MUSIKREZENSION
Da haben wir die grossräumigen Chor-und Orchester-Sätze, teilweise mit schmetternden Holz- und Blechbläsern und dann auch wieder Arien, in denen lediglich ein- oder zwei Solosänger in Begleitung von Streichern und Cembalo auftreten.
So ist für Dynamik und klangliche Vielfalt gesorgt.
Die vorliegende Hybrid-SACD enthält die drei Kantaten BWV 177, 93 und 135 und ist ein absolutes Unikum.
Das Ensemble "La Petite Bande" musiziert unter der Leitung von Sigiswald Kuijken in möglichst "authentischer" Manier. Und gerade in dieser Beziehung hat man bisher auch absolute Scheusslichkeiten verbrochen, an denen Bach wohl kaum seine Freude gehabt hätte...
Um die Spannung nicht ins Unermessliche zu treiben, nehmen wir es gleich vorweg:
Die Interpretation ist hervorragend und frei von pseudowissenschaftlichen Interpreationsmätzchen.
Diese Musik ist göttlich...
Was sehr erstaunt ist, dass man hier, wie das früher so üblich war, nicht einen grossen Chor einsetzt, sondern jede Stimme des Chores von lediglich einem einzige Sänger singen lässt. So fehlen hier grossräumige Chorpassagen. An ihre Stelle tritt ein Gesangs-Quartett bestehend aus erstklassigen Sängern wie Siri Thornhill, Sopran, Petra Noskaiova, Alt, Christoph Genz, Tenor und Jan Van der Crabben, Bariton.
Auch das Orchester ist minimal besetzt: Die erste Violine ist dreifach besetzt, die zweite Violine zweifach und der Bratschen-, Cello- und Bass-Part werden von nur einem Musiker gespielt.
Nicht nur bei den Streichern, auch bei den Holzbläsern handelt es sich um Originalinstrumente. Das hört man gottlob nicht daran, dass sie Probleme mit der Intonation haben - sie spielen lupenrein! - sondern an den charaktervollen Klangfarben, welche diese hervorragende SACD so vortrefflich zur Geltung bringt.
Auch die Aufnahmetechnik ist etwas ganz Besonderes. Die vorderen drei Kanäle bieten eine sehr breite Klangbühne, welche aber extrem klar und akustisch trocken wirkt. Dafür lässt man die hinteren beiden Kanälen recht lautstark mit Hallanteilen erklingen.
So war ich geneigt, die hinteren Kanäle um ca 2 dB leiser zu stellen, um den wunderbar durchsichtigen 5.0 - Klang nicht durch die Surroundboxen aufzudicken. Doch das ist Geschmackssache, denn es steht nirgends geschrieben - und gibt auch keine verbindliche Norm - wie laut die hinteren Kanäle im Verhältnis zu den Frontkanälen erklingen müssen.
Alles in Allem eine Bachinterpretation mit minimalem "Personalaufwand", dafür maximaler Musikalität.
STECKBRIEF
Albumtitel:
Bach Cantatas BWV 177 - 93 -135
Komponist:
Bach
Label:
Accent
Jahr:
2006
Bestellnummer:
ACC 25302
Tonformat:
Stereo, 5.0 Surround Sound
Medium:
Hybrid-SACD
Musikwertung:
10
Klangwertung:
10
Preis:
32.00
Bezugsquellen