und vieles mehr. Die Bedienung erfolgt dabei immer über dieselbe Oberfläche. Ohne weiteres Zubehör ist die Handhabung besonders beim Filmen und Fotografieren, sagen wir mal, etwas gewöhnungsbedürftig. Vor allem die ältere Generation vermisst eine haptische Bedienung.
Da gibt es keinen richtigen Auslöser, die Zoomtaste fehlt, alle Einstellungen geschehen über winzige Symbole, und überhaupt, wie halte ich das Ding richtig, ohne zu verwackeln oder die Linse zu verdecken. Ein Stativgewinde ist nicht vorhanden, und ohne eingebauten Bildstabilisator ist es kaum möglich, im Schummerlicht einer Bar ein einigermassen scharfes Selfie zu erstellen.
Dann verdirbt der eingebaute grelle Blitz jedes Stimmungsbild, der Akku kann nicht einfach so gewechselt werden, Serienbilder kann man eh vergessen, und bis der Autofokus endlich scharf stellt, ist die coolste Action vorbei.
Digitale Natives, also junge Leute, die bereits mit einem USB-Anschluss und viereckigen Augen auf die Welt kommen, werden darüber nur lachen. Dennoch sind dies, meiner Meinung nach, durchaus einige praktische Gründe für das Fotografieren mit einer richtigen Fotokamera. Besonders in den Ferien.
Apropos Ferien: Wollten Sie nicht endlich mal richtig entspannen und entstressen? Dann machen Sie doch anstatt Urlaub mit dem Smartphone besser Urlaub weitab vom Smartphone. Es genügt ja, wenn sie es vorübergehend im Hotelsafe deponieren.
Fünf kleine Digicams
Zum Vergleich treten an: die brandneuen Modelle von Canon, PowerShot SX730 HS, von Olympus, Tough TG-5, und von Panasonic, Lumix DC-TZ91. Auch mit dabei die schon etwas länger erhältlichen Kameras von Nikon, Coolpix A900, und von Sony, Cybershot DSC-WX500. Die Preisspanne reicht von 400 bis 550 Franken.
Was gleich auffällt: Alle Modelle sind etwa gleich gross und wiegen betriebsbereit mit Akku, Speicherkarte und Handschlaufe zwischen 260 und 320 Gramm. Erst beim Einschalten tanzt die Olympus aus der Reihe, da bei ihr kein Objektiv ausfährt.
Der CMOS-Aufnahmesensor ist bei allen Kameras 1/2,3 Zoll gross. Die Bildauflösung der einzelnen Modelle liegt zwischen 12,0 und 20,3 Megapixel. Olympus hat interessanterweise die Menge von 16,8 Millionen Bildpunkten des Vorgängers auf 12,0 Megapixel beim neuen Modell reduziert.
Alle Kameras im Vergleich haben fest eingebaute Zoomoptiken. Auch gut: Bei allen ist die Objektivabdeckung fest mit der Optik verbaut. Es gibt keinen lästigen Objektivdeckel, den man verlieren könnte. Schutz- oder Effekt-Filter lassen sich durch diese Bauweise natürlich nicht daran befestigen.
Auch beim Speichermedium herrscht Übereinstimmung. Alle verwenden SD-Kärtchen, Sony wahlweise auch die eigenen Memory Sticks in Pro- und Micro-Ausführung. Fotos werden als JPEG-Dateien aufgenommen. Bei Olympus und Panasonic steht auch noch das RAW-Format zur Auswahl.
Gut gelöst ist auch die Stromversorgung. Die Akkus lassen sich über USB-Anschlüsse aufladen. Ausser bei Canon sind überall ein USB-Kabel und ein USB-Steckernetzteil im Lieferumfang enthalten. Canon legt dafür ein eigenes Ladegerät bei.
Weniger gut: Alle haben einen Micro-HDMI-Anschluss für die Wiedergabe am TV und bei keiner Kamera wird ein entsprechendes HDMI-Kabel mitgeliefert.
