MUSIKREZENSION
ARTIKEL
Publikationsdatum
15. August 2000
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Innert sechs Jahren, seit sie unter Sir Georg Solti die "Traviata" sang, hat die Rumänin Angela Gheorghiu eine wahre Blitzkarriere durchlaufen. Zu Recht, denn sie verfügt über eine der betörendsten Sopranstimmen unserer Zeit. Sie muss freilich im Repertoire bleiben - die Charlotte (eigentlich ein Mezzo) in Massenets "Werther" war entschieden ein Fehlgriff. Anders verhält es sich bei Verdi: Dessen zerbrechliche Heldinnen sind bestens geeignete "Vehikel" für eine sensible Gestalterin wie Gheorghiu. Auf ihrem Rezital trägt sie Arien aus neun Opern des grossen Romantikers vor. Sie belegt, dass ein gutgeführter lyrischer Sopran (mit müheloser Höhe!) ideal ist für diese Partien. Es sind keine dramatischen Explosionen; die empfindsamen Kantilenen verlangen weniger nach Kraftentfaltung denn nach Verinnerlichung. Wenn die Gefühle explodieren, dann auf subtile Art. Es sind Kostproben aus Verdis Reifezeit zwischen "Rigoletto" und "Otello" - sie erfordern nicht zuletzt einen ebenbürtigen Mitgestalter am Dirigentenpult. Genau das garantiert Riccardo Chailly mit seinem Mailänder Orchester: Instrumentale Intensität statt Routine.
STECKBRIEF
Albumtitel:
Heroines
Komponist:
Verdi
Bestellnummer:
Decca 466 952
Medium:
CD
Musikwertung:
9
Klangwertung:
9
Bezugsquellen