Im-Kopf-Lokalisation überwinden
Viele Musikhörer vermissen bei Kopfhörern das frontale Hören wie bei Lautsprechern oder eben im Konzert, denn die Musik wird vor allem im Kopf wahrgenommen. Nun ist dieser Effekt grundsätzlich auch ein aufnahmeseitiges Problem, denn praktisch alle Musikaufnahmen werden im Studio für Lautsprecherwiedergabe abgemischt, wo ein Übersprechen von linkem Lautsprecher aufs rechte Ohr und umgekehrt stattfindet.
Kopfhörergerecht sind dagegen binaurale Aufnahmen, welche mit Kunstkopf oder ähnlichen Methoden gemacht werden, mit der Idee, dass bei der Aufnahme genau das aufgenommen wird, was ein Hörer in einem echten Konzertsaal wahrnimmt. Der Musikhörer sitzt, wenn er eine solche Aufnahme mit Kopfhörer hört, quasi am Ort des Geschehens. Im Zusammenhang mit der Entwicklung mit Virtual Reality und VR-Brillen gewinnt dieses Verfahren neu an Bedeutung. Veronique Larcher wird in einem Vortrag (Samstag, 14. April, 13 Uhr) die Thematik der Augmented Audio Reality vertiefen und das passende Aufnahme- und Wiedergabe-Konzept Ambeo von Sennheiser darlegen. Neu nutzt etwa der Zürcher Jazz Club Moods Ambeo, um Live-Streams zu übertragen.
Eine rein wiedergabeseitige Lösung präsentiert Amoenus Audio, ein innovativer kleiner Hersteller aus Bern mit seinem Authentic Stereo Monitor, um das Musiksignal kopfhörergerecht aufzubereiten.
Eine originelle Lösung und ein Zwischenschritt zum üblichen Lautsprechersetup ist der ESL Home von Sombetzki. Zwei elektrostatische Panels werden nahe beim Hörer aufgestellt (circa 1 m), sodass automatisch eine Front-Lokalisation durch Übersprechen entsteht, aber die Intimität und Intensität des Kopfhörer-Erlebnisses durch die Nähe und die grossflächigen Panels erhalten bleiben. Übertragen werden auch tiefe Töne, die vom Körper aufgenommen werden, und somit wird ein anderes Manko von Kopfhörern behoben.