Besuch im verregneten Tessin
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Hans Dürrenmatt bei der Bestückung eines Heil Aulos Lautsprechers
Swiss made
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Aulos: Ein kompakter Lautsprecher, bestückt mit dem Heil Air Motion Transformer
Martin Dürrenmatt zeigt mir seine Prüfstätte für Kopfhörer mit seinem mit Mikrofonen bestückten Dummy-Kopf. Hier werden die Ergo Kopfhörer geprüft und sorgfältig ausgemessen. In einem Gestell liegen haufenweise elektrostatische Membranen für die legendären Jecklin Floats. Die Produktionsstätte Dürrenmatts ist gut bestückt. Sogar die Magnete werden hier mit einer eigenen Hochstromvorrichtung magnetisiert.
Bei Precide arbeiten sieben Leute. Sie produzieren rund 600 Lautsprecher und 2400 Kopfhörer pro Jahr und machen einen totalen jährlichen Umsatz von über 1000000 Franken.
Neben den eigenen Produkten wie Heil-Lautsprecher, Ergo-Kopfhörer und MDM-Kabel, vertreibt Precide folgende Marken: Copland, Primare, Sugden, Tandberg, Klimo, Castle, Klipsch, Garrott, dazu Lautsprecherständer von Natural Foundation und B-Tech-Zubehör wie Wandaufhängungen für Lautsprecher. Die Heil- und Ergo Produkte werden in der Schweiz entwickelt und montiert. MDM wird in Zusammenarbeit mit einem japanischen Kabellieferanten teilweise auch in der Schweiz gefertigt. Auch die Endkontrollen erfolgen bei Precide. Die Gehäuse für Heil kommen von Italien, die Chassis stammen von Eminenz und Vifa.
Mit feinen Ohren entwickelt
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Martin Dürrenmatt hört auf seine Frau...
Genialer Transformator
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Zieht sich die vorhangähnlich gewellte Membrane zusammen, so wird die Luft mit hoher Geschwindigkeit aus der Falte gepresst.
Dr. Heils Schallwandler besitzt eine vorhangähnlich gewellte und mit Leiterbahnen bestückte Membran, die sich in einem permanenten Magnetfeld befindet. Fliesst nun ein Signalstrom durch die Leiterbahnen, so verengen oder erweitern sich die Falten der Membran. In der Folge wird Luft ausgestossen oder angesaugt. Der Witz an der ganzen Konstruktion liegt darin, dass die Luft fünfmal schneller aus den Falten ausgestossen oder angesaugt wird, als sich die Membran selber bewegt. Durch diese Geschwindigkeitstransformation ergibt sich ein exzellentes Impulsverhalten. Zudem haben Dr. Oskar Heil und Martin Dürrenmatt neue Materialien eingesetzt, welche das berüchtigte Knistern der ersten AMT-Typen nicht mehr aufzeigen.
Ähnliche Systeme werden inzwischen auch von anderen Herstellern wie Elac, Isophon und Burmester eingesetzt.
Interview mit Martin Dürrenmatt
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Martin Dürrentmatt mit seinem ersten selbst produzierten Hörer, dem Jecklin Float (auf rotem Dummy) und dem neusten Ergo AMT.
avguide: Was haben Sie vor der Precidezeit gemacht?
Martin: Ich war bei Naafexco. Das war eine Vertriebsfirma für die US Navy und Air Force und habe dort unter anderem Reparaturen gemacht.
avguide: Haben Sie da etwa Flugzeugträger repariert?
MD: Nein, aber diese Matrosen haben Hi-Fi-Geräte von Dual, Tandberg, Revox, Marantz etc. von Naafexco gekauft und diese mussten z.T. unter Garantie repariert werden. Von der Atlantikküste bis zur Südtürkei war ich pro Monat rund drei Wochen unterwegs, um auf diesen Schiffen meiner Arbeit nachzukommen.
avguide: Wie lange machten Sie das?
MD. Ich war damals etwa 22 Jahre alt und habe dieses abenteuerliche Leben ganze 4 Jahre so durchgezogen. Danach arbeitete ich 2 Jahre für Koss in Mailand als Europa-Manager.
avguide: Was waren die ersten Aufgaben für Precide?
