Ein Sinfonieorchester, Klavier, Violine und Cello sind für mich persönlich die härtesten Prüfsteine für eine High End-Anlage. Aber ebenso schwierig wie diese Instrumente überzeugend wiederzugeben, ist es, sie aufzunehmen. Und gerade deshalb bin ich seit Jahren auf der Suche nach hervorragenden Aufnahmen mit diesen Klangkörpern.
Kein Wunder war ich wie elektrisiert, als ich die Frontpage des vorliegende Albums in Flac 96 kHz/24 Bit nicht auf dem Booklet eines physischen Tonträgers, sondern auf meinem Bildschirm auf der Webseite von highresolutionaudio.com erblickte (https://www.highresaudio.com/artist.php?abid=458170).
Was mich zusätzlich faszinierte, war das mir bekannte Kammerorchester Basel unter der Leitung von Giovanni Antonini. Als Solisten sind Giuliano Carmignola Violine, Sol Gabetta Cello und Dejan Lacic Klavier zu hören. Weiter werden noch drei reine Orchesterwerke, die Ouvertüre "Die Geschöpfe des Prometheus", die Coriolan-Ouvertüre und die Egmont-Ouvertüre dargeboten.
Für die Aufnahmeleitung, das Mastering und Editing zeichnen Andreas Neubrunner und Markus Heiland von der Firma Tritonus verantwortlich. Aufgenommen wurde dieses erst kürzlich erschienene Album vom 17. bis 19. Juni 2013 in der Philharmonie Luxemburg. Über aufnahmetechnische Details schweigt man sich, mindestens im elektronischen Booklet, vollkommen aus. Doch wer die Webseite der Tritonus Musikproduktion besucht, dem wird ein grosszügiger Einblick in die Aufnahme-Apparaturen gewährt. Zum Begriff "Tritonus" ist zu erwähnen, dass dies ein musikalisches Intervall ist, dass für konventionell geschulte Ohren recht schräg klingt.
Aber was sehen da meine erstaunten Augen: Als Abhörmonitor geben die Tritonus-Leute folgende Lautsprecher an: Quad ESL63 mit Subwoofer, Rogers LS3/5A, PMC AML1 und Genelec 1031A. Bei den Mikrofonen findet man ebenfalls nur das Beste vom Besten. Aber entscheidend für den guten Klang ist bekanntlich nicht nur die die richtige Wahl der optimalen Mikrofone, sondern auch deren Platzierung. Und hier geht es ja schon los mit dem ganz persönlichen Empfinden, wie der Klang schlussendlich im Abhörraum erscheinen soll.
Doch nach diesen vielen unmusikalischen Worten endlich zur Musik. Gleich das erste Orchester-Fortissimo blendet meine Ohren: Hell, äusserst brillant, ja sogar die Grenze zu grell überschreitend, kommt da ein Klang, der mich schockiert. Doch im Zweifel zugunsten des Angeklagten: Eventuell liegt das ja auch an meiner noch nicht ganz warm gelaufenen Anlage und ich höre erst mal weiter. Und tatsächlich erwärmt sich der Klang (und damit auch die Geräte), bleibt aber immer noch auf der hellen, vor allem bei Fortissimo-Passagen grellen Seite. Also wird versuchsweise mein eher weichzeichnender Lieblings-DAC, der Kingrex UD384 mit Akku-Speisung, eingeschlauft. Nun erscheinen gerade die Streicher wärmer, die Blechbläser deutlich edler. Die Fortissimo-Passagen werden etwas entschärf, klingen aber für meine Ohren immer noch zu grell.
In der Folge ziehe ich meine beiden Klassik-Referenzaufnahmen, das Klarinetten-Album "Portraits" von Andreas Ottensamer mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Yannikc Nézet-Söeguin und die "Elizabeth Joy Roe spielt Britten und Barber" zum Vergleich heran. Hier klingt meine Anlage, bestehend aus Piega Coax 10.2 (die ich als sehr klangneutral bezeichnen möchte), den legendären, eher "warm" klingenden US-Forte Audio-Verstärkern samt MacBook Pro mit Audirvana Plus-Player absolut überzeugend: Mit faszinierender Tiefenstaffelung, feingezeichnet, warm und mit herzerquickender klanglicher Schönheit erscheinen hier die Hi-Resolution-Klänge, die ich mir wünsche.
Doch nun zurück zur Tritonus-Aufnahme. Inzwischen hat sich die Anlage so richtig warm gelaufen und meine Ohren ebenfalls. Nach der ersten Ouvertüre kommt das Tripel-Konzert. Brillant und schlank erscheinen Violine und Cello, während die Läufe des Flügels elegant und lustvoll auf und ab perlen. Die Solisten samt Orchester spielen meisterhaft zu einem strahlenden, klanglich jedoch für mein persönliches Empfinden leicht unterkühlten Konzert auf. Mir fehlt ganz klar eine gewisse "warme Note". Es folgen die beiden restlichen Ouvertüren, die musikalisch echte Ohrwürmer sind und in diesem Sinne werkgetreu interpretiert werden.
MUSIKREZENSION
STECKBRIEF
Interpret:
Kammerorchester Basel
Besetzung:
Kammerorchester Basel unter der Leitung von Giovanni Antonini. Solisten Giuliano Carmignola Violine, Sol Gabetta Cello und Dejan Lacic Klavier
Albumtitel:
Beethoven Triple Concerto
Komponist:
Beethoven
Label:
Sony
Erscheinungsdatum:
2015
Spieldauer:
55:10
Tonformat:
Flac 96 kHz/24 Bit
Medium:
download
Musikwertung:
9
Klangwertung:
7
Download:
https://www.highresaudio.com/artist.php?abid=458170
Bezugsquellen