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Autor
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Publikationsdatum
30. Juni 2024
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Im Jahr 1984 gründete ich die Firma, nachdem ich vorher fünf Jahre im PCM-Labor der Willi Studer AG als Entwicklungsingenieur gearbeitet hatte. In meiner Zeit bei Studer kam eines Tages ein Mastering Engineer in unserem Labor vorbei und fragte, ob wir für ihn ein Interface zwischen zwei Sony-Digital-Audio-Rekordern bauen könnten. Ich machte das dann für ihn in meiner Freizeit. Es stellte sich heraus, dass für die Masteringstudios eine Marktlücke für Digital-Audio-Geräte bestand. Dies, weil die CD Fahrt aufnahm und daher die Mastering Engineers die Audiobearbeitungen am liebsten im digitalen Bereich vornehmen wollten. Aber die dazu notwendigen digitalen Geräte wie Equalizer, Kompressoren, Mischer usw. gab es bislang nicht.

Dies führte dazu, dass ich mit besagtem Mastering Engineer Ben Bernfeld begann, ein modulares, digitales Audiobearbeitungssystem zu entwickeln und zu verkaufen. Ben übernahm das Marketing und den Verkauf und ich die Entwicklung und Produktion der Geräte. Ben wusste natürlich auch, was für das Mastering an Modulen benötigt wurde. Damit entstand unser bw102-System mit Dutzenden von Modulen zur Audiobearbeitung. Die Kunden konnten die benötigten Module auswählen und konfigurieren.

Das bw102-System mit Dutzenden von Modulen zur Audiobearbeitung.Das bw102-System mit Dutzenden von Modulen zur Audiobearbeitung.

Die Modularität erlaubte es, immer grössere Systeme zu bauen – Mischpulte mit bis zu 24 und mehr Kanälen, welche zum Beispiel von Sony für die Mischung von klassischer Musik verwendet wurden, wie dieses hier.

IBIS: Digitale Mixing-Konsole von Weiss Engineering. Sie wurde in den 1990er-Jahren unter anderem von Sony Music New York für klassische Musikproduktionen eingesetzt.IBIS: Digitale Mixing-Konsole von Weiss Engineering. Sie wurde in den 1990er-Jahren unter anderem von Sony Music New York für klassische Musikproduktionen eingesetzt.

Einige unserer bw102-Kunden verwenden ihr System heute noch. Später bauten wir die «Gambit Series» an 19-Zoll-Geräten (ca. 48 cm) für A/D- und D/A-Wandlung, Equalizing, Kompression, De-Noising, Abtastfrequenz-Konversion und mehr. Einige dieser Geräte wurden zu Legenden für die Masteringstudios und werden nach wie vor eingesetzt. Eine nette Anekdote zu unserem Equalizer EQ1: Als die CD «Random Access Memories» von der Band Daft Punk in Paris gemastert wurde, setzte sich eines der beiden Daft-Punk-Mitglieder ins Flugzeug, um bei uns in Uster einen EQ1 für das Mastering abzuholen.

Weiss EQ1.Weiss EQ1.

Vor einigen Jahren machte sich die schwedische Firma Softube dran, unseren Equalizer und Kompressor als Plug-in zu programmieren. Diese Plug-ins sind inzwischen weit verbreitet und werden hochgeachtet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie klanglich sehr nahe an unsere Hardware-Versionen heranreichen. Dies ist möglich, weil es digitale Geräte sind, ohne analoge Schnittstellen. Dadurch können sie praktisch 1:1 von einem Computer emuliert werden.

Wir sind weiterhin im Pro-Audio-Gebiet tätig. Zurzeit entwickeln wir einen Mikrofonvorverstärker. Die Proaudio-Industrie hat sich über die Jahre stark gewandelt. Vieles an Audiobearbeitung geschieht im Computer oder mit alten analogen Geräten, von denen gewisse Modelle Kultstatus haben. Nur, A/D- und D/A-Wandler werden wohl nicht so schnell verschwinden. Unser Ansatz bei der Entwicklung ist, dass die technischen Daten möglichst gut sein sollen. Damit erreicht man auch gut klingende Geräte, was von unseren Tontechnikerkunden bestätigt wird.

Im Jahr 2000 starteten wir unsere High-End/HiFi-Produktlinie. Wir dachten, dass die audiophilen Leute wohl ähnlich wie unsere superkritischen Proaudio-Kunden auftreten und wir dadurch bereits Geräte in der Schublade hätten. Darum starteten wir mit dem D/A-Wandler Medea, dem Proaudio-DAC1 in einem schönen Gehäuse.

