Die Nikon Z f ist neben der Z fc die zweite spiegellose Kamera, die beim Design und in der Bedienung von der legendären analogen Spiegelreflexkamera Nikon FM2 inspiriert wurde. Die FM2 kam 1982 auf den Markt und stellt einen Meilenstein in der Produktgeschichte von Nikon dar.
Im Gegensatz zur Z fc im DX-Format (APS-C) besitzt die Z f einen Vollformatsensor, im Nikon-Jargon «FX-Format» genannt. Er wurde laut Hersteller neu entwickelt und orientiert sich am 24,5 Megapixel grossen CMOS-Sensor der Z 6/Z6 II. Er ist somit kein «Stacked-BIS-Sensor» wie in einer Nikon Z 8 oder Z 9. Dafür besitzt die Z f deren schnellen Bildverarbeitungs-Prozessor Expeed 7. Damit kommt die Kamera im Nikon-Z-System bei Ausstattung und Leistung direkt nach den Profi-Boliden Z 8 und Z 9.
Im Retrodesign früherer Kameras mit dem typischen Pentaprisma-Design des Suchers und den mechanischen Einstellrädern ist die Z f kaum von einer analogen Fotokamera zu unterscheiden. Am elektronischen Sucher wurde sogar ein damals typisches rundes Okular befestigt und das Nikon-Logo aus den 1970er- und 1980er-Jahren vorne eingraviert. Selbst das Gewinde für den Anschluss eines Drahtauslösers im Auslöser fehlt nicht!
Das Gehäuse selbst besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung und alle Einstellräder sind aus präzisionsgefrästem Messing gefertigt. Damit sieht die Z f nicht nur wuchtiger aus – einige sagen «klobig» dazu – als die Z fc, sie kommt auch grösser und schwerer daher.
Die Z fc wiegt mit Akku und Speicherkarte rund 445 Gramm und misst kompakte 134,5 x 93,5 x 43,5 mm (B x H x T). Die Z f wiegt 710 Gramm und ist mit 144 x 103 x 49 mm um einiges grösser.
Während sich über den Retrolook und die Bedienung nach alter Väter Sitte mittels Einstellrädchen trefflich streiten lässt, waren sich bei der Handhabung alle Personen, denen ich die Z f in die Finger drückte, einig: Ohne zusätzlichen Handgriff lässt sich die Kamera kaum sicher halten und bedienen, vor allem nicht mit grösseren Fingern und im Einsatz mit schweren Objektiven. Es gibt zwar einen kleinen Wulst vorne an der Kamera, aber ohne Zusatzgriff fehlt einfach der Grip für die rechte Hand. Hier ist die flache Vorderseite der originalen FM2-Kamera kein gutes Vorbild.
Dies ist auch Nikon zu Ohren gekommen und als Einführungs-Promotion wird bis Ende November, bzw. solange der Vorrat reicht, ein strukturierter SmallRig-Griff kostenlos dazu mitgeliefert.
Farbenfroh
Neben dem komplett schwarzen Standardmodell gibt es die Z f in weiteren sechs eleganten Farben. Damit kann die Kamera dem persönlichen Stil angepasst werden. Die farbigen Modelle sind bei Nikon direkt erhältlich und umfassen Indigoblau, Moosgrün, Sepiabraun, Abendrot (Orange), Bordeauxrot und Steingrau.
Premieren en masse
Von aussen sieht die Z f auf den ersten Blick ziemlich harmlos aus. Doch in ihrem Innern verbergen sich zahlreiche, zum Teil einzigartige Neuheiten. So lässt sich erstmals bei einer spiegellosen Nikon FX-Kamera das Display zur Seite ausschwenken und nach vorne drehen. Damit werden nun auch im Vollformat Selfie-Fans, Vlogger und Youtuber von Nikon zufriedengestellt.
Weiter geht es bei den Speicherkarten. Die Kamera besitzt zwei Kartenfächer, eines für SD-Karten und das andere für die winzigen MicroSD-Karten. Das gab es noch bei keiner anderen digitalen Kamera. Für die Handhabung dieser Winzlinge im Kartenfach braucht es lange Fingernägel.
Ebenfalls einzigartig ist die eigene Schalterstellung für Schwarzweiss-Aufnahmen am Umschalter für Foto- und Videobetrieb.
Die Nikon Z f bietet zudem weltweit als erste Kamera einen Fokusmessfeld-VR («Vibration Reduction») zur Unterdrückung der Unschärfe rund um das Fokusmessfeld. Es wird damit nicht einfach die ganze Bildfläche stabilisiert, sondern der Bereich rund um den Schärfepunkt besonders berücksichtigt.
