Neben den Begriffen "HiFi-Röhren" und "Class D-Digitalverstärker" sagen Schlagwörter wie HDMI, DivX, Dolby Digital, 12-bit Video DAC und Progressive Scan schon fast alles über dieses System.
Auch unser Bild zeigt es klar: Das MCD908 ist ein top-modernes Musiksystem mit DVD-Player, Verstärker und Lautsprechern, das mit dem Fernseher kombiniert werden kann und soll.
Potent und schwer
Bereits beim Auspacken dieses rund 1000 Franken teuren Systems wird einem klar, dass es sich hier nicht um leichtgewichtige Billigware handeln kann.
Mit knapp 7 kg sind die wirklich schön verarbeiteten "made in China-Boxen" nicht gerade Leichtgewichte und auch die 4,35 Kilogramm des Verstärkers zeigen, dass hier potente Elektronik eingebaut ist.
Etwas leichter ist die Player-Tuner-Komponente mit einem integrierten MW-UKW RDS-Tuner und Timer mit allem Komfort.
Weder PC noch Internet
Gleich vorweg genommen sei, dass Philips, um die Anlage nicht unnötig zu komplizieren, auf einen Internetanschluss und die Kombination mit einem PC verzichtet hat.
Die Botschaft lautet also ganz klar: "Musiksystem als Partner für Flat-TVs" und nicht: "Tummelplatz für Internet- und PC-Freaks". Für diese Gruppe von verspielten Musiclovers hat Philips ganz andere Produkte auf Lager.
Sound of Tubes
Stolz verkündet Philips: "Im MCD908 feiert der gute alte Röhrenverstärker ein Comeback".
Und das ist höchst erfreulich, denn es zeigt, dass hier wieder einmal der gute Klang ein Thema ist und nicht nur datenreduzierte MP3-Sounds.
Doch der Kenner weiss: Röhrenverstärker sind nicht billig! Das wissen auch die Philips-Leute und verbauen die Röhren deshalb nicht in schwergewichtige Endstufen mit grossen und teuren Übertragern, sondern quasi als "Röhren-Light-Version" in den Vorverstärker.
Die Lautsprecher lässt man durch einen topmodernen, digital arbeitenden Endverstärker befeuern.
So hat man einen klassischen Hybrid-Verstärker gebaut, der die Vorzüge der Röhren mit denjenigen digital arbeitender Transistoren vereinen soll.
Wie und ob die ganze Geschichte funktioniert und tönt, zeigt der Hörtest.
Hybrid ist Trumpf
Einen geradezu audiophilen Eindruck hinterlassen die stabilen und vergoldeten Lautsprecherklemmen. Auch beim genussvollen Betätigen des grossen Drehknopfs für die Lautstärkeregulierung kommt Freude auf.
Bei eingeschaltetem Gerät sind die warm glimmenden Röhren unter der dunklen Acrylglasplatte gerade noch zu erkennen. Hier hätten die Philips Designer gewiss noch ein Quäntchen mehr sichtbare Nostalgie-Show herauskitzeln können: Wenn schon - denn schon....
Der Class D Verstärker leistet beachtliche 2x75 Watt RMS an 4 Ohm Last. Das Gerät segelt unter der Energy Star-Flagge, was heissen will: es gehört, trotz zu beheizender Röhren, zu den Stromsparern.
Der Verstärker wird denn auch bei längerem Betrieb nur handwarm. Vom Einschalten des Systems bis zum Erklingen der ersten Takte mit Musik ab Player braucht es ganze 40 Sekunden (!) und damit etwas Geduld.
Das liegt daran, dass zuerst die Röhren rund 20 Sekunden lang aufgeheizt werden müssen und der Player wiederum rund 20 Sekunden benötigt, bis er die Disc gemächlich eingelesen hat und spielbereit ist.
Satter Sound und satte Farben
Die für ein sogenanntes Microsystem erstaunlich voluminösen und schweren Lautsprecher, mit ihrem noblen, hochglänzend lackierten Echtholzgehäuse, sind geradezu exotisch bestückt.
