Im Spannungsfeld von Schein, Sein und Wollen
Diese Thematik findet man selbstverständlich nicht nur an der High End und der Canjam in München. Es gibt genügend Kopfhörerhersteller, die bewusst den Lifestyle oder den Markt der Musik-Enthusiasten anpeilen, ohne in erster Linie an die Riege der Musiker zu denken. Meze Audio ist hierfür ein gutes Beispiel.
So sorgten beispielsweise im letzten Jahr die Debüt-Kopfhörer 99 Classics von Meze bei mir anfänglich für einen herzhaften Lacher. Die Kopfhörer hatten zwar ein sehr schickes Äusseres und sahen aus wie teure Lifestyle-Kopfhörer, stellten sich dann aber klanglich und vom Tragekomfort her im Vergleich zur Konkurrenz als exzellent heraus – und das in ihrem Preisspektrum von 200 Franken.
Auch der aktuelle Prototyp des Empyrean ist viel mehr als nur ein Hingucker – wenn er auch preislich mehr in der Liga spielt, in der er vorgibt zu spielen. Er ist auch technisch sehr interessant: Erstmals wird eine eigens für den Empyrean entwickelte Technologie des Isodynamischen Hybrid-Arrays eingesetzt. Der Magnetostat besitzt einfach erklärt zwei unterschiedlich strukturierte Magnetscheiben, die ihre Arbeit jeweils auf die oberen und auf die unteren Klangfrequenzen aufteilen.
Ein krasser Gegensatz, was das Äussere, den Preis und die Anwendung angeht, ist der DT 240 Pro von Beyerdynamik. Dieser wird nur um die 100 Franken kosten, bläst aber seine Konkurrenz aus dem gleichen Preissegment aus dem Wasser. Allerdings gilt es hier zu erwähnen, dass es sich dabei in erster Linie um ein Arbeitsgerät für Tontechniker oder Youtuber handelt, die auf ihr Budget achten wollen. Für mich klang der DT 240 Pro so gar nicht nach Beyerdynamik. Andere Produkte der Firma haben in meinem Gehirn den Eindruck eingebrannt, klanglich überaus hell und unangenehm scharf in den Höhen zu sein. Insgesamt ist der DT 240 aber ein toll klingendes, klanglich sehr neutrales Arbeitstier, das die Ohren auch in längeren Sitzungen nicht übermüden wird.
Wo will die Gattung der portablen Kopfhörer hin? Die Antwort ist eindeutig, wenn man sich auf der High End umblickt. Wie ein kleiner Bruder, das seinen grösseren Geschwistern nacheifert, versucht der portable Audiomarkt den grossen Boxensystemen nachzueifern. Ein Unterfangen, über dessen Erfolgsversprechen und Sinnhaftigkeit im letzten Teil des Berichts kontempliert wird.