Diese «Vibration Reduction» funktioniert sehr gut. Beim Testen hatte ich den Eindruck, dass der Stabilisator irgendwie «kräftiger» zupackt als von anderen Kameras gewohnt.
Pixelverschmelzung
Als erste Nikon-Systemkamera kann die Z f Bilder mit Pixelverlagerung aufnehmen. Dabei wird automatisch eine wählbare Anzahl von NEF-(RAW-)Fotos gemacht, wobei die Kamera den Bildsensor für jedes Foto minimal verschiebt (Pixel-Shift). Die Fotos lassen sich mit der Nikon-Software NX Studio überlagern, um daraus hochaufgelöste Bilder in verschiedenen Varianten zu erstellen. So gibt es einen 96-Megapixel-Modus ohne Farbinterpolation oder mit besonders geringem Rauschen. Ein Überlagern der Fotos direkt in der Kamera ist nicht möglich.
Die Pixelverlagerung bringt jedoch nur bei absolut ruhigen Motiven ein akzeptables Resultat. Die Z f kennt keine Bewegungskompensation, und so zeigten meine Landschaftsaufnahmen ab Stativ überall dort, wo sich Blätter, Menschen oder Fahrzeuge bewegten, überlagerte Störungen in Form von bunten Punkten oder kurzen, farbigen Strichen. Für Sachaufnahmen im Studio eignet sich die Pixelverlagerung hingegen sehr gut.
Weiter geht es mit den Neuheiten: Die Z f ist die erste Nikon-Kamera, die Videoaufnahmen mit Blendenautomatik unterstützt. In diesem Modus wählt man die Belichtungszeit, und die Kamera stellt die Blende ein.
Als erste Kamera der Z-Serie unterstützt die Z f auch eine Touch-Funktionsbelegung und deren Aufruf für die Anpassung der Kameraeinstellungen, ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen. So kann man zum Beispiel per Daumen das AF-Feld auf dem Display verschieben, während man gleichzeitig durch den Sucher schaut.
Und schliesslich, ebenfalls erstmals in einer Nikon-Kamera, funktioniert die Motiv-Erkennung auch beim manuellen Scharfstellen (MF). Damit gelingt die Fokussierung mit alten MF-Nikkoren und anderen Objektiven, mit denen man nur manuell fokussieren kann, schneller und genauer.
Anschlüsse und Lieferumfang
Hinter dem Nikon-Schriftzug befindet sich bei der Z f der elektronische Sucher im Pentaprisma-Design. Einen eingebauten, hochklappbaren Blitz wie etwa bei der Nikon Z 50 gibt es hier jedoch nicht. Ein Blitzschuh-Adapter ist natürlich vorhanden.
Die Anschlüsse zur Aussenwelt befinden sich alle an der linken Kameraseite. Meiner Meinung nach in falscher Reihenfolge. So ist zuoberst eine USB-C-Buchse, dann folgt der Kopfhörereingang, darunter der Micro-HDMI-Anschluss und zuunterst der Mikrofoneingang.
Aus lauter Gewohnheit steckte ich das externe Mikrofon zuerst in die Kopfhörerbuchse und wunderte mich, dass ich keine Tonanzeige erhielt. Immerhin gibt es einen Kopfhöreranschluss, dieser fehlte noch bei der Nikon Z fc.
Kabellos kommuniziert die Z f über WiFi (IEEE 802.11b/g/n/a/ac) sowie Bluetooth 5.0. Die SnapBridge-App verbindet Kamera und Mobilgerät, das eingebaute WLAN den Computer oder den FTP-Server. Bilder lassen sich direkt nach der Aufnahme automatisch hochladen.
Mit der NX-Tether-Software lässt sich die Kamera von einem Computer aus steuern. Und schliesslich können auch mehrere andere Kameras synchron ausgelöst werden.
Ein gedrucktes 70-seitiges Kompakthandbuch wird erfreulicherweise mitgeliefert. Wer alle Funktionen und die zahlreichen Menüeinstellungen der Kamera erkunden möchte, muss sich die Referenzanleitung in Nikons Downloadcenter besorgen. Dort lässt sich die umfangreiche, über 900 Seiten starke Referenzanleitung herunterladen.
Eine weitere Premiere gibt es beim Lieferumfang der Kamera. Erstmals bei Nikon werden kein Akkuladegerät und auch kein Netzadapter mitgeliefert. Es liegt nur ein USB-C-Kabel bei. Wer den Akku seiner frisch erworbenen Z f laden möchte, sollte bereits ein USB-C-Ladegerät besitzen oder gleich eines beim Kauf mitbestellen.