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Die Qualitäten von Ohrhörern erkennen: Perfekt auf die Ergonomie des Ohres angepasst, leicht und von störenden Aussengeräuschen abschirmend. Das Gehirn lässt sich immer wieder von der klanglichen Leistung täuschen. 
Bild: Rai Penta, Meze Audio.Die Qualitäten von Ohrhörern erkennen: Perfekt auf die Ergonomie des Ohres angepasst, leicht und von störenden Aussengeräuschen abschirmend. Das Gehirn lässt sich immer wieder von der klanglichen Leistung täuschen. Bild: Rai Penta, Meze Audio.

Des Pudels Kern

Der portable Sektor des Audiomarkts ist auch an der High End nicht mehr wegzudenken. Obwohl dieser qualitativ wohl immer ein Stück weit den grossen Boxensystemen nachhinken wird. Sind es doch Jahrzehnte des Vorsprungs sowie komplexere technische und anatomische Faktoren, die es dem portablen Markt erschweren, qualitativ zu den Boxensystemen aufzuschliessen. So scheint es zumindest.

Dabei müssen speziell bei Ohrhörern immer wieder Umwege gemacht werden. Ein komplexes und vielfältiges Feld, das ich hier der Einfachheit halber mit dem Beispiel des Effekts des «Open Ear Gain» anschneiden will.

Dieser Effekt entsteht aus der subjektiven Klangverstärkung durch den äusseren Gehörgang (inkl. Ohrmuschel). Dieser Effekt findet im Bereich zwischen 2 und 5 kHz statt, der für das Hören von menschlichen Stimmen/Gesang substanziell ist. Diese Verstärkung ist bei maximal 20 Dezibel alles andere als gering. Anders als bei Boxensystemen oder Kopfhörern müssen Ohrhörer diesen Effekt künstlich, durch eine Anhebung eben dieses Klangspektrums, erzielen.

Dies führt zu einer wortwörtlichen Effekthascherei, welche im optimalen Fall natürlich klingen kann. Allerdings ist die heutige Technik mittlerweile so ausgereift, dass wie bereits erwähnt Profis auf der Bühne auf Ohrhörer – speziell auf massgeschneiderte – nicht mehr verzichten wollen. «Der kleine Bruder» muss meiner Überzeugung nach seine grösseren Geschwister nicht auf ihrem Terrain einholen, denn er hat bereits seine unersetzbaren, eigenen Qualitäten. 

Eine Handreichung oder eine Drohgebärde (je nach Wahrnehmung) für Boxenfanatiker vom (trans-)portablen Feld der Kopfhörer stellt das elektrostatische Kopfhörersystem von Sonoma mit dem simplen Namen Model One dar. Es ist eines der grössten Highlights für mich von diesem Wochenende, das nur ein paar hundert Meter von der High End an der CanJam zu hören war.

Sonoma Model One Electrostatic Headphone System. Noch Fragen?Sonoma Model One Electrostatic Headphone System. Noch Fragen?

Kurz mein Eindruck zusammengefasst: Das Model One bietet eine Klangbühne, die nicht nur realistisch klingt – sie ist es auch! Diese Wahrnehmung vermittelte mir mein Gehirn beim Hören mit unanzweifelbarer Ernsthaftigkeit – etwa dann, wenn ich die zuvor geschlossenen Augen öffnen musste, um zu sehen, dass da keine Bühne vor mir ist, sondern noch immer das besagte Model One und ein Laptop.

Euphorisch bombardierte ich das System mit dem langweiligsten, leblosesten und makellosesten Stück Musik, das ich kenne: «Spanish Harlem» von Rebecca Pidgeon. Und siehe da! Aus der marmornen Elfenstimme von Rebecca Pidgeon wurde eine lebende, atmende, ja sogar von Wärme erfüllte Frau, umgeben von den absolut realistischen und natürlichen Geräuschen und Klängen der Band um sie herum.

Egal ob Kopfhörer- oder Boxenliebhaber, falls Sie die Gelegenheit haben dieses System zu testen: Tun Sie es! Das Model One wird Boxenliebhaber und Ohrhörerfetischisten gleichermassen bezaubern und an einen Tisch bringen. Was bleibt, ist die Freude an der Musik und ihre in der Tiefe des Menschseins verankerte Emotionalität.