«Kompakt, klein, leicht und dennoch gut zu halten», so die einhellige Meinung der Personen, denen ich die neue Nikon Z50II in die Hände gab. Zusammen mit dem APS-C-Kitobjektiv DX 16–50, 3.5–6.3 wiegt die betriebsbereite Kamera nur knapp 680 Gramm. Damit ist sie zwar 100 Gramm schwerer als ihr fünf Jahre alter Vorgänger, die Z 50, aber immer noch ein Leichtgewicht im Vergleich zu den Z-Vollformatmodellen.
Bei den Abmessungen ist die neue Kamera 3 mm höher und 7 mm tiefer geworden, die Breite bleibt mit 126,5 mm unverändert gegenüber dem Vorgänger. Auch an der Vorderseite hat sich bei den Bedienungselementen wenig geändert. Nur die Typenbezeichnung wurde weggelassen und eine Videoaufnahme-Leuchte ist oben rechts hinzugekommen.
Am meisten überarbeitet wurde die Rückseite. Die drei Touch-Tasten am Display der Z 50 wurden durch richtige Knöpfe ersetzt. Die oft benötigte Info-Taste wurde neu über dem Steuerkreuz angeordnet und die Löschtaste von unten rechts nach oben links gezügelt. Die Tastenanordnung gleicht nun der einer Z6III, vom fehlenden Joystick mal abgesehen.
Bildauflösung wie gehabt
Die Auflösung des APS-C-Bildsensors, von Nikon DX-Format genannt, bleibt auch bei der Z50II weiterhin bei effektiven 20,9 Megapixel. Dies ist in dieser Kameraklasse der niedrigste Wert, verglichen mit Mitbewerbern wie Canon, Fujifilm oder Sony mit 24, 26 und noch mehr MP. Selbst das Micro-FourThirds-Format bietet bereits 25 Megapixel an Auflösung. Hier hätte ich mir von Nikon eine Steigerung auf mindestens 24 Megapixel gewünscht.
Die Grösse und Auflösung des Displays bleiben gegenüber der Z 50 mit 3,2 Zoll (ca. 8 cm) und 1,04 Millionen Bildpunkten ebenfalls unverändert. Neu lässt sich das Display auch zur Seite ausschwenken und nach vorne drehen.
Beim elektronischen Sucher ist hingegen eine deutliche Verbesserung feststellbar, wurde seine Helligkeit mit 1000 cd/m2 gegenüber dem Vorgänger beinahe verdoppelt. Laut Hersteller ist dies der hellste Sucher in seiner Klasse.
Neben den überschaubaren äusseren Anpassungen wurde die Z50II im Innern kräftig aufgebohrt. Mit dem Expeed-7-Bildprozessor aus den Vollformatmodellen Z8/Z9 und Zf/Z6III wird die Datenverarbeitung beschleunigt und das AF-System erweitert. Vor allem Autofokus-Geschwindigkeit, Motiverkennung, Serienbilder und Videoformate profitieren deutlich davon.
Bei der Z 50 war die Motiverkennung auf Menschen und bei Tieren vor allem auf Katzen und Hunde beschränkt. Die Z50II erkennt nun neben Menschen und vielen Tieren speziell auch Vögel, Fahrzeuge wie Autos, Motorräder, Velos, Züge und Flugzeuge. Zudem ist eine Automatik wählbar, die selbstständig die unterschiedlichen Motive erfasst.
Die Serienbildgeschwindigkeit wurde von 11 auf 30 JPG-Bilder pro Sekunde erhöht. Beim Filmen in 4K/UHD darf nun mit bis zu 60 fps aufgenommen werden. Bei der Z 50 war bei 30 Bildern Schluss. Neu gibt es auch eine spezielle Einstellung für Produktpräsentationen.
Blitz, Speicher und Energie
Wie schon die Z 50 besitzt auch die Mark-II-Version ein eingebautes Blitzgerät. Es hat Leitzahl 7.7, wird manuell entriegelt und klappt dann hoch. Leider nicht sehr weit, sodass bei bestimmten Objektivlängen ein Schatten beim Fotografieren mit ins Bild kommt.
Über den Zubehörschuh lassen sich auch optionale Blitzgeräte anschliessen. Die Z50II wechselt dann im Fotoaufnahmemenü automatisch zu «Blitzsteuerung (extern)». Der eingebaute Blitz kann jedoch nicht als Master für das Nikon «Creative Lighting System (CLS)» verwendet werden.