Auswahlverfahren
Bei der Wahl seiner Reisekamera sollte man auf ein paar generelle Punkte achten. Am besten nimmt man das ersehnte Stück beim Fachhändler erst mal selber in die Hände. Digitale Fotokameras sind wahre Alleskönner und bieten umfangreiche Einstellmöglichkeiten.
Kann ich alle Knöpfe, Tasten und Drehringe gezielt bedienen? Greife ich oft daneben oder drücke auf zwei Tasten gleichzeitig? Winzig ist zwar in, doch allzu klein nervt bald einmal. Bietet die Kamera einen festen Halt, oder rutscht sie mir aus den Händen? Decke ich mit meinen grossen Fingern wichtige Teile ab?
Die Panasonic TZ91 hatte ich dank eines lederähnlichen Aufsatzes zwar gut im Griff, doch verdeckte ich meist das gleich darüber liegende Blitzlicht. Und wunderte mich, wieso die Fotos so dunkel wurden.
Die Sony WX500 verzichtet auf jegliche Gummierung oder einen "Lederknubbel" auf der Vorderseite. Die glatte Fläche sieht zwar gut aus, rutscht aber gerne aus den Fingern. Hier also unbedingt die mitgelieferte Handschlaufe anbringen.
Reflexionen
Zeigte der Bildschirm der Kamera im Geschäft das Motiv noch klar und deutlich an, taugt er draussen höchstens noch als Kosmetik- oder Rasierspiegel. Besonders wenn einem die Sonne über den Rücken aufs Display lacht.
Am besten konnten hier die über 1 Million Bildpunkte des Panasonic-Monitors überzeugen. Zudem verfügt die TZ91 als Einzige im Test auch noch über einen Sucher. Wer das Display der Nikon A900 entsprechend "zurechtbiegt", kriegt auch in der Sonne meistens noch eine gute Anzeige hin.
Interessant im Vergleich zum letztjährigen Test, wo ein fest eingebauter Bildschirm überwog: Ausser Olympus haben diesmal alle Kameras einen Selfie-Monitor. Das heisst, er lässt sich um 180 Grad vertikal hochklappen. Bei der Nikon sogar noch in Richtung Fotograf ziehen.
In der 90-Grad-Position lassen sich damit bequem Motive aus niedriger Perspektive aufnehmen. Kinder oder Katzen in deren Augenhöhe wirken immer besser als von oben herab. Auch lässig aus der Hüfte schiessen geling damit ohne gymnastische Verrenkungen.
Das Thema eines in allen Richtungen schwenkbaren Displays ist etwas aus dem Blickfeld geraten. Alle getesteten Kameras lassen sich drahtlos mit Smartphone oder Tablet verbinden und diese als externe Monitore verwenden.
Mit GPS (Global Positioning System) ordnet die Kamera dem Foto die genauen Aufnahme-Koordinaten zu. Diese lassen sich mit passender Software auslesen und auf einer Landkarte darstellen. Wer viel unterwegs ist und ein Reisetagebuch führt, wird diese Funktion zu schätzen wissen.
Die Kamera von Olympus hat einen eingebauten GPS-Empfänger und schreibt die Daten direkt in die Fotos. Bei den übrigen Kameras können die Informationen mittels App über eine drahtlose Smartphone-Verbindung «nachgereicht» werden.
Alle Kameras verfügen über einen eingebauten Blitz. Bei dreien lässt er sich hochklappen. Wird dann noch der Monitor in Selfie-Position gebracht, ragt der Blitz unten etwas ins Bild hinein. Das hat mich zuerst irritiert. Dadurch wird doch das Foto beeinträchtigt. Bis ich begriff, dass die Aufnahme natürlich durch das Objektiv erfolgt und nicht über den Monitor.
Einen Zubehörschuh, etwa für einen externen Blitz, besitzt keine der fünf Kameras. Die Olympus erlaubt immerhin die drahtlose Steuerung kompatibler Blitzgeräte.