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Publikationsdatum
28. Juni 2020
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MEDIEN

Die goldenen HiFi-Jahrzehnte

HiFi war ein neuer Trend in den 1960er-Jahren und begeisterte breite Kreise in der Nachkriegszeit. Eine HiFi-Anlage war mit Prestige verbunden und faszinierte. Setzt man deren Preise in Bezug zur damaligen Kaufkraft, dann versteht man die Bedeutung. Grosse, globale Hersteller investierten ins Thema, wie auch die Musikindustrie und die Radiostationen. In Musikaufnahmen und Studiotechnik wurde viel Geld gesteckt.

Mit LP-Produktionen liess sich auch Geld verdienen. Zahlreiche technische Innovationen stammen aus dieser Zeit und hielten bis heute Bestand. Stereo wurde zum Standard für die Vinyl-LP und später im Rundfunk. Die erste HiFi-Zeitschrift in Deutschland im Jahr 1962 hiess folgerichtig HiFi-Stereophonie und bot viel Grundlagenwissen.

Spezial-LP anlässlich der HiFi68 in Düsseldorf, u. a. mit: James Last, Wencke Myhre, Roy Black, Karel Gott, Kai Warner und den Bee Gees.Spezial-LP anlässlich der HiFi68 in Düsseldorf, u. a. mit: James Last, Wencke Myhre, Roy Black, Karel Gott, Kai Warner und den Bee Gees.

Deren Chefredaktor Karl Breh war auch Vorsitzender des DHFI (Deutsches HiFi-Institut) und organisierte in Düsseldorf 1968 die erste HiFi-Messe, deutlich später als die Audio Fair in London oder das Festival du Son in Paris. Die Messe war ein Riesending mit reichhaltigem Begleitprogramm, um den Wert von hochwertiger Musikwiedergabe einem breiteren Publikum vorzuführen. So traten etwa Martha Argerich und Nelson Freire auf! Man lese den Text von Karl Breh im PDF.

HiFi in der Schweiz

In der Schweiz gab es keine reine HiFi-Messe. Doch es gab die FERA (Fernseh-Radioausstellung) in Zürich, eine Messe mit internationalem Renommee und ein Pendant zur IFA (Internationale Funkausstellung) in Berlin.

Radio-Ausstellungen wurden in den 1920er-Jahren lanciert und spiegelten die stark zunehmende Popularität des aufkommenden Rundfunks wider. Gestorben ist die FERA im Jahre 1994, unter anderem weil die aufkommenden Elektronik-Fachmärkte den grossen Firmen günstigere Präsentationsmöglichkeiten boten und eine Publikumsmesse obsolet erschien.

Seitdem fehlt der Branche eine nationale Plattform für Fach- und Privatbesucher. Die Vertriebe der grossen Marken und Einkaufsorganisationen schafften nur noch kleinere Messen, ausschliesslich für Fachbesucher. Bestand hielten diese Messen nie über einen längeren Zeitraum und wechselten öfters konzeptionell.

Von HiFi zu High-End

Die hochwertige Musikwiedergabe setzte sich in den 1980er-Jahren in die Nische ab und High-End wurde erfunden, als Abgrenzung zum nun billig empfundenen HiFi. Die Hotelmessen kamen auf, weil sie mit wenig Aufwand Vorführungen in wohnraumähnlichen Räumen ermöglichen. Deutschland war 1982 mit der ersten «High-End» Vorreiter.

In der Schweiz lancierte der Mitbegründer von avguide.ch, Hans Jürg Baum, die erste Schweizer «High-End» 1986 im Hotel Palace in Luzern und die Schweizer High-End Society wurde gegründet. Das Thema elektrisierte die Fans, die Besucherzahlen stiegen rasch an.

Report im Magazin Sound Ausgabe 5/86 «HiFi 86 - ein Grosserfolg» Report im Magazin «Sound» Ausgabe 5/86 - Klick für Grossansicht

Zur Blütezeit fand die «High-End» im Grand Hotel National in Luzern statt, bis zu 4500 Besucher wurden gezählt. Das 5-Stern-Hotel am Vierwaldstättersee verlieh dem Anlass gehörig Charme und es fanden spannende Rahmenveranstaltungen statt. Einen blumigen Beschrieb der Messe im Jahr 1996 aus der freakigen HiFi-Szene verlinken wir mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Die rasante Entwicklung in der Videotechnik mit grossen Bildschirmen und Projektion gebar einen neuen Trend: das Heimkino. Dieser kam auch in der High-End-Klasse an. Um davon zu profitieren, verliess die High-End-Messe das Grand Hotel in Luzern und siedelte im Jahr 2000 ins moderne Seminarhotel Seedamm-Plaza nach Pfäffikon SZ über.

Dieses bot für das zusätzlich benötigte Messematerial eine bessere Infrastruktur, jedoch ohne den Charme des Grand Hotels. Der Standort war für eine nationale Messe zu abgelegen. Nach einem ersten Aufblühen sanken die Besucherzahlen stetig. Mit neuem Namen «AdVance» und einem marketingmässigen Kraftakt versuchte der Veranstalter das Steuer herumzureissen – und scheiterte. 2007 fand die letzte «High-End»-AV-Messe statt.

Letztlich wurde für High-End-Musikwiedergabe der Wert von Surround Sound nie verstanden. Mehr Ware im Wohnzimmer aufzustellen blieb ein Problem. Video und High-End fremdeln bis heute – oft sind die Anlagen getrennt. Hochwertiges Heimkino entwickelte sich zu einem eigenständigen Nischenthema, meist in speziell dafür vorgesehenen Räumen. High-End-Musikwiedergabe ist und bleibt seit 60 Jahren stereofon.

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