Als Mitteltöner baute man keine billigen, kleinen Konuslautsprecher, sondern Kalotten ein und im Hoch- und Obertonbereich krönte man die Boxen mit echten Bändchenlautsprechern, für die Philips ja bekannt ist.
Der DVD-Player spielt so ziemlich alles ab, was heute an Formaten
üblich ist wie DVD, DivX, CD, MP3-CD, WMA-CD etc. Was allerdings fehlt,
ist die SACD.
Das bedeutet ganz klar, dass nicht nur Sony, sondern auch auch Philips als Haupt-Lancierer der SACD, so langsam aber sicher den Glauben an die SACD verloren haben.
Das Bildsignal kann via Scart-, Composite- und Component- oder S-Video-Verbindung zum TV übertragen werden.
Von der HDMI-Buchse kann sowohl das Audio- , wie auch das Videosignal in digitaler Form an die entsprechenden Komponenten weitergeleitet werden. Die Bilder können sogar im Vollbildmodus "Progressive Scan" ausgegeben werden.
Unsere Test-DVDs wurden mit satten Farben, brillant und kontrastreich reproduziert. Zudem bietet der Player allen nur denkbaren Komfort mit Video Upsampling und Video Upscaling.
Röhrenklang - mal anders...
Gleich die ersten Paar Takte mit Musik zeigten, dass hier nicht der erwartete schmelzig-warme Röhrensound geboten wird, sondern ein sehr brillantes, helles und frisches Klangbild.
Während zarte Streicherklänge etwas kratzbürstig wirkten, fetzten Gitarren und Beckenimpulse bei rockigen Sounds mit gehörigem Punch durch den Abhörraum. In Sachen Brillanz tat die Anlage in unserem mittelmässig bedämpften Abhörraum doch etwas zuviel des guten, und in der Folge wurden die zunächst direkt auf den Hörer gerichteten Speaker parallel zur Rückwand ausgerichtet. Dies verhalf der Anlage zu einem deutlich gemässigteren Klangbild. Mit der Ausrichtung der Boxen sollte also jeder ein bisschen experimentieren.
Um zu sehen, welche Komponente für die betonte Brillanz verantwortlich ist - Verstärker, Player oder Boxen? - wurden die Lautsprecher des Systems gegen Spitzenboxen ausgetauscht und Vergleiche zu hochwertigen analogen Verstärkern angestellt.
Und siehe da: Gegenüber analogen Verstärkern der Oberklasse zeigte die Philips-Elektronik eine ganz klar gesteigerte Brillanz im Hoch- und Obertonbereich, die sich je nach Klangmaterial positiv, aber auch mal negativ auswirken kann.
Doch zurück zur Gesamtanlage: Insgesamt ist das Klangbild sauber und ausgewogen mit der Tendenz, den Hoch- und Obertonbereich etwas zu betonen. Also genau richtig, um auch Moviesounds effektvoll zu bringen. Wem der Klang zu hell erscheint, kann natürlich mit dem Höhenregler ganz einfach etwas Brillanz wegnehmen.
Nicht überzeugend: 3D-Sounds
Um auch aus nur zwei Lautsprechern einen ausgeprägten Surroundsound zu erzielen, hat die Industrie clevere Schaltungen entworfen, die dem menschlichen Gehör riesige Klangbühnen vorgaukeln können und dazu die Informationen des 5.1 Sounds ab DVD benutzen. Ein Teil der Raumklang-Information ist also echt, ein anderer virtuell.
Auch Philips bietet 6 sogenannte 3 D-Programme zur Steigerung der Räumlichkeit an. Sie wirken aber allesamt recht billig und sind für den auch nur einigermassen anspruchsvollen Cineasten völlig unbrauchbar.
Besser hätte man zum bekannten "Dolby Virtual Speaker" - Programm gegriffen, welches überzeugendere Space-Sounds aus nur zwei Speakern liefern kann.
Aber auch im reinen Stereobetrieb ist die Klangbühne des MCD908 bei guten DVDs extrem breit und eindrucksvoll. Da sind Trickschaltungen glatt überflüssig.