Neben ihren bereits analog ausgestrahlten Programmen können Lokalradios ab 1. Januar 2010 über UKW eigene Zusatzprogramme, ein Programm eines anderen Veranstalters oder gewisse zusätzliche Dienste digital verbreiten.
Digitale Technologien wie das in den USA bereits in Betrieb genommene HD-Radio oder das in Deutschland entwickelte System DRM+ erhöhen die Kapazität des UKW-Bandes beträchtlich, da sie die Ausstrahlung von bis zu vier Radioprogrammen auf einer analogen Frequenz ermöglichen. Mit der Zulassung dieser neuen Verbreitungsarten durch den Bundesrat können die Lokalradios künftig ihr Programmangebot mit relativ bescheidenen Investitionen erweitern.
Die digitale Nutzung des UKW-Bandes eignet sich nach Auffassung des Bundesamtes für Kommunikation Bakom in erster Linie für die Ausstrahlung von Radioprogrammen in kleineren Versorgungsgebieten. Für die Verbreitung von Radioprogrammen auf regionaler Ebene erachtete der Bundesrat schon vor längerer Zeit eine andere digitale Technologie als geeigneter: DAB(+). Diese wird seit einiger Zeit von der SRG für ihre sprachregionalen und nationale Programme eingesetzt.
HD Radio
HD Radio ermöglicht die gleichzeitige Übertragung des analogen und des digitalen Signales auf dem gleichen Kanal. Zudem können weiter Audioströme und Zusatzinformationen über dieselbe Frequenz verbreitet und gar Dateien für den Download angeboten werden (etwa als kostenpflichtige Aktualisierungen des Navigationssystems im Auto).
Denkbar sind mit HD Radio die gleichzeitige Übertragung von Musik, Nachrichten und Hintergundinformationen über denselben Kanal oder ein Programm in drei Sprachvarianten. Allerdings ist der Aufwand für drei parallele Programme sehr gross und in der aktuellen Lokalradiolandschaft wohl kaum finanzierbar. Gedacht wird auch an die Übertragung von Surround-Sound, doch diese Form der Klangwiedergabe hat bei reinen Audioanwendungen schon wiederholt Schiffbruch erlitten.
Was bleibt ist eine als relativ kostengünstig bezeichnete Variante zur digitalen Radioübertragung, und das auf der bereits bekannten Frequenz. Da das Programm gleichzeitig auch analog übertragen wird, sind neue Empfangsgeräte nur notwendig, wenn man von der digitalen Audioqualität profitieren will - oder wenn zu einem späteren Zeitpunkt die analoge Übertragung abgeschaltet wird.
Start im September
Eine Initiantengruppe für die HD Radio-Einführung in der Schweiz, bestehend aus Radio Argovia, Radio Basel, Capital FM, Radio 24 und Radio Sunshine, hat Ende Januar ihr Gesuch um «Erteilung des Rechts zur digitalen Nutzung bereits zugeteilter UKW-Frequenzen» beim Bakom eingereicht.
Vorbehältlich einer baldigen Bewilligung wird der 1. September als Starttermin für die erste Ausbaustufe anvisiert. In einer ersten Etappe wollen die fünf Radioveranstalter insgesamt acht Sender umrüsten Radio Sunshine hat bereits vor einiger Zeit einen Feldversuch durchgeführt (siehe den Beitrag in avguide.ch: HD Radio - Schweizer Feldversuch).
Neue Geräte erforderlich
HD Radio wird über ein spezielles Gerät empfangen. Rund 50 Hersteller produzieren bereits diverse Modelle für die USA, Brasilien und Mexiko, wo HD Radio eingeführt ist. Ein Teil dieser Geräte wird, sollte der Markt dafür vorhanden sein, sich für den Einsatz in Europa anpassen lassen. Zu einem späteren Zeitpunkt sind auch Kombi-Empfänger, welche UKW, DAB+ und HD-Radio empfangen, denkbar.
Die Produktevielfalt deckt alle möglichen Anwendungen ab. So gibt es Receiver für die Heimanlage mit HD Radio-Empfang, Tischmodelle und portable Radios und Mediaplayer ebenso wie HD Empfänger für das Auto oder als Zusatz für das iPhone.