Eigentlich erstaunlich, dass ein amerikanisches Orchester unter einem deutschen Dirigenten ein Werk so eindrücklich wiedergibt, das vom Leiden und Kampf des russischen Volkes im Zweiten Weltkrieg kündet. Dmitri Schostakowitsch hat seine 7. Sinfonie im bedrohten Leningrad (heute wieder St. Petersburg) 1942 geschrieben. Am frappantesten ist der ausladende erste Satz, der frei nach Ravels Bolero ein einprägsames Motiv manisch ins Fortissimo steigert. Und dieses Motiv hat Ähnlichkeit mit Lehars Maxim-Lied aus der "Lustigen Witwe". Man hat in ihm die Nazi-Kriegswalze erkennen wollen; der Komponist hat nicht widersprochen, aber auch auf Stalins Terrorherrschaft hingewiesen. Wie dem sei: Kurt Masur fährt mit einer Intensität sondergleichen ein - hämmernd, brutal, erbarmungslos. Er kann ja nichts dafür, dass die späteren Sätze (Friede, Trauer, blechschmetternder Sieg) nicht mehr ganz so stark sind. Die akustisch ansonsten mittelmässige Avery Fisher Hall scheint für Aufzeichnungen gar nicht schlecht geeignet, das New Yorker Publikum allerdings macht fast zu emsig mit.