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Publikationsdatum
24. Februar 2019
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Als in den 1940er-Jahren die Grammophone so langsam durch die elektrotechnische Musikwiedergabe abgelöst wurden, entstanden die ersten Musikmöbel. Sie enthielten einen Plattenspieler, ein Radio, Verstärker und Lautsprecher und es waren Möbel. Und Möbel waren aus Holz.

Die Hersteller der Gehäuse waren Tischler (oder Schreiner, wie man sie hierzulande nennt) und manche von ihnen fokussierten sich komplett auf den Musikmöbel- und Lautsprecherbau. Der Ursprung vieler Lautsprecherhersteller lag auch in der Kompetenz der Holzbearbeitung, die vertikale Integration der Hersteller war hoch: Sie machten mit der Zeit fast alles selbst und erweiterten die Wertschöpfung vom Werkstoff zum Endprodukt.

Damals gab es kaum Kunststoffe, einmal abgesehen von Duroplasten wie Bakelit, ein Phenolharz-Komposit, einem eher ungeeigneten, spröden Material. Aber die formgebenden Herstellungsverfahren von Bakelit, eine Art des Gusses, ebnete den Weg zu den späteren Spritzgussverfahren mit Thermoplasten. Die Zukunft wurde schon damals angedeutet.

Holz war allerdings über Jahrzehnte der mit Abstand geeignetste Werkstoff. Die Resonanzeigenschaften sind bei genügender Wandstärke relativ harmlos und gleichmässig auf ein breites Frequenzspektrum verteilt. Dazu erlaubt die Struktur vieler Hölzer eine effektive Energieumwandlung der Schallenergie in Wärme = Absorption. Vor allem MDF und HDF, aber auch Sperrhölzer erzielen diesbezüglich günstige und auch gleichmässige Eigenschaften.

Die Schönheit der Instrumente

Mit Ausnahme von Blechinstrumenten wurden alle klassischen Musikinstrumente aus Holz gebaut. Zum einen ging es dabei um die Erzeugung von Klangcharakteren mittels Resonanzkörpern und zum anderen gab es für die kleineren Dinge im Leben damals eben nur Holz, Ton und Keramiken und Metalle.

Resonanzkörper aus Holz waren sehr geeignet für warme, weiche Klänge aller Art – von der Mandoline bis zum Hammerklavier. Das Auge kam bei der Betrachtung der Musikinstrumente auch nicht zu kurz; und das färbte auf die späteren Lautsprecher ab, die streng genommen keine Musikinstrumente sind.

Dennoch gibt es in unserer Wahrnehmung einen Zusammenhang zwischen dem Musikinstrument und dem Lautsprecher. Ähnelt der Lautsprecher einem Musikinstrument, dann fühlen wir uns wohl. Es gibt Hersteller, die den Lautsprecher eher als Musikinstrument interpretieren und ihm resonanzgebende Eigenschaften einverleiben. Sie überstülpen dem resonanzgebenden Instrument der Musikaufnahme praktisch einen weiteren Resonanzkörper.

Man kann das nicht einfach als dilettantisch oder esoterisch abtun: Unter diesen Herstellern gibt es auch Physiker, und selbst die, die es nicht sind, können empirisch einen Klang entwickeln, indem sie mit Materialien experimentieren. Manchmal ist es aber auch so, dass man nicht mehr allzu viel falsch machen kann, wenn man zuvor einige Dinge richtig machte …

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