MUSIKREZENSION
ARTIKEL
Publikationsdatum
14. Juli 2000
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Die Idee war originell, aber die Aufführung in der Mitte der siebziger Jahre wurde zum Desaster. "1600 Pennsylvania Avenue" (das ist die Adresse des Weissen Hauses in Washington) sollte ein "Musical über Problem mit dem Haushalt" sein, und das war mehrdeutig gemeint. Wir erleben diverse singende US-Präsidenten zwischen George Washington und Theodor Roosevelt samt ihren grossen und kleinen Sorgen. Ihnen zur Seite ein schwarzes Dienerpaar; auch dieses wird quer durch die historischen Zeiten von den gleichen Interpreten verkörpert. In seiner Musik achtet Lennie weniger auf Stil denn auf Vielfalt zwischen Marsch und Rühreffekt, zwischen Polka und Kitsch. Es gibt schmissige Nummern, und es gibt sentimentale Intermezzi - die USA als (klingender) Schmelztiegel. Durch die Straffung des ausladenden Bühnenstücks zur achtzigminütigen Konzert-Kantate wird versucht, das verquere Stück zu retten. Dafür sind unter Kent Nagano, dem in Kalifornien geborenen, energischen Japaner, diverse Topkräfte aufgeboten worden, an der Spitze der baritonale Schönsänger Thomas Hampson in der akustischen Maske von gleich elf US-Präsidenten. Garantiert ist weniger hohe Kunst als vielmehr flottes Entertainment.
STECKBRIEF
Albumtitel:
White House Cantata
Komponist:
Bernsteinv
Bestellnummer:
Deutsche Grammophon 463 448
Medium:
CD
Musikwertung:
7
Klangwertung:
8
Bezugsquellen