TESTBERICHT
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Publikationsdatum
13. Juli 2020
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MEDIEN

Geballte Basspower

Die 702 S2 von Bowers & Wilkins ist eine feste Grösse im Angebot von Standboxen der HiFi-Spitzenklasse. Sie enthält eine Unmenge an High-Tech erster Güte und bleibt mit einem Paarpreis von CHF 4190.- dennoch bezahlbar. Was will man mehr? Die Antwort gibt der britische Traditionshersteller selber, indem er jüngst die 702 Signature präsentiert hat. Sie basiert auf der 702 S2, verfügt aber über ein aufwändiges Feintuning der Frequenzweiche sowie ein deutlich edleres Gehäuse-Finish mit hochglanz-lackiertem, dunkel strukturiertem Ebenholzfurnier.

Die bewährte Hardware der 702 S2 (Testbericht nachzulesen: hier) verdient einen erneuten Blick auf feinste technische Details: Im Bassbereich sorgen nicht weniger als drei 16,5-cm-Tieftöner für gewaltigen Schub und Tiefgang. Speziell profilierte, dreilagige «Aerofoil»-Membranen aus Pappe-EPS-Verbund sind besonders steif und dennoch leicht. Dies wirkt sich positiv auf das Impulsverhalten aus. Massive Aluminium-Gusskörbe sorgen für Stabilität auch bei hoher Beanspruchung. Die Wiedergabe reicht bis zu tiefen 28 Hz (-6 dB).

Unten an der Rückseite der Box verstärkt eine aerodynamisch geformte Bassreflexöffnung den Druck im Tiefbass. Wenn sich dieser bei wandnaher Aufstellung als zu üppig erweist, kann man ihn über einen zweiteiligen Schaumstoffpfropfen wirksam an die vorliegende Raumakustik anpassen. Mit einem Impedanz-Minimum von 3,1 Ohm benötigen die 702 Signature einen stabilen Verstärker mit gutem Dämpfungsfaktor. Er darf bis zu 300 Watt liefern und treibt die Standboxen damit zu sehr hohen, unverzerrten Spitzenpegeln. Andererseits ist die Empfindlichkeit der Signature mit 90 dB (bei 2,83 V Eingangsspannung) so hoch, dass auch ein 30-Watt-Verstärker für raumfüllende Lautstärke durchaus ausreicht.

Continuum-Mitteltöner

Auch der silberfarbene Mitteltöner darf sich sehen lassen: Seine sickenlos aufgehängte 15-cm-Continuum-Membrane ist ein einzigartiger Blickfang. Viel wichtiger aber ist, dass das Partialschwingungsverhalten bei diesem eigens von Bowers & Wilkins neu entwickelten, patentierten Material im Vergleich zum früher verwendeten Kevlar deutlich verbessert wurde. Somit kommen die Mitten klar besser definiert, was verschiedenste Tests von Bowers & Wilkins-Lautsprechern mit «Continuum»-Membranen inzwischen bestätigt haben. Der Korb des Mitteltöners besteht ebenfalls aus massivem Aluguss und ist über einen speziellen Mechanismus – ohne Schrauben – Resonanz-entkoppelt an der schmalen Schallwand fixiert. Auch diese Massnahme soll die Klangtransparenz erhöhen. Dazu passt, dass das schlanke Gehäuse einer breiten Abstrahlung kaum Hindernisse entgegensetzt.

Tweeter on top

Immer schon zeichneten sich «Signature»-Modelle von Bowers & Wilkins durch ihren aufgesetzten Hochtöner aus: Die veredelte 702 macht da keine Ausnahme. Zum Einsatz kommt eine 25-mm-Aluminiumkalotte mit Carbonpartikel-Beschichtung. Sie sitzt in einem massiven, mehr als 1 kg schweren Alugusskörper, der eine ungestörte Laufruhe ohne Resonanzen des Hochtöners sorgt. Das aus dem Vollen gedrehte Gehäuse dient zudem als effizienter Kühlkörper und eliminiert dank einem rückwärtigen akustischen Ausgleichsvolumen («Nautilus»-Röhre) unerwünschten Restschall.

Dieser Hochtöner ist ein echtes technisches Highlight: Die lediglich 30 Mikrometer dünne Aluminiumkalotte ist mit Carbonpartikeln beschichtet und innen durch einen weiteren Carbonring verstärkt. Damit gewinnt sie – nebst geringerem Gewicht – eine sehr gute Verwindungssteifigkeit. Die obere Materialeigenresonanz liegt nun bei 47 kHz – weit oberhalb des hörbaren Bereichs. Dank der aufgesetzten Bauweise im separaten, winzigen Gehäuse können sich die hohen Töne ungestört von Kantenbrechungen frei nach allen Seiten hin ausbreiten. Und auch das Phasenverhalten von Mittel- und Hochtönern kann durch diese Anordnung harmonisiert werden.

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