MD: Wir haben zuerst genau dasselbe gemacht wie Naafexco, den amerikanischen Militärmarkt auch mit Geräten von Sanyo, Teac, Philips, Yamaha, und Klipsch versorgt und gewartet.
avguide: Wann haben Sie angefangen, selber Swiss made-Geräte zu produzieren?
MD: Das war im Jahre 1979. Nachdem Jürg Jecklin seine Kopfhörerproduktion stoppte, haben wir die Lizenz übernommen.
avguide: Wann kamen dann die ersten Eigenentwicklungen?
MD: 1987 als Dr. Heil uns zwei neue Membranen in San Matheo (Kalifornien) vorgeführt hat, beschlossen wir, diese zu produzieren.
avguide: Wie hiess das erste Produkt?
MD: Das war der Heil Kithara welcher 1990 auf dem Markt kam.
avguide: Konnten Sie in dieser Zeit vom Wissen Dr. Heils profitieren?
MD: Ich habe sehr viel gelernt von Oskar Heil. Auch von Jürg Jecklin habe ich viel über Kopfhörer und ganz allgemein lernen können.
avguide: Wann kamen weitere Produkte?
MD: Zwei Jahre später produzierten wir den kleineren Aulos. Dann gründeten wir die Marke Ergo mit dem Ziel, einmal ein Heil AMT-System einzubauen. Doch zuerst kamen zwei dynamische Modelle. Neuerdings stellen wir auch den Kopfhörerverstärker Ampli 1 her.
avguide: In welche Länder exportiert ihr?
MD: In ganz Europa, USA, Canada und Australien und neu auch Malaysia, Singapore, Japan, Taiwan.
avguide: Besten Dank für das Gespräch.
Interview mit Mieko Dürrenmatt
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Mieko Dürrenmatt, eine bekannte Geigerin mit feinen HiFi-Ohren
avguide: Wo sind Sie aufgewachsen?
Mieko: In der Nähe des japanischen Meeres bei Nigata.
avguide: Wann und bei wem haben Sie begonnen, Geige zu spielen?
Mieko: Vater, ein begeisterter Amateurmusiker, wollte zuerst, dass mein Bruder Violine spielt. Der machte mit dem Geigenbogen aber nur Samureispiele und hatte kein Interesse zu dieser Zeit. Mittlerweile wurde mein Bruder aber vom Staat für seine Verdienste bei der musikalischen Erziehung der Jugend in Japan ausgezeichnet. Mein Vater hat mir die Grundlagen des Geigenspiels beigebracht. Ich war gerade mal 7 Jahre alt. Mein Weg war dann vorgezeichnet: Musikstudium in Japan, Orchester in Tokyo und dann 3 Jahre zusätzliches Studium in Hannover mit einer Ausbildung zur Solistin.
avguide: Weshalb kamen Sie in die Schweiz?
Mikeo: In der Musikerzeitschrift habe ich ein Stelleninserat vom Radio Sinfonieorchester Basel gesehen, und sie gaben mir nach einem Probespiel die Stelle.
avguide: Sie wirken ja auch bei der klanglichen Auslegung der Precide-Produkte mit. Was sind da so ihre Erfahrungen?
Mieko: Bei Verbesserungen der Produkte nur mit stärkeren, teureren und moderneren Einzel-Bauteilen resultiert oft nicht der gewünschte klangliche Fortschritt. Es ist meist das Zusammenspiel der Komponenten das verbessert werden muss, damit sich eine höhere Klangqualität einstellt.
avguide: Weshalb gibt es praktisch keine weiblichen HiFi-Freaks? Wie hören Frauen Musik?
Mieko: An erster Stelle steht Schönheit, Klangfarben und Interpretation. Frequenzgänge und sogenannte Auflösung, oder wieviele Watts und Technik sind eher zweitrangig. Die Geräte müssen so einfach wie möglich sein. Auch eine kratzende Schallplatte stört uns nicht.
avguide: Wie lernten Sie Ihren zukünftigen Mann kennen?
Mieko: Wir lernten uns über einen Orchesterkollegen von mir kennen, der ein HiFi-Fan ist.
avguide: Ihr habt Euch also über High Fidelity kennen gelernt? War es etwa Liebe auf den ersten Ton?
Mikeo: Ja das kann man so sagen.
Kontakt:
Precide SA, 6834 Morbio Inferiore. 091 683 17 34,