Eigentlich weiss man es schon lange: Aktivlautsprecher können alles besser als ihre passiven Kollegen. Dennoch haben sich Mehrwege-Lautsprecher mit integrierter Elektronik im High-End-Bereich bisher kaum durchgesetzt. Zwar haben viele renommierte Hersteller Wireless-Lautsprecher im Sortiment, diese jedoch kaum in der Luxusklasse. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon mag sein, dass traditionelle audiophile Musikliebhaber eben doch Wert auf eine individuelle Zusammenstellung ihrer Gerätschaften legen, mit separiertem Vor-, End- oder Vollverstärker, DAC, Streamer, Kabel, etc. Auch der Handel mag seinen Anteil daran haben, lieber Einzelkomponenten als Gesamtlösungen zu verkaufen. Also eine Verkettung von Umständen, welche den erfolgreichen Durchmarsch von aktiven Wireless-Lautsprechern im Luxussegment bisher behindert haben.
Mit der neuen, aktiven Focal Diva könnte nun endlich der erfolgreiche Einstand des aktiven Lautsprechers im Top-High-End-Bereich gelingen. Sie bringt alle entscheidenden audiophilen Zutaten mit und vereint sie in einer All-in-One-Lösung, die ihresgleichen sucht. Die Focal Diva ist das jüngste Kind der bereits vor 14 Jahren erfolgten Fusion von Focal mit Naim. Zum ersten Mal wurden die nachgewiesenen Stärken der beiden Marken – Lautsprechertechnologie auf der einen Seite und kompromisslose High-End-Elektronik auf der anderen Seite – konsequent in ein gemeinsam entwickeltes Produkt zusammengeführt.
Aktivlautsprecher haben prinzipbedingte Vorteile gegenüber ihren passiven Kollegen. So kann die Aufteilung des Signals in drei Frequenzbereiche (Tief-, Mittel- und Hochton) auf digitaler Ebene erfolgen – und damit verlustfrei (ohne passive Filterbausteine im Signalweg) und auch ohne Phasendrehungen. Frequenzgang-Korrekturen und Pegelanpassungen sind ebenfalls ohne weitere Nachteile via DSP zu realisieren. Die nachfolgenden Endverstärker arbeiten dann direkt auf die Treiber und haben diese dank höchstmöglichem Dämpfungsfaktor bezüglich Impulsverhalten bestens im Griff.
Die neue Focal Utopia bedient sich der besten Zutaten aus beiden Firmen-Divisionen: Boxen-Design und allerbeste Treiber vonseiten Focal; Verstärker- und Streaming-Technik vonseiten Naim. Dabei hat sich keine Seite lumpen lassen: Als Schallwandler steuert Focal den bewährten «W»-Mitteltöner mit Sandwich-Membran aus Harz-Glasfaserverbund bei. Dieses Material soll laut Focal gleichzeitig leichter und steifer sein als anderswo erfolgreich eingesetzte Membranen aus Aramidfasern. Und dies bei kontrollierter Dämpfung von Resonanzen im Übergangsbereich zum Hochtöner. Bei Letzterem setzt Focal auf die bestens beleumundete Inverskalotte aus Beryllium. Dieses ultrateure Material vereint perfekte Steifigkeit mit hoher Breitbandigkeit (bis 40 kHz) und extrem schneller Impulsansprache. Damit eignet es sich perfekt für die HiRes-Musikwiedergabe.
Völlig neue Wege beschreitet Focal hingegen im Bassbereich: 2 x 2 seitlich abstrahlende 16,5-cm-Tieftöner in einer Push-Pull-Konfiguration arbeiten intern auf ein Bassreflexgehäuse mit definierter Öffnung nach unten über eine strömungsoptimierte Schallführung im massiven Sockel aus Aluminium-Spritzguss. So wurde es möglich, ein vergleichsweise schlankes Gehäuse (Breite: 42 cm) zu kreieren. Dass sich dieses dafür reichlich in die Tiefe streckt, fällt visuell von vorne betrachtet viel weniger ins Auge. Die Formgebung wirkt harmonisch und elegant, mit dezenten Rundungen, die nicht nur ästhetische, sondern vor allem akustische Vorteile mit sich bringen.
Eine solche Bauweise kann mit traditionellem Boxenbau kaum verwirklicht werden. Vielmehr handelt es sich um ein «Polymergehäuse mit hoher Dichte und struktureller Verstärkung, optimiert durch Finite-Elemente-Analyse». Sicherlich wäre es interessant, mehr über den Fertigungsprozess zu erfahren. So viel ist jedoch klar: dass es sich um eine extrem aufwändige Konstruktion handelt, deren Herstellung viele Ressourcen in Anspruch genommen haben dürfte. Die Aussage von Focal, dass die Entwicklung der aktiven Diva Utopia fünf Jahre gedauert habe, ist absolut nachzuvollziehen. Das Polymergehäuse ist über weite Teile mit relativ dickem (akustisch vorteilhaftem) grauem Filz belegt. Der Clou: Die zweiteilige Filzoberfläche ist abnehmbar und soll sich künftig durch andere Farbvarianten austauschen lassen.