Aufnahmetechnik
Die Aufnahmen mit Kossenko (2022) und Abbado (1986) zeigen auch auf der Aufnahmeseite deutliche Unterschiede. Dies, obwohl beides Digital-Aufnahmen sind:
Auffallend bei der Abbado-Aufnahme sind die geringen Dynamikspitzen. Hier die Amplitudenstatistik der beiden Einspielungen:
Die Werte des verendeten Dynamikbereichs liegen mit 50.5/49.0 dB (Abbado) und 54.8/55.4 dB (Kossenko) nicht weit auseinander. Die Werte für den gesamten Dynamikbereich, der auch leise Passagen einbezieht, die beim verwendeten Dynamikbereich nicht berücksichtigt werden, zeigt einen deutlichen Unterschied (65 dB bei Abbado zu 105 dB bei Kossenko), der auch in der Wellenform (grün) in den beiden vorangegangenen Bildern erkennbar ist. Vermutlich wurde 1986 – Vinyl war noch Dominat in den Schallplattenläden – die Dynamik auf das Medium Schallplatte angepasst, respektive reduziert. Das 16-Bit-CD-Format würde 96 dB Dynamikumfang zulassen.
Fazit
Diese Neueinspielung von Mendelssohns 4. und 5. Symphonie bringt selten bis nie gehörte Versionen und ist somit kein redundantes Album von längst Bekanntem. Die historisch orientierte Spielweise mit authentischer Orchestergrösse und die transparente Aufnahme im HiRes-Format eröffnen einen neuen Zugang zu Werken, die man zur Genüge zu kennen meint. Dies betrifft vor allem die italienische Symphonie. Reinhören lohnt sich, auch wenn einem die Alternative zuerst schräg im Ohr liegen mag, da sich die Symphonien in den bekannten Versionen stark im Gedächtnis eingeprägt haben.