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Seit 1990 keine Plattenspieler mehr

Schon lange nur noch digital: Eidos Reference Blue im Vorführraum.Schon lange nur noch digital: Eidos Reference Blue im Vorführraum.

avguide.ch: Goldmund baute einst Plattenspieler. Ist das wieder ein Thema?

Nein, wir hörten 1990 damit auf, Plattenspieler zu entwickeln. Die CD wurde damals immer besser. Wir machten dann noch eine Jubiläums-Ausführung. Unsere CD-Spieler klangen besser, und das sagten wir auch den Kunden. Wenn ein Sammler wertvoller Schallplatten einen Plattenspieler nutzt, dann tut er es, um seine Plattensammlung und exakt diese Aufnahmen hören zu können. Aufnahmen, die es nur noch auf Vinyl gibt.

avguide.ch: Die Masterbänder waren noch frisch, als man die Platten davon herstellte?

Genau, das ist der einzige rationale Beweggrund, sich heute Musik von Schallplatten anzuhören. Ab 1995 war die CD eindeutig besser, abgesehen von der erwähnten Ausnahme.

avguide.ch: Was dachten Sie über die SACD?

Die SACD war eine sehr interessante Marketing Idee der Sony Corporation. – Intellektuell völlig stupide aber perfekt Japanisch. Reines Marketing. Sony hat nie ein eigenes Gerät für DSD-Aufnahmen entwickelt. Sony war nie an besserer Klangqualität interessiert, sie interessierten sich nur für das Marketing.

avguide.ch: Und die Musikhörer kauften sich die gleiche Musik auch noch auf SACD und nun nochmals als DSD-Download. Ist das nicht unfair?

Das ist die Absicht. Man tut es wegen dem Geschäft, nicht wegen besserer Musikqualität. Das sind gute Marketingleute.

Logos Anatta im AV-Demoraum: Aktiv und auch wireless.Logos Anatta im AV-Demoraum: Aktiv und auch wireless.

avguide.ch: Ich informierte mich über einen interessanten Goldmund AV-Player (Eidos 17), der mit der Technologie von Oppo arbeitet?

Das ist absolut richtig. Als wir 1992 unseren ersten CD-Player lancierten, geschah das nach einer Studie mit Philips. Sie führte zum Ergebnis, dass es einfacher und qualitativ besser ist, ein Philips-Gerät technisch von uns modifiziert anzubieten, als ein eigenes Gerät zu entwickeln. Das löste auch das Problem der damals relevanten Patente.

Heute macht Oppo die beste Maschine auf dem Markt für umfassende Bild- und Ton-Wiedergabe mit allen erforderlichen Lizenzen und wir verwenden sie nach demselben Prinzip wie damals 1992. Wir stehen in direktem Kontakt mit deren Entwicklung und modifizieren die Mechanik nach unseren Vorstellungen und mit Wissen von Oppo. Sie verstehen unsere Modifikationen und die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet.

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avguide.ch: Können Sie mir drei Meilensteine in Ihrer Firmengeschichte beschreiben?

Eigentlich nicht, weil es ein Entwicklungsprozess war und ist. Ich definierte damals die Strategie mit drei Absichten:

- Wir machen alle Komponenten, die für das Gesamtsystem benötigt werden.
- Wir gehen nach Asien.
- Wir entwickeln und produzieren Komponenten nur, wenn sie die besten der Welt sind.

Wir wollten weder in den Massenmarkt noch hin zu durchschnittlichen Produkten.  Wir wollten und wollen die besten Geräte entwickeln und herstellen. Das kostet sehr viel Geld und führt zu extrem teuren Produkten, die wir an vermögende Kunden in Asien verkaufen. Die Kunden finanzieren die Entwicklung, die ebenfalls sehr teuer war.

2010 waren wir so weit, dass wir mit dem erarbeiteten Know-How die Strategie erweitern konnten. Es mag etwas gewöhnlich klingen, wenn ich sage, dass wir auch Produkte entwickeln, die man in „normalen“ Wohnräumen von „normalen“ Menschen verwenden kann. Wir machen es aber besser als andere, weil wir während 35 Jahren die Entwicklungswerkzeuge dafür geschaffen haben.

avguide.ch: Kennen Sie viele Ihrer Kunden persönlich?

Auf dem bisherigen Level ja. Es sind Freunde für kurze Zeit. Man teilt eine gemeinsame Passion. Wir sind Leute, die Geld verdienen und Musik lieben.

avguide.ch: Kennen Sie auch Kunden, denen es nicht wirklich auf die Musik-Qualität ankommt? Mögen Sie diese Kunden?

Da gibt es zwei Kategorien: Die einen kaufen sich teure Komponenten verschiedener Hersteller (was zu keinem Ergebnis führt), und die andern kaufen Goldmund, um damit stolz anzugeben. Beide haben Freude daran, so etwas zu besitzen und es anderen zu zeigen. Beide sind nicht an Musik interessiert, sie wollen damit spielen. Wir mögen diese Kunden auch. Wir mögen ihr Geld. Wir diskriminieren sie nicht, stellen aber fest, dass nicht alle Kunden wirkliche Musikhörer sind.

avguide.ch: Vergleichen die Kunden Ihre Produkte mit denen anderer Hersteller?

Sie haben das Recht dazu, und sie tun es. Wir geniessen keinen Vorzug, wir haben entschieden, es besser zu machen. Dafür betreiben wir Grundlagen-Forschung in einem Mass, wie Sie es sich kaum vorstellen können, z.B. in Zusammenarbeit mit dem MIT in Boston und anderen. Wir erreichen eine Leistung, die niemand vorher erreicht hat.

avguide.ch: Sie kaufen sich die Forschungskapazität ein?

Ja, denn wir bewegen uns auf einem Niveau, wofür Sie niemanden als Mitarbeiter finden und einstellen könnten. Da spricht man über Dinge, über die weltweit vielleicht drei Leute Bescheid wissen. Kürzlich kontaktierten wir Fachleute am MIT, um über ein bestimmtes akustisch wirksames Phänomen zu sprechen, eine besonderer Art von Verzerrung. Sie wussten davon noch nichts. Sie kannten es nicht.

avguide.ch: Das hört sich sehr kompliziert an.

Nein, es ist nicht schwierig. Es ist eine Entscheidung, so etwas zu tun. Das unterscheidet uns von anderen.

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