Die Nikon Z50II besitzt einen UHS-II-konformen Speicherkarteneinschub für SD-Kärtchen unten am Kameraboden gleich neben dem Akkufach. Dieses nimmt Lithiumionenakkus vom Typ EN-EL25a auf. Dieser Akku bietet 130 mAh mehr als sein Vorgänger EN-EL25, der noch mit der Z 50 mitgeliefert wurde. Er darf auch weiter in der Z50II verwendet werden, mit entsprechender Leistungseinschränkung.
Trotz der höheren Leistung des EN-EL25a sollte noch ein zweiter Akku als Reserve beschafft werden. Der neue Bildprozessor und die damit verbundene Leistungssteigerung verbrauchen auch mehr Strom. Und dann gleich noch ein Akkuladegerät dazu bestellen, denn wie bei allen neuen Nikon-Kameras befinden sich weder ein Ladegerät noch ein USB-Netzadapter im Lieferumfang. Es liegt nur noch ein USB-C-Kabel bei.
Immerhin gibt es nun einen USB-Typ-C-Anschluss an der Z50II. Dieser ist PD-kompatibel (Power Delivery), was eine flexible Energieversorgung ermöglicht. So lässt sich Strom per Powerbank oder von einem Computer einspeisen. Dabei muss sich jedoch immer ein Akku in der Kamera befinden. Dann kann entweder der Akku geladen oder die Kamera benutzt werden. Gleichzeitiges Betreiben der Kamera und Laden des Akkus ist nicht möglich.
Praxistipp: Für den Einsatz draussen ein mindestens 1 Meter langes USB-C-Kabel beschaffen. Eine kleine PD-Powerbank in der Hosentasche mitführen, das USB-C-Kabel dran und die Z50II bleibt ständig bei 100 Prozent Batterieleistung. Jedenfalls so lange die Powerbank durchhält.
Verbindungen nach aussen
An der Nikon Z50II lässt sich ein externes Mikrofon anschliessen. Eine Kopfhörerbuchse ist nun ebenfalls vorhanden. Sie dient gleichzeitig als Fernbedienungsanschluss mit automatischer Umschaltung.
Unter diesen beiden 3.5-mm-Buchsen befindet sich der HDMI-Eingang, leider nicht in der robusten Standardgrösse, sondern in der fehleranfälligen kleinsten Typ-D-Norm. Zuunterst wurde der USB-Typ-C-Anschluss eingebaut.
Die Z50II kommuniziert kabellos über WiFi (IEEE 802.11b/g/n/a/ac) sowie Bluetooth 5.0. Die SnapBridge-App verbindet Kamera und Mobilgerät, das eingebaute WLAN Computer oder FTP-Server. Bilder lassen sich direkt nach der Aufnahme automatisch hochladen.
Neu befindet sich im Netzwerkmenü ein «Nikon Image Cloud»-Reiter. Der kostenlose Cloud-Service von Nikon, der mit der Z6III eingeführt wurde, ermöglicht die Bildübertragung von der Kamera, automatische Firmware-Updates und den Bezug von kostenlosen Farbprofilen und Einstellungskonfigurationen. Nach einer einmaligen Einrichtung stellt die Kamera dann die Verbindung automatisch her, sobald sie eingeschaltet wird.
Die Z50II kann über die Nikon Software NX-Tether von einem Computer aus gesteuert werden. Auch das ferngesteuerte synchrone Auslösen mehrerer Kameras ist möglich.
Die Nikon Z50II kommt mit einem beidseitig bedrucktem Blatt Papier daher, das grosszügig als «Benutzerhandbuch inkl. Garantiebeleg» bezeichnet wird. Darauf sind die ersten Schritte der Kamerabedienung und viele Sicherheits- und Vorsichtshinweise untergebracht.
Wer mehr wissen und alle Funktionen mit ihren zahlreichen Menüeinstellungen erkunden möchte, sollte unbedingt die Referenzanleitung von der Nikon-Website herunterladen. Diese Anleitung umfasst für die Z 50 noch 650 Seiten, für die Z50II sind weitere 350 hinzugekommen, sodass nun knapp über 1000 Seiten an Bettlektüre auf den Benutzer warten!
Anmerkung: Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich die Kamerabezeichnungen mal mit Leerzeichen dazwischen, mal ohne schreibe. Seit der Z6III und der Z50II ist Nikon selbst von der alten Schreibweise weggekommen und schreibt nun alles zusammen. Dies übernehme ich so, belasse aber bei den vorherigen Modellen die alte Schreibweise.