Es zeigte sich bald, dass unsere High-End/HiFi-Kunden mehr von uns wollten als nur gerade einen D/A-Wandler. Damit war der Weg für den Jason-CD-Spieler geebnet. Über die Jahre bauten wir weitere Geräte wie DA-Wandler, Netzwerkspieler, Interfaces – bis zu den aktuellen Geräten, sprich DA-Wandlern, welche auch als Streamer funktionieren und Signalverarbeitungsfunktionen (DSP) beinhalten.

Mit DSP lassen sich Probleme mit technisch schlechten Aufnahmen, problematischen Boxen oder Räumen, die Resonanzen zeigen, lösen. Wir ermuntern unsere Kunden, solche Probleme anzugehen. Zum Beispiel mit einem Raumequalizer die Raumresonanzen zu unterdrücken oder mit dem zu schwachen Bass zu verstärken. Unser De-Esser eliminiert zu scharfe S-Laute. Ich denke, es ist legitim, das Audiomaterial nach eigenem Gutdünken zu bearbeiten. Dies hat nichts zu tun mit «dem Tontechniker ins Handwerk pfuschen». Jede Abhörsituation zu Hause unterscheidet sich von der Situation im Studio. Man wird also nie genau das hören, was der Tontechniker hörte.

Neben den «normalen» Geräten suchen wir immer auch nach Möglichkeiten für neue Klangerlebnisse. So sind unsere Wandler DAC501 und DAC502 auch in einer 4-Kanal-Version erhältlich. Mit der entsprechenden Software (an der wir arbeiten) werden sich interessante Systeme bauen lassen: etwa ein mit zwei weiteren Lautsprechern ergänztes System, um dem Erlebnis im Konzertsaal etwas näherzukommen.

Der DAC502 gibt nicht nur Ihren Klang wieder, sondern ermöglicht es Ihnen auch, Frequenzungleichgewichte im Raum zu korrigieren und den Klang an Ihre Vorlieben anzupassen.Der DAC502 gibt nicht nur Ihren Klang wieder, sondern ermöglicht es Ihnen auch, Frequenzungleichgewichte im Raum zu korrigieren und den Klang an Ihre Vorlieben anzupassen.

Ein weiteres «exotisches» Projekt ist unsere Soundbar, die wir Livebox nennen, Sie soll ein livehaftiges Musikerlebnis vermitteln mithilfe von Crosstalk-Cancelling. Diese Technik erlaubt es, die Akustik und die Aufstellung der Musiker währende der Aufnahme (fast) 1:1 ins Wohnzimmer zu übertragen.

Die Livebox am Klangschloss in Greifensee.Die Livebox am Klangschloss in Greifensee.

Was bringt uns die Zukunft bezüglich der Musikwiedergabe zu Hause? Eine gut gemachte 3D-Audio-Produktion (Dolby Atmos, Auro3D) kann ein unglaubliches Erlebnis sein, aber es werden dazu viele Lautsprecher benötigt. Für Dolby Atmos können dies 6 (für eine minimale Version) oder 12 (oft verwendet) oder bis zu 35 Lautsprecher sein. Dies ruft nach einer Lösung mit weniger, idealerweise lediglich zwei Kanälen. Auch eine kombinierte Wiedergabe über Lautsprecher und einen akustisch transparenten Kopfhörer ist denkbar.

Kopfhörer sind zurzeit ein Wachstumsmarkt. Es kommen immer mehr Kopfhörer hoher Qualität auf den Markt. Wahrscheinlich werden wir es erleben, dass eine Dolby-Atmos-Wiedergabe über Kopfhörer den Eindruck einer entsprechenden Lautsprecherkonfiguration vermitteln kann. Damit wäre das Preis- und Ästhetik-Problem zu Hause gelöst.

Unser neustes Standbein ist der OEM-Markt (OEM = Original Equipment Manufacturer), d.h. wir bieten einen Teil unserer Elektronikbaugruppen und Software anderen Firmen zur Verwendung in ihren Produkten an.

Einer unserer ersten OEM-Kunden ist die Firma Airplain, die in den Topmodellen ihrer Lautsprecher unsere Elektronik für Streaming, digitale Frequenzweiche und DA-Wandlung verwendet. Aktive Lautsprecher – in der Studiotechnik bereits seit Jahren der Standard – finden auch im High-End/HiFi mehr und mehr Verbreitung. Das heisst, dass Lautsprecherhersteller plötzlich digitale Frequenzweichen bauen müssen.

OEM-Modul für Aktivlautsprecher.OEM-Modul für Aktivlautsprecher.

Im Jahr 2021 haben wir für unsere frühen Aktivitäten im Digital Audio für Mastering-Studios den Technical Grammy Award erhalten.

Links:
www.weiss.ch
www.livebox.audio
www.airplain.ch

Daniel Weiss Gastautor

Daniel Weiss ist Inhaber und Gründer von Weiss Engineering in Uster. Er gehört weltweit zu den kompetentesten Spezialisten der digitalen Musikwiedergabe bei Pro-Audio und HiFi.